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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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vorgebeugt, um ihn zu küssen, ihre Lippen weich und unsicher auf seinen, während ihre elegant behandschuhte Hand zögernd hinter seinen Nacken glitt. Sie hatte die ganze Unsicherheit des jungen Bewerbers gespürt, der sich ein hohes Ziel gesteckt hatte, des jungen Mannes, der sich selbst unwiderruflich in den Stand begab, der von jungen Männern beklommen als Ende der Freiheit verunglimpft wurde, des jungen Liebhabers, dessen Sinne durch ihre Nähe, ihre Weichheit, ihren Duft so überreizt waren. Er war zu nervös für körperliche Erregung gewesen, zumindest damals, aber es hatte andere Gelegenheiten gegeben, da er nicht so gehemmt gewesen war. Und sie hatte es gewusst. Während sie sich seiner sicherer geworden war, hatte sie ihn damit geneckt, sie kleines Biest.
    Ihr Sonar glitt über ihn hinweg und fand ihn im besten aller möglichen Zustände, mit einem Lächeln auf den Lippen, das von seinen Erinnerungen herrührte. Sie stieß den Atem aus und lehnte sich an ihn, darauf bedacht, dass nur ihre bekleideten Körper sich berührten. Der Rauch, der sie umgab, war beißend in seiner Kehle, aber er zog sich nicht zurück.
    Sie flüsterte: »Ich dachte … wie kann ich dich heiraten, wenn du es nicht weißt? Ich dachte: Wie kannst du mich heiraten, wenn du es weißt? Ich wollte dich, Bal; ich wollte dich ebenso sehr, wie du mich wolltest. Als ich dich küsste … als ich dich küsste und spürte, dass du mir dein sanftes Herz anbotest, wusste ich, dass ich es nicht ertragen konnte, dich zu verlieren.«
    »Es war deine Magie ebenso wie die Magie Ishmaels, die dir das Leben gerettet haben«, sagte er.
    Sie nickte.
    »Du wirst mich nicht verlieren«, flüsterte er. »Das verspreche ich dir. Ich bin mit einer Magierin als Schwester aufgewachsen; ich kann mich an eine magiebegabte Ehefrau gewöhnen. Ich habe bereits einige der Vorzüge kennengelernt.«
    Sie stieß ein ersticktes, erschöpftes Kichern aus.
    »Obwohl es bei meiner Schwester ein wenig anders war: Durch ihre Ausbildung hat Olivede gelernt, das aktive Gedankenlesen bei Berührung nach Belieben zu unterdrücken.«
    »Ihr Gedankenlesen zu unterdrücken ?«
    Er erinnerte sich daran, dass Telmaine eine aufgesetzte Unwissenheit und Missbilligung aller Aspekte der Magie zur Schau getragen hatte – eine Schutzmaßnahme, begriff er, ebenso wie ihre »Phobie« in Bezug auf Mikroben, die dazu führte, dass sie stets Handschuhe trug. Er fragte sich, mit welchen Mitteln sie ihre Maskerade sonst noch aufrechterhalten hatte – und schob die Fragen beiseite, damit eine zufällige Berührung ihr nicht seine Verwunderung und Verstimmung offenbarte. Er wusste schließlich genau, was es bedeutete, ein Geheimnis für sich zu behalten, statt das Risiko einzugehen, die Wertschätzung seines Partners zu verlieren. Sie war allerdiungs erheblich erfolgreicher darin gewesen als er.
    »Sie ist eine Magierin dritten Ranges«, sagte er. »Magier niederer Ränge sind unwillkürliche berührungssensitive Gedankenleser. Höherrangige Magier können diese Fähigkeit kontrollieren. Es bedarf erheblicher Übung. Sie hat mir erzählt, es sei so, als lerne man, die eigene Haut zu ignorieren.«
    Sie keuchte auf, begann zu lachen und dann abermals zu weinen. »Er hat mir niemals erzählt, dass es möglich ist! Dieser Bastard!«
    Er war merkwürdig schockiert, seine vornehme Ehefrau sich derart ausdrücken zu hören.
    »Es bedarf einer gewissen Stärke …«
    Sie stützte sich auf einen Arm. »Balthasar, ich habe diese Stärke. Er hat mir gesagt, ich sei vielleicht eine Magierin fünften oder sechsten Ranges.« Wieder überkam sie dieser schreckliche, erschütterte Gesichtsausdruck. »Er hat mich vor meiner Stärke gewarnt. Mich gewarnt, dass ich vielleicht töten könnte, wenn ich zu viel Kraft von ihm nähme – und ich habe es getan. Bal …« Sie zitterte heftig. »Ich will sterben. Und wenn die Lichtgeborenen mich finden, werde ich sterben, oder ich werde in den Wahnsinn getrieben werden.«
    Er hatte sie in den Armen, eine instinktive Reaktion, bevor er zur Gänze begriff, was sie da gesagt hatte. Sie weinte noch wilder, als sie seine Bestürzung spürte, und verlor jede Selbstbeherrschung. Diese Selbstbeherrschung musste ziemlich beachtlich sein, wenn sie sie befähigt hatte, all diese Jahre ihre Reaktionen zu verbergen. »Ich denke«, begann er, »du musst mir alles erzählen, woran du dich erinnern kannst.«
    »Warum?«, schluchzte sie.
    »Weil ich deutlich mehr über die Praxis der Magie

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