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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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weiß als du, es sei denn, du hättest insgeheim studiert. Vermutlich hast du nicht zu viel Kraft von Ishmael di Studier genommen, sondern er hat sich für dich und Florilinde geopfert. Und das ist ein nobles Geschenk, Telmaine, kein Verbrechen.« Da er die Wange an ihren Kopf gebettet hatte, würde sie wissen, wie weit er dies tatsächlich glaubte und wie weit er es verzweifelt hoffte.
    Sie löste sich aus seinen Armen und rollte sich an seiner Seite zusammen. Mit bebender Stimme erzählte sie ihm von dem Gedankengespräch in der Kutsche und von dem Plan, den sie und Ishmael geschmiedet hatten. Was ihn ungerechterweise von Neuem mit Zorn auf den Toten erfüllte; der Plan war Wahnsinn. Ishmael musste sie über alle Vernunft hinaus geliebt haben, um zu glauben, dass sie sich ohne Ausbildung sicher dem Lagerhaus nähern und Florilinde retten konnte. Bei der Beschreibung ihres Gangs durch die Flammen hämmerte sein Herz vor Entsetzen. Sie erzählte ihm von der vorübergehenden Ablenkung und dem fatalen Zusammenbruch ihres Schildes und wie sie gespürt hatte, dass Ishmael die Flammen für einen Moment zurückhielt und dann … erlosch wie eine ausgeblasene Kerze.
    »Es ist so, wie ich dachte«, sagte er leise. »Er hat sein Leben aus freien Stücken geopfert. Nach dem, was ich von dem Mann weiß, vermute ich, dass er es als ein sinnvolles Opfer betrachtet hat.«
    »Das macht es nur umso schlimmer«, flüsterte sie und weinte erneut.
    »Was die Frage betrifft, warum er dich nie auf die Möglichkeit hingewiesen hat, das Hautkontakt-Gedankenlesen abzuschirmen«, bemerkte Balthasar und zog sie vorsichtig wieder an sich, »fallen mir sofort zwei naheliegende Antworten ein. Es blieb ihm vermutlich zu wenig Zeit, um dich mehr als das gerade Lebenswichtige zu lehren. Oder es ist ihm nicht in den Sinn gekommen, dass du diese Fähigkeit meistern könntest, weil er selbst nie die Stärke hatte, sie zu meistern, und damit leben konnte.« Er hielt inne, dann fügte er milde hinzu: »Ihn einen ›Bastard‹ zu nennen, erscheint mir eine Spur zu hart, meine Liebe.«
    Immer noch zitternd lachte sie leise. »Oh Bal, du hast ja keine Ahnung. Er hat – hatte – die Idee, dass in all unsere Sorgen Schattengeborene verstrickt seien und Vladimer in Gefahr sei. Er wollte, dass ich zu Vladimer gehe, um ihm zu helfen.«
    Balthasars unmittelbarer Impuls war vehemente Ablehnung, um sie zu schützen. Er riss sich zusammen und begriff, dass die Frau, die in seinen Armen zitterte, in mancher Hinsicht jenseits seines Schutzes stand. Eine Magierin fünften oder sechsten Ranges; es gab vielleicht nur zehn oder zwölf nachtgeborene Magier, die derart mächtig waren – eine zutiefst beunruhigende Erkenntnis.
    »Warum denkt – warum dachte er das?«, fragte er.
    »Wegen der Dinge, die ich vor dem Stadthaus deiner Eltern gespürt habe. Er sagte, das sei schattengeborene Magie.«
    »Und wenige Tage zuvor«, sagte Balthasar langsam, »ist Fürst Vladimer durch eine mysteriöse Krankheit ins Koma gefallen.« Ihr Haar kitzelte ihn am Kinn, als sie den Kopf bewegte. Er bewegte seinen Kopf ganz vorsichtig, um zu verhindern, dass seine Haut die ihre berührte. Sie schien es nicht zu bemerken. »Telmaine, was hat di Studier dich in der Zeit gelehrt, die ihm blieb?«
    »Ein wenig heilende Magie, aber eine Menge davon kannte ich bereits von dir. Oh Bal, Guillaume di Maurier – ich habe für ihn getan, was ich konnte, und den Schaden seiner Eingeweide behoben und die Infektion vertrieben.«
    Unwillkürlich riss er den Kopf zurück und streifte sie mit einem Ultraschallruf. Diese beiläufige Beschreibung erschreckte ihn noch mehr als das Feuer. Er wusste von der Wirksamkeit magischer Heilung und wie weit sie die gegenwärtigen Fähigkeiten von Ärzten wie ihm überstieg, aber sie so unbekümmert darüber reden zu hören … sie mussten, dachte er plötzlich und leidenschaftlich, sie mussten die Magie von dem Stigma befreien, das sie erstickte, von den Barrieren, die um sie herum errichtet worden waren. Er hatte solche Auseinandersetzungen mit Olivede gehabt, bei denen sie darauf hinwies, dass es zu wenige Magier gebe und die meisten zu schwach seien, um routinemäßige Wunder zu wirken, aber in Verbindung mit dem wissenschaftlichen Verständnis von Ärzten könnten sie gewiss …
    »Ich weiß nicht, ob ich genug getan habe«, sagte sie. »Ich wusste, dass sie meine Heilung nicht akzeptieren würden …«
    »Telmaine«, unterbrach er sie, als er begriff, was sie

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