Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
Vom Netzwerk:
sagte: »Ich habe mein Geld … verloren. Aber wenn Sie mich zum erzherzoglichen Palast bringen, werde ich dafür sorgen, dass Sie bezahlt werden. Ich muss Bericht erstatten … ich muss Master Blondell Bericht erstatten.« Es war eine fadenscheinige Inspiration, aber sie genügte. Der Kutscher zögerte, dann streifte er seinen Umhang ab und legte ihn in die Kutsche – eine Geste der Freundlichkeit, begriff sie, ein Gefühl von Wärme für das wimmernde, zitternde Kind. Er half ihr, Florilinde in die Kutsche zu heben und dann selbst einzusteigen, und er stellte keine Fragen, wofür sie zutiefst dankbar war. Als die Droschke sich in Bewegung setzte, wiegte Telmaine ihre in den Umhang des Kutschers gewickelte Tochter sanft in den Armen, ignorierte den Schleim des Erbrochenen auf ihrem Mieder und wartete darauf, dass Florilinde sie wiedererkannte. Und versuchte verzweifelt, nicht an diese letzte Wahrnehmung von Ishmael zu denken, der ihre Erschöpfung auf sich genommen hatte, dem dieser unmögliche Griff über die Entfernung hinweg gelungen war, um sie zu retten und selbst in ihrem gedanklichen Beisein zu Asche zu verbrennen.

 
    10
    Balthasar
    Balthasar war erleichtert, als die loyale, ängstliche Sylvide di Reuther fortging. Er hatte seine liebe Not gehabt, ihr die Idee auszureden, sich auf die Suche nach Telmaine zu machen, insbesondere da er sich so sehr wünschte, es selbst tun zu können. Wenn sie noch ein einziges Mal »Ich hätte sie nicht gehen lassen sollen« gesagt hätte, wäre ihm vielleicht eine Erwiderung herausgerutscht, die er später bereut hätte. Er fühlte sich erschöpft von seinen Bemühungen, sie zu beruhigen, obwohl er selbst keineswegs ruhig war, ganz gleich, wie oft er sich sagte, dass Telmaine noch nicht überfällig war, dass sie möglicherweise auf die Ermittlungsagenten hatte warten müssen, dass …
    Die Zeitungen unter seinen Fingern boten nur geringe Hilfe; sie waren voller Spekulationen über Ishmael di Studiers Verhaftung und Berichte über den Aufstand. Die Zeitungen kannten immer noch nicht den Namen von Ishmaels angeblichem Opfer, was ihnen die Freiheit gab, seinen Namen in Zusammenhang mit den gefeiertsten Leichen und Verschollenen der letzten zwanzig Jahren zu bringen: den drei kopflosen Frauen aus dem Unterhafen, Beven Imres verschwundener Mätresse und einem Dutzend anderer Personen. Balthasar hätte all das mit klinischer Faszination verfolgt, wäre er nicht in die Sache verwickelt und gezwungen gewesen, tatenlos zuzusehen, wie ein anständiger Mann von der öffentlichen Meinung zerrissen und versengt wurde.
    Als er hörte, wie die äußere Tür geöffnet wurde, verkrampften sich seine Hände unwillkürlich und knüllten die Zeitungen zusammen. Dann erklang die erregte Stimme seines geborgten Kammerdieners. Eine Frauenstimme, heiser und fremd, richtete scharfe Worte an ihn. Balthasar zog sich in seinen Kissen hoch und fragte sich, mit welchem neuen Eindringling er es jetzt zu tun bekommen würde. Durch seine Tür drang ein schwacher Duft von Rauch, Schweiß, Parfüm und Erbrochenem, und es folgte ein dumpfer Aufprall, als jemand die Tür mit dem Knie weiter aufstieß. Telmaine trat ein, ihr Gesicht leichenblass vor Anspannung, ein in einen Umhang gewickeltes Bündel in den Armen. Er wagte kaum zu atmen, als der Schock sich in Hoffnung verwandelte. Taumelnd und sprachlos legte sie das Bündel aufs Bett, und Balthasar peilte das Gesicht seiner schlafenden, bewusstlosen älteren Tochter.
    »Flori«, hauchte er. »Wie?«
    »Durch die Güte von Gil di Maurier«, sagte Telmaine mit belegter Stimme. »Ich muss dem Kutscher den Umhang zurückgeben, ihn bezahlen.« Sie schien außerstande zu sein, das eine oder das andere zu tun, protestierte aber, als Balthasar den Diener hereinrief, damit er Flori aus dem Umhang hob, das Kleidungsstück zusammenrollte und es mitsamt Telmaines großzügigem Lohn dem wartenden Kutscher überbrachte. Sie protestierte abermals, als sich Balthasar auf die Knie hochzog, um Flori zu untersuchen, die sich jetzt bewegte.
    Er entdeckte das Erbrochene auf Florilindes Kleidern. »Ist sie verletzt? Hat man ihr eine Droge gegeben?«, fragte er, während er vorsichtig den Kopf des Kindes auf Schwellungen und seinen Unterleib auf empfindliche Stellen untersuchte.
    »Es ist wohl eine Nahrungsmittelvergiftung. Alles in Ordnung, Bal. Es wird ihr bald wieder gut gehen.«
    Seine sanft tastenden Hände riefen keine Klagen hervor. Florilindes Sonar glitt zitternd über

Weitere Kostenlose Bücher