Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
Vom Netzwerk:
herum diese fremdartige magische Aura auf wie vergiftetes Eiswasser. Sie presste sich eine Faust auf die Lippen, um kein Geräusch von sich zu geben.
    »Komm doch herein, Bruder«, sagte die halb vertraute Stimme.
    Sie spürte keinen Peilruf, roch nur einen seltsamen Duft wie geschmolzenes Wachs. Balthasars ausgestreckte Hand fand ihre Schulter und drückte sie zurück. Sie griff nach ihm, entsetzt über seine Verwegenheit, aber er war bereits vorgetreten.
    »Lysander«, sagte er ruhig. »Ich habe nicht erwartet, dich hier zu finden.« Er klang beinahe losgelöst – sein Gelehrtenverstand war auf ein klares Ziel gerichtet. »Ist das alles dein Werk?«
    »Etwas simpel, kleiner Bruder«, bemerkte Lysander. »Ich brauche dich nicht zu fragen, ob du allein bist. Ich kann sie spüren. Ich habe darauf gewartet, dass …«
    Telmaine tastete nach dem Geist und der Magie im Zentrum dieser Kälte und fand ihn, ebenso fremdartig und hasserfüllt und abscheulich, wie Ishmaels vertraut und liebevoll und mutig gewesen war. Sie attackierte diesen Geist mit ihrer ganzen unausgebildeten Macht und der ganzen Wucht ihres Zorns wegen Ishmaels Schande und Tod, Florilindes Leiden, Balthasars körperlicher und geistiger Qualen, der vielen Unbekannten, die in der Flussmark gestorben waren, und der unerträglichen Zerstörung ihrer eigenen Unschuld. Lysander Hearnes arrogante Feststellung endete in einem Stöhnen, das sie freute. Sie wollte, dass er litt, bevor er sich ergab.
    Dann spürte sie, wie dieser Geist unter dem Druck des ihren davonglitt, spürte eine Abstoßung, vor der sie verhängnisvollerweise zurückschreckte. Wie kalter, widerwärtiger Schlamm erhob sich seine Magie um sie herum, legte sich über sie und begann, sie zu erdrücken.
    ›So geht das nicht, Magistra‹, spottete die Stimme in ihrem Kopf. ›Aber Sie sind keine Magistra, nicht wahr? Lediglich die Schülerin eines inkompetenten Meisters. Ich könnte mehr aus Ihnen machen, dessen bin ich mir sicher.‹ Sie spürte, wie er – es – sich in ihren Geist drängte, in ihre Magie, seine eigene verkommene Saat. ›Dies wird …‹
    Ein Pistolenschuss erklang mit einem markerschütternden Knall. Sie spürte sengenden Schmerz – eine Wunde, wenn auch keine ernsthafte Entrüstung über den Affront. Für einen Moment schien sein Geist unbewacht, der Eindruck dieses Geistes und seiner Macht für ihren Geist offen. Sie war zu unbeholfen und erschüttert, um ihn anzugreifen. Dann schlug seine Magie wieder nach ihr, und im nächsten Moment glitt sie an der Wand herab und nahm vage die Geräusche eines körperlichen Kampfes innerhalb des Raumes wahr. Sie mühte sich auf die Knie, kämpfte mit ihren vollen Röcken und kroch halb durch die Tür.
    Ein Peilruf zeigte ihr das Bett mit einer reglosen Gestalt darauf, Stühle, eine beiseitegelegte Pistole und zwei Männer, die dahinter auf dem Boden miteinander rangen. Einer bäumte sich auf und kratzte mit krallenbewehrten Fingern über das Gesicht des anderen, der mit Balthasars Stimme schrie. Telmaine packte die leer geschossene Pistole und schleuderte sie mit aller Kraft nach Lysander, und mit einer Anstrengung, die ihr Übelkeit verursachte, schleuderte sie ihre Magie hinterher. Lysander knurrte und drehte sich zu ihr um. Sein Gesicht und seine Gestalt kräuselten sich, als löse seine Haut sich auf. Sie spürte noch immer keinen Peilruf, aber die Magie zerriss sie, jetzt ohne jede Spur onkelhaften Spottes, ohne Worte und mit nichts als bestialischer Wildheit. Sie spürte, wie ihre eigene Magie unter dem Angriff zerbrach, und begriff voller Entsetzen, dass ihre Magie in der Essenz ihres Wesens verwurzelt war und sie diesem Angriff nicht entkommen würde, bis sie und ihre Magie gemeinsam starben.
    Über ihnen donnerte ein schwerer Revolver, zwei Schüsse in schneller Folge, zwei Schläge, tief in Brust und Bauch gefühlt. Sie schrie mit Lysander Hearne, schmeckte sein Blut in ihrer Kehle, wand sich unter seiner Qual und krümmte sich auf dem Boden, wie er sich krümmte. Der Saum eines Umhangs strich über ihr Gesicht, und ihrem wilden Peilruf stellte sich eine gewaltige, durch den Raum schreitende Gestalt dar, die über sie hinwegtrat. Dann endeten mit einer ungeheuren Explosion Schmerz, Kälte und Bewusstsein gleichzeitig.
    Bis auf den zerbrechlichen, zerlumpten, wimmernden Teil davon, der immer noch Telmaine war. Ihr wurde bewusst, dass sie auf dem Boden lag, verzerrt vor Schmerz und Qual. Ihr Geist fühlte sich durchstoßen an,

Weitere Kostenlose Bücher