Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren
allein die Geburt der Kinder geplant hatten. Und erst recht hat sie sich ihm in den Weg gestellt, als sie die Kinder in meine Obhut gab. Ich glaube, dass es Lysander Hearne war und nicht Baron Strumheller, der mit Tercelle Amberley über den Verbleib der Zwillinge gestritten hat, und inmitten dieses Streites hat er sie an der Kehle gepackt und erwürgt.«
Malachi Plantageter fragte milde: »Woher wissen Sie, dass die Todesursache Erwürgen war?«
Es blieb ihm nichts anderes übrig, als es zuzugeben. »Baron Strumheller sagte es. Ich nahm an, dass er es erkennen konnte, da er die Leiche gefunden hat.«
Es folgte Stille. »Es ist möglich, dass Sie Recht haben. Ich habe selbst eine gewisse Fähigkeit gewonnen, eine kriminelle Mentalität zu erkennen, und ich glaubte diesen Typus zu identifizieren, als ich Ihren Bruder wegen seiner Baron Strumheller belastenden Aussage befragt habe. Schließlich ist es keine Kleinigkeit, einen Grenzbaron des Mordes anzuklagen.«
»Meine Aussage sollte gewiss helfen, Baron Strumheller reinzuwaschen, nicht wahr?«
Plantageter wirkte jetzt noch erschöpfter. »Das ist inzwischen ohne Belang. Ich würde es bei Weitem vorziehen, wenn Sie dies für den Moment für sich behielten, aber es wird bald in allen Zeitungen stehen: Baron Strumheller ist heute Abend in seiner Zelle verstorben.«
»Verstorben?«, fragte Balthasar ungläubig. »Woran?«
»Er scheint eine Art Anfall erlitten zu haben, man hörte ihn stöhnen, der Gefängnisapotheker wurde gerufen, und kurz darauf verstarb er.«
»War er … krank?«
»Als er ins Gefängnis gebracht wurde, hatte er bereits einen Zusammenbruch erlitten, von dem er sich allerdings durchaus gut zu erholen schien. Seine Anwälte werden die Untersuchung durch einen Arzt veranlassen.« Er schien im Begriff zu stehen, etwas hinzuzufügen, besann sich jedoch eines Besseren.
Balthasar bemühte sich um eine ruhige Stimme. »Wann ist das geschehen?«
Er bekam die Antwort, die er gefürchtet hatte. »Gegen zwei Uhr. Warum fragen Sie?«
Genau zu dieser Zeit hatte Telmaine Florilinde aus dem brennenden Lagerhaus getragen. Balthasar mühte sich, seine Reaktionen berechenbar zu halten; diese Information konnte er Plantageter nicht preisgeben. »Wird es eine Autopsie geben?«
»Falls die Familie dies wünscht. Das Gericht hat kein Recht über die Leiche eines Mannes, der in Erwartung der Verhandlung stirbt, sondern nur über die derjenigen, die nach der Verurteilung sterben. Wir werden die Leiche freigeben; soweit ich weiß, wird man sie zu den letzten Zeremonien in die Grenzlande bringen.«
»Gewiss wird man die Anklagen jetzt nicht mehr aufrechterhalten?«
»Ich halte es für wahrscheinlich, dass man eine Petition an das Gericht stellt, die Anklagen fallen zu lassen. Ich würde dieser Petition zustimmen.«
»Sie glauben nicht an die Anklagen, nicht wahr?«
Plantageter zögerte, dann antwortete er: »Gewiss nicht an die zweite, die mir … nun, die mir, gelinde gesagt, als verzweifelter Opportunismus erschienen ist. Was die Mordanklage betrifft, werde ich mit allen Kräften meiner Abteilung ermitteln, bedrängt wie wir sind. Darf ich in diesem Punkt auf Ihre Unterstützung rechnen, falls es notwendig werden sollte?«
»Sie dürfen darauf rechnen«, sagte Balthasar und hörte den Ingrimm in seiner eigenen Stimme. »Es dient meinem eigenen und dem Schutz meiner Familie gegen weitere Drohungen.«
»Ich werde mit der herzoglichen Wache sprechen und sie wissen lassen, dass ich Ihren Bruder zu verhören wünsche und ihm darüber hinaus hier kein Einlass gewährt werden soll.«
»Danke«, erwiderte Balthasar, dann fügte er hinzu: »Warten Sie. Ist Fürst Vladimer erwacht?«
»Nein.«
»Dann spricht das Ishmael di Studier von der Anklage wegen Hexerei frei!«, sagte Balthasar und zog sich in eine halb sitzende Position hoch. »Magie wird durch die Lebenskraft des Magiers aufrechterhalten. Wenn der Magier stirbt, stirbt die Magie. Sofern Fürst Vladimer noch immer von dem Leiden betroffen ist, war Ishmael di Studier nicht dafür verantwortlich.«
»Ich habe es ebenfalls gehört, ja, aber was ist dann mit Imogenes Fluch, den Magier ausgesprochen haben, die seit achthundert Jahren tot sind?« Er hielt inne, doch Balthasar wusste keine Antwort auf diese eine unbestreitbare Ausnahme. »Und Fürst Vladimer ist nicht nur nicht erwacht, sein Zustand verschlechtert sich angeblich.« Müde erhob er sich. »Meine besten Wünsche für Ihre Genesung und die Ihrer
Weitere Kostenlose Bücher