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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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sie alle ihre Privilegien gekostet.
    Sobald die Litauer dieses Institut übernehmen, sind sie alle arbeitslos.«
    »Was ist, wenn sie sich das Geld anderswo beschaffen?«
    »Wo denn? Vielleicht in Rußland? Dort ist nichts zu holen. In anderen Staaten des früheren Ostblocks? Bei der IRA…?«
    »Wie war’s mit dem Iran? Oder dem Irak? Syrien? Libyen?«
    »Nein, nein, da passiert nichts. Das Werk wird geschlossen, die Produktion wird eingestellt, und die Litauer versuchen, uns den Bomber zu verkaufen. Mehr wird daraus nicht«, bekräftige Russell nochmals. »Wir behalten das Fisikus und alle übrigen Konstruktions-
    büros im Auge – lauter Geisterstädte. Entstünde der geringste Verdacht, die Technologie sollte exportiert werden, könnten wir das Institut sofort von der GUS schließen lassen.«
    »Dann würde Luger beseitigt«, gab Curtis zu bedenken. »Die Verantwortlichen würden verschleiern wollen, daß dort jahrelang ein amerikanischer Offizier in Haft gewesen ist.«
    »Oder Luger geht ›freiwillig‹ mit den Wissenschaftlern an ein anderes Institut.«
    »Also müssen wir ihn sofort rausholen«, entschied Curtis. »Das dürfen wir nicht riskieren.«
    Russell fand zwar, es sei einfacher, den Kerl zu liquidieren, als bei einem Rettungsversuch Menschenleben aufs Spiel zu setzen, aber er behielt seine Meinung für sich. In seiner gegenwärtigen Stimmung wäre Curtis bloß ausgerastet. »Wie Sie meinen, Wilbur. Arbeiten Sie einen Plan für seine Befreiung aus. Aber dieser Kerl muß dann verdammt viel erklären!«
    »Vorhin hat seine Geschichte Sie nicht gerade interessiert, George«, meinte Curtis.
    »Ich kann Verräter nicht ausstehen«, antwortete Russell. »Ein Berufsoffizier, der für die andere Seite arbeitet – unerträglich! Aber wenn Sie ihn dort rausholen wollen, weil er Ihnen was bedeutet, lassen wir ihn unbehelligt, bis Sie einen Plan ausgearbeitet haben.
    Okay?«
    »Glauben Sie mir, er bedeutet vielen sehr wichtigen Leuten in sehr hohen Positionen etwas«, sagte Curtis. »Einige dieser Leute verdanken ihm das Leben. Wenn Sie die Old-Dog-Akte lesen, werden Sie feststellen, daß ganz Amerika Grund hat, ihm dafür dankbar zu sein, daß er mitgeholfen hat, den Zusammenbruch der Sowjetunion zu beschleunigen.«
Über der Mitte Weißrußlands
17. März, 03.30 Uhr
    Die Mitte Weißrußlands ist sehr flach.
    Mit dichten Wäldern, weiten Ebenen und riesigen Sümpfen, die sich über viele Quadratkilometer erstrecken, stellt dieses Gebiet 100 Kilometer südlich von Minsk und 400 Kilometer östlich von War-
    schau keine großen Anforderungen an Tiefflieger. Aber nach einstündigem Flug befanden sie sich noch immer fast 1000 Meter über Grund, und Dave Luger hätte sich am liebsten die Haare gerauft.
    Ihm war so langweilig, daß er sogar merkte, wie unbequem und verkrampft man als Ausbilder neben dem Flugingenieur hinter der Mittelkonsole zwischen den Piloten saß. Er sehnte sich nach etwas Action.
    »Pilot, hier Ausbilder«, sagte Luger über die Bordsprechanlage, »wie wär’s, wenn wir endlich tiefergehen würden?«
    Da keine Antwort kam, wollte er seine Frage eben wiederholen, aber dann sagte der Waffensystemoffizier auf dem Copilotensitz:
    »Pilot, zwanzig Kilometer vor uns steigt das Gelände an. Empfehle acht-null-null Meter Höhe.«
    Wie im amerikanischen Bomber B-2 Black Knight saß in dieser Maschine ein als Pilot ausgebildeter Navigator auf dem rechten Sitz, um die Navigations-, Waffen- und Abwehrsysteme zu bedienen; hinter ihm und dem Piloten hatte eigentlich der für die Überwachung der Flug- und Triebwerkssysteme zuständige Flugingenieur seinen Platz.
    »Verstanden. Sinke auf acht-null-null.« Das Flugzeug sank kümmerliche 200 Meter tiefer, und der Autopilot wurde wieder eingeschaltet. Luger, der lieber keinen Kommentar abgab, biß sich auf die Unterlippe, um nicht in seine Sauerstoffmaske zu gähnen.
    Normalerweise hätte sich Luger nachts bei einem simulierten Einsatz im Tiefflug – vor allem auf dem Platz des Flugingenieurs an Bord des phantastischen Stealth-Bombers Fi-170 Tuman – nicht langweilen dürfen. Trotzdem langweilte er sich, weil die beiden sowjetisch ausgebildeten Piloten die Maschine wie alte Waschweiber flogen. In den Tiefen seines Unterbewußtseins meldete sich irgend etwas, das ihm sagte, ein Flug dieser Art könne weit aufregender sein…
    Aber sogar streng nach Vorschrift fliegende Piloten und Ingenieure konnten Lugers wachsende Begeisterung für die Fi-170 nicht dämpfen.

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