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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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ihn hinweg. »Papa … Mama …«
    Es hätte eines strengeren Arztes bedurft, als er einer war, um den Armen zu widerstehen, die ihm entgegengereckt wurden. Er drückte Florilinde an sich, ohne auf ihr besudeltes Kleid zu achten. »Grundgütige Imogene, Telmaine, du bist die … die Mutigste … wie hast du sie gefunden?«
    »Es war Guillaume di Maurier, der sie gefunden hat. Sylvide – hat sie es dir erzählt?«
    »Ja, aber … sie hat mir erzählt, du wolltest dich an die Ermittlungsagenten wenden.«
    »Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass Florilinde so viel Zeit nicht hatte«, erklärte sie energisch. »Und sie hatte sie tatsächlich nicht.«
    Telmaines Schleier war verschwunden. Sie stank nach Schweiß, Erbrochenem, verbranntem Stoff und Rauch. Seine Tochter fest an sich gedrückt flüsterte er: »Feuer? Oh, grundgütige Imogene, Telmaine. Ihr hättet beide sterben können.«
    »Papa«, sagte Florilinde, ihre Stimme schrill vor Panik.
    »Nimm dich zusammen, Balthasar!«, schalt Telmaine ihn. Sie zog Florilinde von ihrem Vater weg, legte beide Arme um sie und streichelte ihr die Stirn.
    Er ließ sich in seine Kissen zurückfallen und versuchte, seine Reaktion auf das Risiko, das seine Frau eingegangen war, in den Griff zu bekommen. »Sie ist dehydriert«, brachte er schließlich heraus. »Hat sie sich auf dem Weg hierher übergeben? Hat sie Durchfall gehabt?« Er glaubte Fäkalien zu riechen. »Wir müssen ihr Flüssigkeit einflößen, versuchen, mit dem Flüssigkeitsverlust Schritt zu halten.«
    Telmaine schien seine Stimme nicht wahrzunehmen, während sie ihre Tochter in den Armen wiegte.
    Eine hohe, kindliche Sondierung strich über ihn. Amerdale, die unbemerkt eingetreten war, kletterte mit einem glücklichen »Flori!« aufs Bett, das sich schnell in ein »Uh!« verwandelte, als sie ihre Mutter und ihre Schwester roch. »Papa, ist Flori krank?«
    »Ein wenig, denke ich«, antwortete er zittrig. »Aber wir werden sie wieder gesund machen.«
    »Wo ist Fusselbär? Hast du Fusselbär noch?« Sie kroch zwischen den Laken umher, bis sie das Stofftier in Händen hielt, das er die ganze Zeit über bei sich behalten hatte. Dann hielt sie es ihrer Schwester hin. »Hier ist Fusselbär, Flori. Papa hat ihn mit hergebracht. Er wusste, dass du zurückkommen würdest. Ich wusste es auch.«
    Flori legte einen Arm um das Spielzeug und lächelte ihre Schwester und ihren Vater zaghaft an. »Mama«, sagte sie mit leiser, halb erstickter Stimme. »Mama, ich habe Hunger …«
    Balthasar
    Malachi Plantageter erschien spät in der Nacht, Balthasars drängendem Brief folgend. Der Superintendent machte einen erschöpften Eindruck, was kein Wunder war bei einem Mann, der in einer Nacht wie dieser die Verantwortung für die öffentliche Ordnung trug. Es war ein Zeichen für Balthasars durch seine Heirat begründeten sozialen Aufstieg, dass der Mann persönlich erschien und keinen Stellvertreter schickte.
    »Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte Balthasar. »Nehmen Sie bitte Platz. Kann ich Ihnen etwas zu essen oder zu trinken bringen lassen?«
    Plantageter setzte sich auf einen Stuhl. »Vielen Dank, aber meine Frau würde mir nicht verzeihen; sie hält mir mein Essen warm, ganz gleich, wie spät ich nach Hause komme. Bevor wir auf Ihren Brief zu sprechen kommen – ich habe gehört, dass Ihre Tochter lebend gefunden wurde.«
    »Ja«, erwiderte Balthasar und ließ sich sein Glück anhören.
    »Das muss eine große Erleichterung für Sie gewesen sein.«
    »Es ist eine sehr große Erleichterung, nicht nur um meiner Tochter und meiner Frau willen, sondern weil es mich frei macht zu tun … was moralisch und recht ist.«
    Ein kurzes Schweigen folgte. »Ich muss vielleicht mit Ihrer Frau sprechen«, sagte Plantageter in einem warnenden Ton. »Es hat heute Abend noch weitere beunruhigende Ereignisse gegeben.«
    Balthasars Herzschlag beschleunigte sich. »Sie ruht gegenwärtig mit unseren Töchtern nebenan. Es wäre mir lieber, wenn sie nicht gestört würden.«
    »Ich verstehe. Ich würde es vorziehen, mich ihr nicht aufzudrängen.« Der Tonfall machte diese Worte unmissverständlich zu einer Warnung. Balthasar fragte sich, was Plantageter bereits wusste – mehr als er selbst, fürchtete er. Und zum ersten Mal überlegte er, ob Telmaine versuchte, mehr zu tun, als ihn lediglich vor dem Wissen um die schrecklichen Risiken zu schützen, die sie eingegangen war.
    Grundgütige Imogene, hatte sie dieses Feuer gelegt?
    In einem viel zu

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