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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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durchdacht war. »Du hast niemals ein einziges Wort gesprochen, das nicht deinen Interessen gedient hätte. Tercelle Amberley ist tot, und du hast ihren Tod kaum zur Kenntnis genommen oder sie zur Kenntnis genommen, es sei denn als jemand, der deine Pläne durcheinander gebracht hat. Sie wollte heiraten, Lysander. Wie konntest du es wagen, sie zu kompromittieren?«
    »Sie hat mich geliebt! Ich hätte sie geheiratet, doch du hast mich aus der Stadt getrieben «, erwiderte Lysander. »Sie war die einzige Person, die mich jemals geliebt hat. Ihre Söhne gehören mir, denn sie sind das Einzige, das ich jemals von ihr haben werde. Aber warum sollte ich mich vor dir rechtfertigen , vor dir, der du deine Tochter so wenig liebst, dass du hier sitzt …«
    »Hier liegst«, korrigierte Balthasar ihn scharf.
    »… und mit mir streitest, während dein Kind leidet.«
    Wie typisch für Lysander, dachte Balthasar, sogar während er mich erpresst, will er mir einreden, ich sei im Unrecht. Es war trotzdem machtvoll; er rang um Fassung.
    Lysander, der die Verletzbarkeit seines Bruders spürte, beugte sich tiefer über ihn. »Balthasar, wir sind beide um unsere Kinder besorgte Väter. Ich weiß, ich werde dich nicht davon überzeugen können, dass ich meine Kinder liebe – ich habe sie niemals auch nur im Arm gehalten oder gepeilt. Aber sie sind meine Kinder, Balthasar.«
    »Ich habe dich nicht aus der Stadt getrieben«, sagte Balthasar rau. »Du bist aus Angst vor der Gerechtigkeit geflohen. Aber du hast Recht.« Er zwang die Worte durch eine zugeschnürte Kehle. »Du scheinst … ziemlich viel zu wissen. Ich muss glauben, dass es real ist und du es nicht nur zu deinem Vorteil benutzt. Bitte … bring mir meine Tochter zurück oder sage mir, wer sie hat. Ich werde tun, was immer in meiner Macht liegt, um deine Söhne für dich zu finden.«
    Lysander lehnte sich zurück und lächelte jetzt schwach. »Ich will meine Kinder zuerst. Dann kannst du deines bekommen.«
    »Ich weiß nicht, wo sie sind«, entgegnete Balthasar.
    »Du bist nicht in der Position zu feilschen, Balthasar. Aber ich werde einen Beweis für deinen guten Willen nehmen.«
    »Ich werde es herausfinden«, sagte Balthasar mit zitternder Stimme. »Ich brauche Zeit.«
    »Balthasar. Ishmael di Studier hat die Frau ermordet, die ich geliebt habe. Ich war da, in diesem Haus, als er versuchte, sie einzuschüchtern, um zu erfahren, wo deine Tochter sich aufhält. Ich habe gelauscht – und zu meinem ewigen Bedauern zu spät –, als er sie ermordete. Ich weiß, dass du und unsere geliebte Schwester geholfen habt, innerhalb des Gefängnisses Bestechungsgelder zu verteilen. Ich weiß, du planst, das Geld deiner Frau für seine Verteidigung zu benutzen. All das muss aufhören. Wenn das geschieht, gebe ich dir Zeit.« Er erhob sich. »Und wenn es nicht aufhört, sei versichert, dass ich es erfahre. Und wenn meinen Söhnen etwas zustößt, etwas, das du verschuldet hast, wirst du niemals erfahren, was mit deiner Tochter geschehen ist. Aber du kannst sicher sein, dass es, glaube mir, weitaus schlimmer sein wird als alles, was du dir vorstellen kannst.« Zufrieden über Balthasars Sprachlosigkeit fügte er nach einem kurzen Moment hinzu: »Ich werde dir kaum sagen müssen, dass du dies mit niemandem besprechen darfst.«
    Die Tür schloss sich hinter ihm.
    Balthasar rollte sich auf die Seite und zog die Knie an. In dieser Position hatte er tagelang in seinem Bett gelegen, nachdem er und sein Bruder das ermordete Mädchen dem Licht preisgegeben hatten. Er wusste jetzt, warum Lysanders Trauer seicht und falsch wie ein gläserner See in einer Landschaft wirkte, seine Erklärung, er habe andere Missetaten zu entschuldigen, nichts als Spott und Hohn war. Er hatte sich nicht verändert.
    Mit einem leichten Peilruf und einem Klirren von Flaschen auf dem Nachttisch neben ihm machte Lorcas auf seine Anwesenheit aufmerksam. »Hier, Herr«, sagte er, als er mit einem Glas vor dem Bett erschien. »Trinken Sie das.« Er gab Balthasar mit einem sehnigen Arm Halt und zwang ihn, das Gebräu zu schlucken, gleichgültig gegenüber Protesten wie eine erfahrene Krankenschwester.
    »Es ist größtenteils nicht … körperlicher Natur«, wisperte Balthasar mit klebrigen Lippen.
    »Ich weiß, Herr. Es war offenkundig, dass Sie befürchtet haben, Ihr Besucher sei nicht in guten Absichten gekommen; daher habe ich mir angemaßt, an der Tür zu lauschen. Ich entschuldige mich, falls ich damit Anstoß erregen

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