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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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ungerichtet vom Schlaf, strich über ihn hinweg, als er gerade die Finger von den Schläfen ihres Mannes nahm. »Was tun Sie da?«, fragte sie misstrauisch.
    »Ich lege ihn wieder schlafen«, sagte er nüchtern. Er lehnte sich zurück und versuchte abzuschätzen, wie weit sie sich inzwischen erholt hatte. »Wenn Sie sich noch etwas gedulden könnten, bevor Sie selbst wieder einschlafen. Ich würde gern mit Ihnen sprechen, ehe Mistress Floria zurückkehrt.«
    Widerstrebend steckte sie die Hände ihres Mannes unter die Decke, strich ihrer Tochter übers Haar und stand mit großer Mühe auf. Dann folgte sie ihm zur Tür hinaus. Draußen auf dem Treppenabsatz war eine kleine Nische mit zwei Stühlen darin von einem Vorhang abgeteilt. Er zog die Tür hinter sich zu, und bevor sie protestieren konnte, erklärte er: »Wir können sie von hier hören.«
    Sie ließ sich auf den Stuhl fallen und sank wie eine vertrocknete Pflanze in sich zusammen. Selbst viele Jahre einer rigorosen Erziehung, in der man sie Haltung gelehrt hatte, konnten sich nicht gegen diese Schwächung von Körper und Geist durchsetzen, die eine Heilung wie die vorausgegangene zur Folge hatte. Er zog den anderen Stuhl, so weit es ging, zurück, im vollen Bewusstsein seiner Erschöpfung. Alle Versuche, auszuruhen, hatte der Schmerz seines gebrochenen Schlüsselbeins verhindert.
    »Mistress Floria weiß nicht mehr, als dass ich derjenige war, der Ihren Mann mithilfe des Spiculums geheilt hat. Alles, was Sie dazu beigetragen haben, war, mir Ihre Lebensenergie zur Verfügung zu stellen. Mehr muss niemand anderes jemals erfahren, was mich anbelangt.«
    »Ich danke Ihnen, mein Herr«, flüsterte sie. »Balthasar … weiß nichts davon.«
    Genau wie er vermutet hatte. Wer konnte ihr daraus einen Vorwurf machen? Er sah sie noch vor sich inmitten der illustren herzöglichen Gesellschaft, völlig ungezwungen unter ihresgleichen und voller Selbstvertrauen. Er sagte: »Gnädige Frau, es ist bemerkenswert, dass niemand davon weiß. Eine Magierin mit Ihrer Stärke ist sehr selten.« Er hielt inne und gestand mit der zwischen Magiern üblichen Ehrlichkeit: »Ich beneide Sie.«
    »Mich beneiden!« Ihre Sondierung strich ihm übers Gesicht und zeigte ihr, dass er es ernst meinte. Und dann beugte sie sich vornüber und gab ein ersticktes, fast unhörbares Schluchzen von sich. Er nahm ihre Handgelenke in seine Hände, die inzwischen wieder in Handschuhen steckten, und hielt sie fest, bis sie wieder das Wort ergriff.
    »Wenn ich Ihnen all diese Kraft geben könnte«, sagte sie mit dünner Stimme, »dann würde ich es tun. Lassen Sie mich los.«
    Die Doppeldeutigkeit ihres Befehls entging ihm nicht. Er ließ sie los und lehnte sich zurück. Sie holte tief Luft und drückte den Rücken durch. »Und was meine Beherrschung anbelangt, so sind Sie offensichtlich ahnungslos, was das Leben einer Frau anbelangt.«
    Sie versteht nicht, dachte er. »Ihr Mann wäre ohne unsere Hilfe gestorben«, gab er zu bedenken.
    Sie richtete sich auf, lehnte sich dann müde zurück und ließ die Spannung zwischen ihnen abflauen. »Warum hatten Sie Angst?«
    Natürlich musste sie das unter den gegebenen Umständen gespürt haben. Dem Unterton ihrer Stimme nach zu urteilen, war ihre Frage eine schonungslose Herausforderung. Also , sagte sie ihm damit, überzeugen Sie mich, dass Magie etwas Gutes sein soll, wenn Sie Angst hatten.
    »Gnädige Frau, es gehört sich unter« – er wollte die Ausdrücke Magier und unseresgleichen vermeiden – »Leuten, wie wir es sind, nicht, zufällig erlangtes Wissen zu erwähnen, es sei denn, es wäre notwendig oder zwei Personen ständen sich sehr nahe.« Als sie scharf die Luft einsog, hob er die Hand und beschloss anzunehmen, dies solle eher eine Entschuldigung sein als ein Hinweis darauf, dass hier von »einander nahestehen« nicht die Rede sein konnte. »Wir sollten keine Strichliste führen, falls Sie sich erinnern … und Sie haben es richtig empfunden: Ich hatte Angst. Sie haben so viel mehr Macht als ich – die einer Magierin fünften oder sechsten Grades, würde ich sagen, während ich nur ein Magier ersten Grades bin –, und Sie sind nicht ausgebildet. Sie hätten mich ausleeren können, bis von mir nur noch eine Hülse übrig geblieben wäre, um alles Ihrem Mann zu geben, und ich hätte sie nicht aufhalten können.«
    Ihr Atem rasselte leicht. »Warum haben Sie es dann getan? Verlangt die Magie … zwingend Ihre Verwendung?«
    »Nicht so, dass sie einen

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