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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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durchs Fisikus, so daß die Wissenschaftler gar nicht mehr ruhig arbeiten konnten. Das paßte Gabowitsch überhaupt nicht. Das Institut war sein persönliches Reich, und obwohl er selbst kein Wissenschaftler war, bestimmte er, was sie zu tun hatten. Gabowitsch strebte nicht bloß danach, das Fisikus zur wichtigsten Entwicklungsstätte für Waffen und Flugzeuge in der GUS zu machen – sondern war von diesem Gedanken geradezu besessen.
    Deshalb hatte er den Amerikaner aus diesem Kaff in Sibirien hierher gebracht; deshalb hatte er soviel Mühe darauf verwandt, ihn aus einem Gefangenen in einen Kollaborateur umzumodeln.
    Und deshalb nahm er auch die lächerlichen Störmanöver der Litauer hin, auf deren Boden das Institut bedauerlicherweise stand.
    Wiktor Gabowitsch geriet jeden Tag in Versuchung, die Türen und Tore zusperren zu lassen, diese Pfadfinder zum Teufel zu schicken und keine Fremden mehr einzulassen. Er wußte jedoch recht gut, daß seine Schwarzen Barette sich nicht lange gegen die Litauer würden halten können – und schon gar nicht gegen eine Übermacht weißrussischer GUS-Truppen.
    Aber daß Gabowitsch diese Witzfiguren einlassen mußte, bedeutete noch längst nicht, daß er sich von ihnen ausquetschen lassen mußte. »Was ist mit seinem Gesundheitszustand? Der geht Sie nichts an!«
    Kolginow kniff die Augen zusammen, und Surkow wich unwillkürlich einen Schritt zurück und zog sein Sprechfunkgerät aus der Koppeltasche, als wolle er Unterstützung anfordern. »Bitte Ihre Dienstausweise«, verlangte der Major.
    Gabowitsch zeigte widerstrebend seinen Ausweis vor. »Das eigentliche Problem liegt darin, Major«, behauptete er aufgebracht, »daß Sie hier rumschnüffeln und private Forschungsvorhaben überwachen, die Sie nichts angehen!«
    Ein Blick auf den hingehaltenen Dienstausweis genügte, um Kolginow zu zeigen, mit wem er es zu tun hatte. Obwohl er Gabowitsch bisher nie begegnet war, kannte er ihn als Chef des Sicherheitsdiensts am Fisikus-Institut und als von den Wissenschaftlern selbst angestellten Sicherheitsfachmann für jene Teile der Forschungseinrichtung, die von litauischen Inspektoren noch nicht kontrolliert werden durften. Kolginow wußte auch, daß Gabowitsch und seine rechte Hand, ein Major Teresow, ehemalige KGB-Offiziere waren, deren gesamter KGB-Apparat vermutlich weiterhin funktionierte. Aber den dritten Mann hatte Kolginow noch nie gesehen, deshalb zeigte er auf Luger und fragte: »Und dieser Mann …?«
    »Dr. Iwan Sergejewitsch Oserow. Er untersteht meiner Aufsicht.
    Ihnen gegenüber braucht er sich nicht auszuweisen«, sagte Gabowitsch gereizt. »Was haben Sie übrigens in diesem Gebäudeflügel zu suchen, Major Eiserner Wolf?«
    »Ich inspiziere die …«
    »Auf diesem Flur gibt’s keine Wachposten, Major«, stellte Gabowitsch fest. »Ich möchte Ihnen raten, Ihre Nase nicht in Dinge zu stecken, die Sie nichts angehen.«
    »Sollten Sie sich über mich beschweren wollen, Genosse Gabowitsch«, sagte Kolginow laut, »können Sie…«
    Aber er brachte den Satz nicht zu Ende. Gabowitsch, dessen Geduldsfaden gerissen war, zerrte zornrot eine großkalibrige Pistole aus seinem Schulterhalfter und bedrohte damit Kolginow, der sofort verstummte. Auch Teresow hielt jetzt eine Pistole in der Hand, mit der er auf Surkow zielte, bevor der Sergeant seine Dienstwaffe ziehen konnte.
    »Ich befehle Ihnen, den Mund zu halten, diesen Korridor sofort zu verlassen und niemandem von diesem Vorfall zu erzählen, sonst bringe ich Sie für immer zum Schweigen«, sagte Gabowitsch drohend. »Dies hier ist ein Privatunternehmen, das mit Genehmigung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten arbeitet. Oserow ist ein GUS-Wissenschaftler, den ich zu betreuen habe, und Sie verstoßen gegen interne Sicherheitsbestimmungen. Sollten Sie diesem Unternehmen durch Ihr Verhalten geschadet haben, veranlasse ich, daß General Woschtschanka bei Ihrer Regierung vorstellig wird, um Ihre Degradierung durchzusetzen. Wenn Sie mir das nicht zutrauen, können Sie’s ja drauf ankommen lassen. Und jetzt verschwinden Sie!«
    Kolginow sah zu Surkow hinüber und schüttelte kaum merklich den Kopf. Er wußte, daß der Sergeant in der Lage gewesen wäre, Teresow blitzschnell kampfunfähig zu machen, und traute sich selbst zu, Gabowitsch zu erreichen, aber dann wären sie spätestens von einem der beiden MSB-Agenten niedergeschossen worden. Es hatte keinen Zweck, die Sache hier und jetzt austragen zu wollen – das hatte Zeit, Kolginow

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