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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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Rippen waren jetzt nur noch angebrochen, würden ihm allerdings nicht weniger Schmerzen bereiten. Sie hatten es sogar geschafft, die meisten der inneren Blutergüsse aufzulösen und wieder dem Blutstrom zuzuführen. Die Schläger hatten sein Gesicht und seinen Kopf verschont, vermutlich, damit er noch sprechen konnte. Dafür war Ishmael dankbar, denn er und Telmaine wären mit einer Kopfverletzung vermutlich nicht fertig geworden – trotz seiner Erfahrung. Balthasar Hearne befand sich immer noch in einem prekären Zustand. Und im Augenblick sah sich Ishmael nicht einmal mehr in der Lage, einen Flohbiss zu kurieren.
    »Wirst du dafür sorgen, dass diese Männer Flori zurückgeben?«
    »Ja«, sagte Ishmael und fühlte sich allmählich etwas bedrängt – ihm fehlte die Erfahrung, um sich gegen kleine Kinder behaupten zu können. »Das werde ich.«
    »Ami«, meldete sich Floria Weiße Hand auf der anderen Seite der Papierwand zu Wort, »es ist jetzt Tag, also werde ich nach deiner Schwester suchen. Möchtest du etwas zu trinken haben?«
    Amerdale dachte darüber nach. »Ich habe Durst«, gab sie zu.
    »Warte einen Augenblick«, sagte Floria.
    Ein Glas wurde gefüllt; nach einer kleinen Pause wurde die jenseitige Tür der Durchreiche geöffnet und wieder geschlossen. Amerdale runzelte noch einmal die Stirn, bevor sie sich herabließ, das Angebot anzunehmen. Sie musste wirklich durstig sein, wenigstens wenn man danach ging, wie schnell sie das Glas leer trank. Ishmael schaffte es gerade noch, sich nicht neidisch die Lippen zu lecken. Er hatte eine Ahnung, was passieren würde. Sein Gewissen meldete sich leise zu Wort, doch er zweifelte, dass Floria in dieser Hinsicht die geringsten Probleme hatte.
    Amerdale hielt ihm das Glas hin. »Noch eins«, verlangte sie und fiel plötzlich auf ihr Hinterteil. Sie drehte sich um und krabbelte auf allen vieren wieder neben ihre Mutter, wo sie sich hinlegte, den Kopf unten, den Po oben. Ohne seinen nutzlosen Arm loszulassen, schob er sich zu ihr hinüber, um sie mit einem kleinen Schubs auf die Seite zu betten und sie mit einem Ende von Balthasars Decke einzuwickeln. Sie muss das Temperament von ihrer Mutter haben, dachte er. Soweit er sich ein Bild von Balthasar hatte machen können, kam der ihm zurückhaltender, vielleicht zaghafter vor – obwohl er auch zäh sein musste, sonst hätte er diese Misshandlung nicht ausgehalten, ohne zu zerbrechen.
    »Ist sie eingeschlafen?«, fragte Floria einen Moment später.
    »Fest eingeschlafen«, antwortete Ishmael und versuchte abermals, seinen trägen Verstand in Gang zu bringen. »Ich hätte auch gern ein Glas davon, wenn Sie so freundlich wären, aber ohne das Schlafmittel, dafür mit etwas gegen Schmerzen. Ich habe einen Knüppel aufs Schlüsselbein bekommen, und das Heilen hat es nicht gerade besser gemacht.« Er brauchte es ihr nicht näher zu erklären; als Lichtgeborene wusste sie um die körperlichen Auswirkungen der Magie.
    Er hörte, wie ein weiteres Glas eingeschenkt wurde, und fragte sich, ob es wohl eine größere Sorglosigkeit war, einen Trank von einer erstklassigen lichtgeborenen Auftragsmörderin entgegenzunehmen oder einer machtvollen, unausgebildeten Magierin bei einer kritischen Heilung beizustehen. »Mir war bekannt, dass Sie Hearne hier kennen«, bemerkte er. »Ich wusste allerdings nicht, dass es ein Doppelhaus ist.« Und er hätte es auch nicht für möglich gehalten, dass eine der Leibwachen des lichtgeborenen Prinzen willens sein würde, eine Papierwand mit irgendeinem Nachtgeborenen zu teilen.
    »Das hat eine lange Geschichte, fünf Generationen inzwischen. Wir treten es nicht breit. Das macht es weniger brisant und sicherer, obwohl natürlich die Gefahr, die von einem Riss ausgehen würde, mehr Balthasar als mich selbst beträfe.« Sie zögerte. »Ich habe ihn sprechen hören. Ist er …«
    »Ich habe getan, wozu ich in der Lage war«, erwiderte Ishmael. »Er braucht aber noch weitere Heilung, sonst wird er lange bettlägerig sein, aber bis zum Sonnenuntergang wird er es jedenfalls schaffen.«
    »Dank sei der Allmutter«, sagte Floria leise. »Baron Strumheller, Sie haben sich meine dauerhafte Dankbarkeit verdient. Balthasar Hearne ist einer meiner ältesten Freunde.«
    Wenn er diese Worte in gleichem – wenn auch zurückhaltendem – Ton von einer nachtgeborenen Frau gehört hätte, wäre er sich ziemlich sicher gewesen, dass hinter der Beziehung mehr stecken müsse.
    »Im Augenblick wäre mir eine Erklärung

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