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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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Dankbarkeit dachte er daran, dass wenigstens Telmaine nicht zugegen war. »Tercelle hat mir leider nicht verraten, wer ihre Kinder gezeugt hat«, sagte er so gelassen wie möglich.
    Lysander gestand unbehaglich: »Tercelle wurde ziemlich … seltsam, als sie sich der Niederkunft näherte, Balthasar. Ich war nicht so … geduldig mit ihr, wie ich es hätte sein sollen. Deshalb ist sie weggelaufen, statt sich wie geplant zurückzuziehen. Sie ist zu dir gelaufen.«
    Ich erinnere mich an deine Ungeduld, dachte Balthasar und bemerkte, dass Lysander keine Trauer um die Frau verraten hatte, von der er behauptete, sie sei die Mutter seiner Kinder. »Inwiefern ist sie seltsam geworden?«
    Sein Sonar fing rastlose Bewegung auf, als fühle sein Bruder sich unbehaglich. »Sie war davon überzeugt, dass die Kinder – unsere Söhne – in irgendeiner Hinsicht unnatürlich waren.«
    Der schnell folgende Peilruf Lysanders verriet Balthasar, dass sein Bruder nach einer möglichen Enthüllung über das Wesen seiner Söhne tastete. Er war unsicher, ob er jetzt lügen sollte, ob Lysander wusste oder lediglich argwöhnte, dass es sich bei den Kindern, die angeblich seine Söhne waren, nicht um reinblütige Nachtgeborene handelte. Und ebenso wenig wusste er, aufgrund welcher Kenntnisse Lysander möglicherweise etwas wusste oder vermutete. Balthasar würde es vielleicht wagen, seine Lüge gegen Lysanders Argwohn zu erproben, aber nicht gegen seine Gewissheit.
    Ihm fiel auf, dass Lysander bezüglich Balthasars eventuellem Wissen in keinster Weise Argwohn erregen wollte.
    »Eine Frau kann zu einer solchen Zeit auf seltsame Idee kommen, ja«, sagte Balthasar.
    »Ich wünschte, ich wäre geduldiger mit ihr gewesen«, erwiderte Lysander. »Was weißt du über meine Söhne? Wie ist sie dazu gekommen, sie bei dir zu lassen?«
    »Ich glaube, sie hat es von Anfang an so geplant«, antwortete er. »Sie brachte eine gewisse Menge von einem Hypnotikum mit, das sie mir und den Kindern verabreicht hat.« Er hatte beschlossen, Lysander nichts von Tercelles Versuch zu erzählen, die Kinder dem Tageslicht auszusetzen. Allerdings wusste er nicht, ob er es tat, um sich selbst vor weiteren Fragen zu schützen oder um dem Ruf der Toten nicht noch größeren Schaden zuzufügen. »Sie hat sich davongeschlichen, während wir schliefen. Ich wusste, ich konnte die Kinder nicht behalten – wie du dich erinnern wirst, hatte sie mir nicht gesagt, dass eine Verbindung zwischen mir und ihnen bestand –, daher unternahm ich die ersten Schritte, um ein Pflegeheim für sie zu suchen.«
    »Aber du weißt nicht, wo sie sind?«
    »Nein.«
    »Aber du kannst sie finden, nicht wahr? Du hast doch den Wunsch sicherzustellen, dass sie gut behandelt werden.« Dies sagte Lysander mit nur einer Spur seines früheren Hohns angesichts von Bals Weichherzigkeit.
    Doch der Hohn war da, und plötzlich erinnerte Balthasar sich daran, wie er an der Papierwand gelegen hatte, stimmlos, von Qualen gepeinigt und unter Schock wegen seiner inneren Blutungen, während der Mann mit dem aristokratischen Akzent, der für den Angriff verantwortlich war, sich bückte, um ihm die Kapuze vom Kopf zu ziehen.
    Er erinnerte sich: Er sagte, dieser hier sei schwach.
    Schwach war das Attribut, das Lysander seinen beiden Geschwistern entgegengeschleudert hatte und auch ihren Eltern, ob sie nun versuchten zu beschwichtigen oder sich seinem Willen zu widersetzen.
    »Lysander«, begann Balthasar, »du hast nicht gefragt, wie es kommt, dass ich in diesem Bett liege. Zwei Männer haben mich in meinem Haus überfallen und versucht, den Aufenthaltsort der Säuglinge aus mir herauszuprügeln. Als ich auf dem Boden lag, der Bewusstlosigkeit nahe, meinte einer von ihnen: ›Er sagte, dieser hier sei schwach‹. Das waren deine Worte, nicht wahr?«
    Diesmal hielt er sein Sonar nicht zurück und fing das verräterische Zucken in Lysanders Zügen auf: kein Bedauern, sondern Zorn darüber, dass ihm Schwierigkeiten gemacht wurden. Für einen Moment zögerte Lysander, als spiele er mit der Lüge, dann sagte er achtlos: »Bis ich fortging, warst du ein greinendes Balg.«
    »Das war vor siebzehn Jahren.«
    »Also schön, Balthasar«, sagte Lysander. »Ich werde dir zugestehen, dass dir ein Rückgrat gewachsen ist. Also werde ich es von Mann zu Mann erklären. Gib mir meine Söhne zurück, und du bekommst deine Tochter zurück.«
    »Warum sollte ich dir trauen?«, rief Balthasar in einem plötzlichen Ausbruch von Qual, der kaum

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