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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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von einem ausländischen Gerichtshof zum Tode verurteilt worden, Sie sind allein, Oberleutnant Luger. Schweigen Sie weiter, bleiben Sie allein. Reden Sie mit mir, Oberleutnant! Tun Sie das nicht, verlieren Sie Ihre Identität – und irgendwann Ihr Leben. Ist das Leben Ihnen so wenig wert?«
    Noch immer keine Antwort.
    »Ich verlange nicht, daß Sie Militär- oder Staatsgeheimnisse preisgeben, Oberleutnant David Luger«, fuhr der andere ungerührt fort, »Wir wissen bereits ziemlich viel über Sie. Offen gesagt bezweifle ich sogar, daß Sie uns etwas Wertvolles erzählen könnten. Da wäre es doch schade, wenn Sie sich grundlos… Schwierigkeiten aussetzen würden.«
    Wieder keine Antwort. Luger fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und versuchte, seine Arme zu bewegen. Aber sie waren ans Bett gefesselt. Der Mann hat gerade seine wahren Absichten preisgegeben, sagte sich Luger – ich soll gefoltert werden. Mit dem Gerede von der bevorstehenden Hinrichtung hat er dich nur einschüchtern wollen…
    »Wir könnten zum Beispiel mit Ihrem Geburtsdatum anfangen, Oberleutnant. Wie alt sind Sie?« Schweigen, »Kommen Sie, kommen Sie, Oberleutnant. Ihr Alter hat für die Sowjetunion bestimmt keinen militärischen Wert. Ihr Ehrenkodex besagt, daß Sie Ihr Geburtsdatum preisgeben dürfen – sogar das Internationale Rote Kreuz stimmt dem zu. Wann sind Sie geboren, Oberleutnant?« Keine Antwort.
    Die Stimmung des Mannes schlug plötzlich ins unfreundlich Finstere um. Er trat einen Schritt auf Luger zu und beugte sich über ihn.
    Dabei zog er eine kleine runde Blechdose aus der Tasche und hielt sie hoch, so daß Luger sie sehen konnte.
    »Wissen Sie, was das ist, Oberleutnant?« fragte der Russe leise, aber bedrohlich knurrend. »Die Dose enthält eine Mentholcreme, die man sich unter die Nase schmiert. So …« Er schraubte den Deckel ab, fuhr mit dem Zeigefinger hinein und schmierte etwas Creme auf Lugers Oberlippe. Der Mentholgeruch war mir irgendeinem anderen Duft versetzt – wahrscheinlich stammte er von einer Droge, vielleicht von einem schwachen Halluzinogen wie LSD. Dieser Duft war stark genug, um Lugers Augen tränen zu lassen – oder kam das doch von dem Mentholgeruch?
    »Die Leute, die hier arbeiten müssen, bekommen diese Creme, weil sie den Gestank des Todes überdeckt. Gefangene werden hier eingeliefert, um zu sterben, Oberleutnant. Nur wenige von ihnen verlassen dieses Gebäude lebend… oder gesund. Sie können die letzten sieben Tage Ihres Lebens hier als einer dieser noch atmenden Leichname verbringen, oder Sie können mit dieser kindischen John-Wayne-Masche aufhören und mit mir reden.«
    Der Zivilist – Luger kannte seinen Namen noch immer nicht, oder er hatte ihn vergessen – trat einen Schritt zurück, ohne ihn jedoch aus den Augen zu lassen. »Schweigen Sie hartnäckig weiter, haben wir keine Verwendung für Sie«, stellte er drohend fest. »Dann müssen wir entweder versuchen, Sie zum Reden zu bringen, oder Sie – falls sich das als zu mühsam erweist – einfach liquidieren. In beiden Fällen sind Sie binnen sieben Tagen tot. Aber reden Sie als Mann und Soldat mit uns, behandeln wir Sie entsprechend und schonen Ihr Leben.«
    Luger schloß die Augen und bemühte sich, die in seinem Inneren durcheinanderwirbelnden Emotionen zu unterdrücken. Dabei wußte er, daß der andere es nur darauf anlegte, ihn zum ersten Schritt zu verleiten … Nur ein einziges Wort, Dave — und du kannst nie mehr zurück. Ein Wort führt zum anderen, dann zu einigen weiteren, dann zu einer Unterhaltung, dann zu einem Fachgespräch. Denk an deine Ausbildung fürs Gefangenenlager! Denk an deine Heimat, deine Kameraden, an die Old Dog…
    »Ich befehle Ihnen, zu antworten, Oberleutnant!« brüllte der Mann ihn plötzlich an. Luger fuhr heftig zusammen und bemühte sich, dem Blick des anderen standzuhalten. »Ich behandle Sie mit Respekt, weil Sie ein Soldat und Offizier sind – und ich erwarte, daß Sie sich dafür gefälligst revanchieren.
    Sagen Sie mir Ihr Geburtsdatum, was eine Kleinigkeit ist, und ich sorge dafür, daß Ihre Hinrichtung um einen Monat verschoben wird.
    Weigern Sie sich, werfe ich Sie den Wölfen vor, die draußen lauern.
    Die sehen Sie nicht als Offizier, sondern als ein zähes Stück Fleisch, das weichgeklopft werden muß. Reden Sie endlich – zu Ihrem eigenen Besten, Sie verdammter Narr! Wenn ich diesen Raum unzufrieden verlasse, sind Ihre Tage gezählt…«
    Lugers Puls raste, sein Atem

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