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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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einunddreißig, schlug mit beiden Händen dagegen und beugte sich atemlos nach vorne. Seit ihrer Kindheit war sie nicht nicht so gerannt; genau genommen war sie niemals so gerannt, nicht einmal als kleines Mädchen. Das kalte Grauen der schattengeborenen Magie traf sie wie ein eisiger Regenguss. Sie griff voller Sehnsucht durch dieses Grauen: ›Ishmael.‹
    Sie fand ihn eingetaucht in sein eigenes Grauen, in die Erinnerung an eine Schattenjagd vor langer Zeit und an eine Frau, gestorben, um ihm das Leben zu retten, als er selbst in den Bann der Schattengeborenen geraten war. Sie war seine erste Liebe gewesen, die Frau, die er hätte heiraten sollen, wäre er nicht verbannt worden. Die Narben auf seinem Gesicht bildeten ein Brandmal der Trauer und der Scham.
    Sie brauchte kaum Balthasars Scharfsicht, um zu wissen, warum Ishmael jetzt daran dachte.
    Sie zog ihr Bewusstsein von ihm zurück, lehnte sich an die Mauer neben der Tür, von der Gil ihr erzählt hatte, und suchte nach ihrer Tochter. Sie fand sie sofort, direkt hinter den Mauern. Florilinde kauerte auf dem Boden in der Ecke ihres Zimmers neben ihrem Nachttopf, die Knie an die Brust gezogen, leise weinend, von Übelkeit und Angst geplagt. Sie hatte sich über sich selbst und ihr Bett erbrochen und fürchtete die Strafe ihrer Entführer.
    Telmaine spürte, wie ihre Macht mit mörderischem Zorn aufwallte. Sie durchsuchte das Innere des Lagerhauses, ergriff die vier Personen darin, deren Bewusstsein sie spürte, und ließ sie in tiefe Ohnmacht fallen. Dann drehte sie den Türknauf und warf sich mit der Schulter gegen die Tür.
    Die Magie wallte auf, und das Innere des Lagerhauses ging in Flammen auf.
    »Ishmael!«, schrie sie.
    Florilinde geriet in Panik, als um ihr Bett Feuer aufloderte. Mit Mühe stand sie auf und hämmerte an die verschlossene Tür wie ein kleiner Vogel gegen seine Käfigstäbe. Telmaine streckte ihre Willenskraft aus und stürzte sich auf den Mann, der ihr am nächsten war – ›Befreie meine Tochter!‹ –, aber er brannte bereits in dem Feuer, das aus dem Gewebe und den Federn seines Stuhls erblüht war, und wand sich in der Umarmung der Flammen.
    ›Telmaine!‹ Ishmaels Gedankenstimme war roh von der Anstrengung der Projektion. ›Schieben Sie die Flammen und die Hitze zurück. Benutzen Sie dazu ein wenig hiervon‹ – eine mentale Geste, eine Demonstration von etwas, das selbst zu tun er nicht die Macht besaß. Sie fing seine Geste auf und warf sie hinaus in die reale Welt, und inmitten der Flammen öffnete sich eine stille Höhle. ›Ja!‹, sagte Ishmael. ›Öffnen Sie sie weiter. Da ist zu viel Turbulenz, zu viel Reflexion, und Sie dürfen nicht stolpern.‹ Hinter dieser unendlich ruhigen Gedankenstimme war er verrückt vor Angst um sie. ›Sie werden das nicht lange durchhalten können. Gehen Sie, gehen Sie schnell.‹
    Sie trat vor in die Höhle innerhalb der Flammen und ließ die Flammenwand hinter sich herab. Weit entfernt war sie sich der Hitze bewusst. Während sie kaum wagte zu denken, damit die Blase, die ihr Leben umschloss, nicht in sich zusammenfiel, ging sie stetig weiter und folgte ihrem Gefühl von Florilinde. Ihr Sonar war blind im Chaos des Feuers, und das Tosen der Flammen machte sie beinahe taub. Um sie herum knarrten und barsten Bretter. Sie hörte Ishmaels erstickten Gedanken, dass das Lagerhaus dieser Hitze nicht lange standhalten würde, ohne einzustürzen; sie spürte sein verzweifeltes Verlangen, sie nicht abzulenken, seine Gewissheit, dass sie sterben würde, wenn ihre Konzentration ins Wanken geriet, bevor sie Luft holen konnte, um zu schreien.
    Innerhalb der Reflexionen des Feuers ragte etwas auf: eine Tür. Ishmael sagte: ›Es ist ein Riegel, gesegnet sei … Er wird heiß sein.‹
    ›Kann ich ihn abkühlen?‹ Ohne auf seine Antwort zu warten, griff sie mit ihrer Magie nach dem Riegel und dachte an Eis, kühle Bergflüsse, Eiscreme, Kälte, die aus ihrer Hand auf den Türriegel quoll. Als ihre Finger ihn berührten, war er mit Kondenswasser benetzt. Sie zerrte ihn zurück und öffnete die Tür.
    Florilinde warf sich in ihre Arme und schlug in wahnsinniger Furcht auf sie ein. Ishmael sagte: ›Sorgen Sie dafür, dass sie einschläft, schnell.‹ Telmaine drückte ihre Tochter fest an sich und legte ihr eine Hand auf die Stirn, bis sie erschlaffte. Taumelnd hob sie das Kind hoch und begriff, als sie unter dem geringen Gewicht ihres Kindes einknickte, wie wenig körperliche und magische Kraft ihr für

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