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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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sie wissen etwas darüber – wahrscheinlich haben sie die ganze Sache beobachtet«, antwortete Palcikas gereizt. »Ein Hubschrauberabschuß, nicht identifizierte Flugzeuge im Tiefflug, angeblich Bombendetonationen – sie müssen irgendwas gesehen haben.
    Hoffentlich sind sie auskunftsfreudiger, wenn sie ihren Schaden ersetzt bekommen haben.«
    »Wenigstens werden die noch folgenden Gespräche ein Vergnügen sein«, behauptete Kolginow lächelnd. Er stellte fest, daß Palcikas ebenfalls schwach lächelte. »Wie ich sehe, sind Sie derselben Meinung. Eigentlich merkwürdig – auf dem Podium oder in den Fernsehnachrichten wirkt sie wie eine Fanatikerin. Aber im persönlichen Umgang ist sie sehr attraktiv und…«
    »Ich glaube, Sie brauchen ein kaltes Bad im Salantai«, unterbrach ihn Palcikas, »Sie sind heißgelaufen, mein Lieber.«
    »Sie nicht, General?« fragte Kolginow lachend.
    »Alexei, Sie sind übergeschnappt!«
    »Sie haben natürlich recht, General. Was könnte eine Frau wie die an einem alten Schlachtroß wie Ihnen finden?«
    »Ein Glück, daß Sie sich bald dem Aufnahmeritual unterziehen müssen«, sagte Palcikas. »Dabei lernen Sie wieder Disziplin, das garantiere ich Ihnen!«
    Inzwischen war die Mi-8 herangekommen und setzte zur Landung an, Palcikas erteilte dem Piloten mit seinem Handfunkgerät einen kurzen Befehl. Die Maschine ging in etwa zehn Meter Höhe in den Schwebeflug über, und der Lademeister warf das dicke Kokosseil aus der linken Frachtraumtür. »Los, rauf mit Ihnen, Major!« verlangte Palcikas.
    »Was? Ich soll am Seil zu einem schwebenden Hubschrauber raufklettern?«
    »Sie sind der Experte für Liebe, ich bin der Fachmann für Soldatentum«, sagte Palcikas lachend. Er mußte schreien, um den Triebwerkslärm zu übertönen. »Wir werden sehen, wer besser zurechtkommt. Mir nach!« Er stürzte sich mit einem lauten Schrei auf das dicke Tau und begann zu klettern. Keine dreißig Sekunden später war er an Bord der Mi-8 und machte Kolginow ein Zeichen, ihm zu folgen, Als er sich aus der Laderaumtür beugte, um zu beobachten, wie sein junger Adjutant das Seil heraufkletterte, sah er Anna Kulikauskas an einem Fenster des Bauernhauses stehen. Sie hob eine Hand, und Palcikas glaubte, sie winke ihm zu. Ob sie das wirklich tat, war schwer zu beurteilen, aber allein die Vorstellung ließ sein Herz schneller klopfen.
Fisikus-Institut für Technologie,
Wilna, Litauen
6. Dezember, 08.39 Uhr
    Das zehn Meter lange und fast ebenso breite maßstabsgetreue Flugzeugmodell beherrschte den Konferenzsaal im ersten Stock des Hauptgebäudes des weitläufigen Fisikus-Instituts. Dieses riesige Modell, das an Hydraulikarmen einige Meter über dem Konferenztisch hing, hatte nur wenig Ähnlichkeit mit einem konventionellen Flugzeug. Die stark gewölbten Flügel liefen spitz aus, und sein Rumpf war so weitgehend in die Flügel integriert, daß die Maschine an einen riesigen Stachelrochen erinnerte. Die Cockpitfenster waren nur noch schmale Sehschlitze auf der Rumpfoberseite dicht hinter dem spitzen Bug. Am Heck ragten über auffällig kleinen Triebwerksauslässen zwei schräggestellte Seitenleitwerke auf.
    In der ehemaligen Sowjetunion hatte das Fisikus-Institut für Technologie zu etwa einem Dutzend staatlicher Konstruktionsbüros für Flugzeugbau gehört. Wie das amerikanische High Technology Aerospace Weapons Center (HAWC) in Nevada war das Fisikus ein streng geheimes Entwicklungszentrum, dessen Existenz von amtlicher sowjetischer Seite niemals offiziell zugegeben wurde. Normalerweise gingen Entwicklungen aus dem Gebäudekomplex, in dem die litauischen Fisikus-Labors untergebracht waren, an andere Konstruktionsbüros wie Suchoi, Mikojan-Gurewitsch oder Tupolew, die sie in ihre Entwürfe einarbeiteten. Dieses absolut neuartige Flugzeug, das komplett aus der litauischen Forschungsstätte kam, gehörte zu den wichtigsten sowjetischen Neukonstruktionen – es war der erste russische Stealth-Bomber, der auch mit modernen Radarsystemen nicht zu orten sein sollte.
    Einer der Wissenschaftler am Konferenztisch betätigte einen Schalter der Konsole neben seinem Platz, damit das Flugzeugmodell sich um seine Längsachse drehte, so daß alle Anwesenden die nach innen geneigten Seitenleitwerke deutlich sehen konnten.
    »Das Steuerwerk des Tarnkappenbombers Fi-170 besteht aus im ganzen beweglichen, elektronisch gesteuerten, hydraulisch betätigten Steuerflächen aus Faserverbundwerkstoffen«, sagte Dr. Pjotr Fursenko, der als

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