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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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Leichentuch und der feuchten Erde kurz vor der Dämmerung, auf die er und Lysander sie gelegt hatten.
    »Balthasar«, begann Lysander und klang erschöpft und ein wenig sehnsüchtig, »ich wollte dir all diese Jahre erzählen, wie leid es mir tat, dass ich dich in jener Nacht in diese Angelegenheit hineingezogen habe. Ich bin in Panik geraten, du verstehst; ich hatte Angst um Vater und Mutter. Ich dachte, es würde sie umbringen. Den Namen unserer Familie in den Schmutz ziehen. Deine Aussichten ruinieren.«
    Eine gleichermaßen zungenfertige Entschuldigung wie subtile Drohung. Und kein Wort über das Mädchen. Nein, er würde diesem Mann keine Macht über sich geben. Es hatte keine Zeugen gegeben und nach diesem Sonnenaufgang keine Leiche; es würde lediglich, wie es immer gewesen war, das Wort eines Bruders gegen den anderen Bruder stehen. Das war ebenso sein Schutz wie der Lysanders. »Ich glaube nicht«, sagte er gefasst, »dass ich weiß, wovon du sprichst.«
    Er hörte Lysander einatmen, zögern und dann erwidern: »Es spielt keine Rolle. Es ist alles so ungeheuer lange her. Und ich muss mich wegen jüngerer Sünden rechtfertigen.«
    Balthasar verkrampfte sich; er konnte nicht dagegen an. »Dann darf ich vorschlagen, dass du mit deinen Geständnissen zu den dafür zuständigen Behörden gehst.«
    »Bal, dies betrifft deine Tochter.«
    Für einen Moment blieb Balthasar schmerzhaft die Luft weg, dann zog er sich hoch, griff nach der Kette und riss heftig daran, bevor Lysander ihn und die Kette festhalten konnte. »Ich will einen Zeugen.«
    »Das willst du nicht«, sagte Lysander mit einem Zischen, und als Lorcas die Tür öffnete, fügte er ganz leise hinzu: »Schick ihn weg, Bruder, wenn dir die Sicherheit deiner Tochter am Herzen liegt.«
    Balthasar rang einen Moment lang mit sich, verängstigt, wütend und von Schmerzen gequält. Sein Instinkt, einen Zeugen herbeizuholen, war richtig, das wusste er. Doch sein Instinkt, seine Tochter zu beschützen, war stärker. »Lorcas«, sagte er. »Es tut mir leid. Mein Fehler. Mein … Besucher hat sich erboten, mir die Hilfe zu gewähren, die ich brauche. Vielen Dank.«
    »Das war ungeschickt«, bemerkte Lysander, sobald sich die Tür geschlossen hatte.
    »Etwas Besseres konnte ich nicht tun«, sagte Balthasar. Er fragte sich, ob Ishmaels Diener aus Gewohnheit an Wänden lauschten. Die Freiheit schienen sie durchaus zu haben, und er hoffte, sie würden sein Ungemach spüren, obwohl sie einander erst so kurz kannten.
    »Was weißt du über meine Tochter?«, fragte er.
    »Sie ist die ältere von zweien und sechs Jahre alt, und ihre Mutter ist deine Frau, die ehemalige Prinzessin Telmaine Stott«, antwortete Lysander. »Ich erinnere mich nicht, das Vergnügen gehabt zu haben, sie kennenzulernen, da sie sich in so viel höheren Kreisen bewegte als wir. Reiches Blut, das sich mit unserem gemischt hat, lieber Bruder. Deine Tochter ist seit der vorletzten Nacht verschwunden. Ich verstehe durchaus, wie du dich fühlen musst. Meine Kinder sind auch verschwunden. Meine Zwillingssöhne von Tercelle Amberley.«
    Sein Sonar glitt über Balthasar und ertastete jede Nuance von dessen Miene. Balthasar zwang sich zu einem vollkommen reglosen Gesichtsausdruck.
    »Die Söhne, die sie in unserem Elternhaus zur Welt gebracht hat«, fuhr Lysander fort. »Die Söhne, die unsere Schwester, die Hexe, weggebracht hat. Wo sind meine Söhne, Balthasar?«
    Und was soll ich nun sagen?, dachte Balthasar verzweifelt. Welche Geschichten Tercelle auch immer ersonnen hatte, das Sehvermögen ihrer Söhne bezeugte etwas anderes als eine Herkunft aus gemeiner Treulosigkeit. Wer war hier derjenige, der am ärgsten getäuscht worden war? Ferdenzil Mycene? Tercelle? Lysander? … Er selbst?
    Wenn er sagte, er wisse es nicht, gefährdete er Olivede. Obwohl er sich daran erinnerte, dass Lysander sie seit der Offenbarung ihrer Magie nie wieder mit seiner grausamen Hand berührt hatte, und selbst in seinen Spott und seine Schikanen hatte sich Wachsamkeit gemischt. Er fürchtete sie, und das hatte ihn, begriff Balthasar, dazu gezwungen, seine Grausamkeiten außerhalb der Familie zu begehen, hatte ihn dazu gebracht, neue Spielwiesen zu entdecken und am Ende zu diesem Mord geführt. Lysander musste Olivede noch immer fürchten, wenn er wusste, dass sie die Kinder genommen hatte, und er anstelle von ihr lieber ihn zur Rede stellte.
    Wenn doch nur Olivede oder Baron Strumheller hier gewesen wären. Voll grimmiger

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