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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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meinte. »Erzähl es mir nicht.« Feige von ihm, vielleicht, aber er wusste, dass Guillaume di Mauriers Grauen vor Magie ebenso tief verwurzelt war wie das Schuldgefühl des Überlebenden, das ihn beinahe zerstört hätte. Vielleicht zerstört hatte. Falls Guillaume starb, würde ihn dieses »Sagen Sie Balthasar … er hat mich für einen besseren Tod gerettet« sehr lange Zeit verfolgen.
    »Ich hätte es nicht tun sollen, ich weiß. Ich konnte einfach nicht … er hatte Florilinde gefunden.«
    Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Ich weiß. Ich verstehe. Guillaume würde es nicht verstehen.« Er hielt inne. »Wenn wir bald aufbrechen«, fügte er leise hinzu, »können wir den Tageszug zur Küste nehmen. Der herzogliche Bahnhof liegt unter der Erde, und von der Bahnhofshalle aus gibt es einen Kuriereingang zum Haus selbst ebenso wie den Hauptgästeeingang. Ich habe persönlich einige Nachrichten dort überbracht, als ich für Flo… für Lichtgeborene als Amateurkurier gearbeitet habe. Wir könnten am Nachmittag dort sein.«
    »Bal, ich kann nicht …«
    »Fürst Vladimer geht es immer schlechter, Telmaine. Der Superintendent hat es mir erzählt. Wenn sein Gebrechen nichtmagischer Natur ist, kannst du etwas dagegen tun. Und falls es doch magischer Natur sein sollte … erinnerst du dich an das, was ich gesagt habe, kurz bevor wir das Stadthaus verließen: Dass wir diejenigen seien, die diesem Bösen die Stirn bieten müssten? Wenn nicht wir selbst, wer dann?«
    »Was … was ist mit den Kindern?«, flehte sie.
    »Wir müssen sie hier lassen, im Kinderzimmer«, erwiderte er, seine Stimme dünn, aber entschlossen, »unter Bewachung der Agenten des Hauses, die bereits um das Risiko für uns wissen. Ich werde ein dringendes Schreiben an deine Mutter schicken und sie bitten herzukommen. Wenn alles gut geht, sind wir zurück, bevor morgen die Sonne aufgeht. Wenn uns beiden das Schlimmste geschieht, sind unsere Testamente in Ordnung; sie wird als Vormund agieren, und den Kindern wird es weder an Liebe noch an Annehmlichkeiten mangeln.«
    »Bal, wir können sie nicht so allein lassen! Was ist mit Flori? Ich habe mich um die Nahrungsmittelvergiftung gekümmert, aber sie ist schrecklich misshandelt worden. Und Amerdale, was sie miterlebt hat …«
    Er zögerte: Es war ein weiterer skrupelloser Akt, derart traumatisierte Kinder zu verlassen. Sie spürte sein Zaudern. »Wir sind gewöhnliche Menschen, Bal, gewöhnliche Eltern mit kleinen Kindern, die uns brauchen. Gewiss gibt es irgendjemanden … Casamir Blondell. Die Magier. Sogar die Lichtgeborenen.«
    »Casamir Blondell hat sich dafür entschieden, Ishmael zu opfern, um den Frieden zu wahren. Die Magier … diese Anklage wegen magischer Hexerei wird sie verängstigt haben, und sie werden ihre Kräfte bei der Heilung der Überlebenden des Feuers verausgabt haben. Was die Lichtgeborenen betrifft … ich fürchte, dass sie möglicherweise genauso bedrängt sind wie wir. Ich habe nichts von Floria gehört. Der Lichtbruch in meinem Haus war vielleicht keine Falle für uns, sondern das Ergebnis eines Angriffes auf sie.« Seine Stimme zitterte; er hatte sich dies bis zu diesem Moment nicht überlegt. Telmaines Qualen wegen Ishmael di Studier fanden ein neues Echo in ihm.
    »Der Erzherzog!«
    »Und was willst du ihm sagen? Du kennst Sejanus Plantageter, würde er auch nur ein Viertel von diesem Durcheinander glauben?«
    »Dann Ferdenzil Mycene!«
    »Wäre Ishmael di Studier nicht wegen Mordes an seiner Verlobten angeklagt worden, dann ja. Aber uns bleibt keine Zeit, seinen Widerstand zu überwinden.«
    »Balthasar«, sagte sie, jetzt spürbar ärgerlich, »Floria Weiße Hand mag dich dazu ermutigt haben, als Kind Kurier und Agent zu spielen, aber du bist jetzt ein erwachsener Mann. Es wird Zeit, dass du diese Knabenspiele hinter dir lässt.«
    »Denkst du wirklich, dies sei ein Spiel?«, fragte er, wohl wissend, wie ungerecht er war: Ihr Argument lautete, dass er nicht in diese Geschichte hineingehöre, nicht dass der Konflikt selbst ein Spiel war.
    Verzweifelt sagte sie: »Wenn du darauf bestehst, Ehemann, werde ich gehen. Aber du musst bleiben. Du bist kaum genesen, und die Kinder brauchen dich.«
    Das war ein empfindlicher Punkt. Er mochte körperlich von den Schlägen geheilt sein, aber in gefühlsmäßiger Hinsicht war er weit davon entfernt, bereit zu sein, sich den Männern zu stellen, die ihn geschlagen hatten, oder ihren Herren. Sie würde das wissen. Wenn Angst ihn

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