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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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unter großem Streß, Doktor«, erklärte ihm Gabowitsch, »aber er kommt morgen ins Labor zurück, um das neue Programm zu schreiben.«
    Fursenko wirkte so erleichtert, daß Gabowitsch sich nicht gewundert hätte, wenn er ihm die Hand geküßt hätte, und tänzelte beinahe, als er sich abwandte, um in den Konferenzsaal zurückzugehen.
    »Noch etwas, Doktor…«, sagte Gabowitsch, Der Wissenschaftler grinste noch immer erleichtert, als er sich umdrehte. »Bitte denken Sie daran, Doktor, daß Dr. Oserows Anwesenheit hier im Fisikus weiterhin streng geheim ist. Außerhalb dieser Mauern darf sein Name nirgends erwähnt oder gar veröffentlicht werden. Und verlassen Sie sich darauf: Sollte es irgendwo eine undichte Stelle geben, erfahre ich davon!«
    Dr. Fursenko, dessen Grinsen schlagartig verschwunden war, nickte hastig und verschwand.
    Gabowitsch seufzte erleichtert auf. Dank Lugers Mitarbeit kam das Entwicklungsprogramm gut voran. Nicht einmal in seinen kühnsten Träumen hätte Gabowitsch erwartet, daß der Amerikaner einen so großen Beitrag würde leisten können. Lugers Kenntnisse aus dem High Technology Aerospace Weapons Center in Nevada erwiesen sich als unbezahlbar. Und er, Wiktor Gabowitsch, war für diesen Erfolg verantwortlich: Er hatte aus einem Mann, den andere als Gefangenen vor ein Erschießungskommando gestellt hatten, einen Kollaborateur gemacht. Dr. Iwan Sergejewitsch Oserow, ehemals David Luger, war der geborene Arbeiter, mindestens so intelligent wie die Wissenschaftler im Fisikus, aber so leicht beherrschbar wie ein Hund, der angeleint, mit Fußtritten eingeschüchtert und abgerichtet werden konnte.
    Der einzige Wermutstropfen war seine Konditionierung. Gabowitsch bemühte sich, nicht an dieses Thema zu denken, aber er mußte sich eingestehen, daß Luger… Probleme hatte. Die mit der Annahme von Dr. Oserows Identität verbundene Umorientierung hielt nicht so gut und so lange vor, wie Gabowitsch gehofft hatte.
    Aber das würde sich hoffentlich kurieren lassen.
    Sonst müßte er wieder selbst eingreifen.
    Der hochtrabende Name »Zulu-Bereich« bezeichnete einen dunklen, moderigen, feuchten Teil des zweiten Untergeschosses des Sicherheitstrakts im Fisikus-Institut. Dieser Sicherheitstrakt – dessen Personal ehemalige KGB-Offiziere waren, die nichts mit den GUS-Wachmannschaften des Instituts zu tun hatten – war ein dreistöckiger Bau mit zwei Kellergeschossen. Lugers Apartment mit den dazugehörigen Überwachungs- und Versorgungsräumen lag im dritten Stock und durfte außer von ihm nur von Gabowitsch und einigen Vertrauten betreten werden. Im zweiten Stock befand sich die Registratur für Geheimunterlagen; der erste Stock diente als Waffenkammer für die 400 Mann starke OMON-Wachmannschaft; im Erdgeschoß lagen Dienstzimmer und Lehrsäle für Gabowitsch, seinen Stab und die Sicherheitsteams. Das erste Kellergeschoß enthielt Lager-
    räume; der Zulu-Bereich im zweiten Untergeschoß wurde von einem halben Dutzend Zellen aus Hohlblocksteinen gebildet, die zwischen Heizkesseln und einem Gewirr aus Versorgungsleitungen hochgezogen worden waren.
    Als Luger gleich nach seiner Ankunft im Fisikus zur Vernehmung und Gehirnwäsche in den Zulu-Bereich verlegt worden war, hatte es sich nur um eine Variante der beim KGB als Schtrafnoi Isoljator bezeichneten Isolierzelle gehandelt, die im allgemeinen dafür sorgte, daß der Häftling nach zehn bis vierzehn Tagen aussagebereit war.
    Das übliche Verfahren basierte auf Einzelhaft, Schlafentzug und Verhören durch »gute« und »böse« Vernehmer. Der Häftling bekam weniger als 1500 Kilokalorien pro Tag und nur einen halben Liter Wasser, das meistens mit Beruhigungsmitteln wie Haloperidol oder Triftazin oder mit Aufputschmitteln wie Methyphenidat versetzt war. Körperliche Mißhandlungen waren selten – vor allem bei Soldaten und Geheimagenten –, weil Gefangene mit entsprechender Ausbildung den Schmerz unterdrücken oder sogar gegen ihre Folterer einsetzen konnten.
    Aber bei David Luger war es um mehr gegangen.
    In seinem Fall hätte es nicht genügt, ihm alles Wissen zu entlocken, denn Gabowitsch wollte, daß Luger seine Ausbildung und Erfahrung zur Förderung des entstehenden Stealth-Bombers Fi-170 einsetzte.
    Ein geschlagener, mißhandelter, psychisch vernichteter Luger hätte keinen brauchbaren Mitarbeiter abgegeben. Da am Fisikus einige der besten Elektroingenieure der Welt arbeiteten, hatte Gabowitsch sie nach seinen Angaben eine Maschine bauen lassen,

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