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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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vor dem Bomber liegende Gelände dar. Es lieferte keinerlei Input für den Flugregler und hätte den Piloten nicht daran gehindert, gegen einen Hügel zu rasen.
    Obwohl Stealth-Flugzeuge normalerweise kein Terrainfolgesystem brauchten, ging Luger davon aus, für diesen Bomber sei keines entwickelt worden, weil die Piloten ihm ohnehin nicht getraut hätten – was ja jetzt auch der Fall zu sein schien. »Hört mal, Genossen«, sagte Luger in Pidginrussisch über die Bordsprechanlage, »diese Rumkrebserei in achthundert Meter Höhe und mit eingeschaltetem Autopiloten hat nichts mit einem Tiefangriff zu tun. Was haltet ihr davon, runterzugehen und richtig loszulegen?«
    »Wir haben den Auftrag, unsere Waffen zu erproben«, antwortete der Pilot irritiert, »und nicht, Ausweichmanöver zu fliegen. Was hätten wir außerdem von der feindlichen Flugabwehr zu befürchten?
    Kein Radar kann uns sehen, und die Amerikaner haben ohnehin kaum Fla-Waffen.«
    »Man übt nicht für den besten, sondern für den schlimmsten Fall.«
    »Soll das heißen, daß wir die Parameter für den Waffeneinsatz ändern sollen, Dr. Oserow?«
    »Diese Parameter lassen sich unmittelbar vor dem Waffeneinsatz wiederherstellen«, erklärte ihm Luger. »In der restlichen Zeit sollten Sie dem Gegner ausweichen. Geben Sie ihm keine Gelegenheit, Sie zu orten!«
    »Aber der Feind kann uns nicht sehen«, wandte der Flugingenieur ein. »Obwohl der Militärflugplatz Matschulischtsche südlich von Minsk nur neunzig Kilometer entfernt ist, liegt unsere abgestrahlte Radarenergie fast unterhalb der Meßgrenze. Dabei steht dort das leistungsfähigste Radargerät im Westen der GUS. Also brauchen wir nicht tieferzugehen und uns den Gefahren in Bodennähe auszusetzen.«
    Zwecklos, mit denen diskutieren zu wollen, dachte Luger. Nach einem Blick auf seine Karte und die Anzeigen vor dem Navigator wußte er, daß sie bis zum Abschuß der ersten Lenkwaffen noch fast 100 Kilometer zu fliegen hatten. Bei 600 Stundenkilometern würden sie diesen Abschußpunkt erst in zehn Minuten erreichen. Der ihnen zugewiesene Flugkorridor, der um größere Städte und Industriegebiete herumführte, war 20 Kilometer breit, so daß sie reichlich Manövrierraum hatten. »Ich schlage vor, auf siebenhundert zu gehen«, sagte Luger, »und ein paar Steilkurven zu fliegen.«
    »Die stehen nicht in unserem Flugplan.«
    »Nein, aber dies ist der zwanzigste Testflug, der zehnte Tiefflug und der vierte mit Waffen an Bord«, knurrte Luger, ohne zu erwähnen, daß dies zugleich sein sechster und bisher langweiligster Flug war, »und wir haben nichts anderes getan, als in ziemlicher Höhe geradeaus zu fliegen. Dieses Baby soll mal zeigen, was es kann!«
    Die Russen fanden es irritierend, daß Oserow die merkwürdige Angewohnheit besaß, englische Wörter einzustreuen, wenn er auf-
    geregt war. Obwohl sie sich oft fragten, woher das kam, waren sie vorsichtig genug, sich nicht danach zu erkundigen – Oserow war der Schützling von General Gabowitsch, dem Chef des Sicherheitsdiensts. Und sie waren auch klug genug, nicht vom festgelegten Erprobungsprogramm abzuweichen. Trotzdem …
    Vielleicht flog Oserow aus der Versuchsabteilung, wenn er die Vorschriften bewußt übertrat. Das wäre für sie alle eine große Erleichterung gewesen.
    »Sie sind für den rechten Sitz qualifiziert, Doktor«, erklärte ihm der Pilot unter seiner Sauerstoffmaske lächelnd. »Ich bin gern bereit, Ihnen die Kontrolle über das Flugzeug zu überlassen.« Das sagte er, damit der ständig mitlaufende Recorder, dessen Band nach jedem Flug sorgfältig ausgewertet wurde, die Übergabe auch registrieren konnte. Sonst bestand die Gefahr, daß die Verantwortung nicht eindeutig feststand, falls etwas schiefging. Aber vermutlich würde nicht einmal der unorthodoxe Wissenschaftler diesen Flug, der vor seiner entscheidenden Phase stand, unterbrechen wollen.
    »Steigen Sie auf tausend Meter und tauschen Sie den Platz mit mir«, wies Luger den Copiloten an. Als der Navigator zögerte, befahl der Pilot ihm, Platz für Dr. Oserow zu machen. Keine Minute später war Oserow auf dem rechten Sitz festgeschnallt.
    »Wir warten nicht bis kurz vor dem Bombenwurf, um die Waffen zu kontrollieren«, schlug er vor. Ohne daß der Pilot ihm ein einziges Stichwort liefern mußte, hakte Oserow die Punkte der Checkliste »Vor dem Waffeneinsatz« aus dem Gedächtnis ab – und das in einem Tempo, mit dem der Pilot kaum Schritt halten konnte. Oserow sorgte dafür,

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