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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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müssen. Bestenfalls kann ich eine Verzögerung versprechen und Ihnen damit ein wenig Zeit einräumen, um den Verantwortlichen zu finden – falls es sich um einen Magier handelt.«
    »Grundgütige Imogene, was sonst könnte es sein? Diese Frau, Tercelle Amberley, wird sie Anklage erheben?«
    »Nur, wenn sie das weniger kosten wird, als Stillschweigen zu bewahren. Das eine würde sie ebenso ruinieren wie das andere. Aber Sie müssen diese Sache unbedingt vertraulich behandeln. Um Ihrer selbst willen ebenso wie um ihretwillen.«
    »Das werde ich, darauf können Sie sich verlassen.« Ihr Gesicht zeigte für einen Moment keine Regung. »Ich habe meinen Bruder herbeigerufen und zwei oder drei andere.«
    »Dann werde ich Sie jetzt ihnen überlassen«, sagte Ishmael und erhob sich. »Sie wissen, wo Sie mich finden.«
    »Feigling«, murmelte sie sardonisch.
    Er schüttelte den Kopf. »Ihr Bruder wird mir nicht glauben; er wird wollen, dass jemand meine Gedanken liest. Und das werde ich nicht zulassen. Ich habe Ihnen gesagt, was ich weiß; Sie sollten es sich am besten von anderen bestätigen lassen, zuerst von Magistra Olivede. Ich muss meine eigenen Angelegenheiten regeln. Doch eins noch: Florilinde Hearne. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn der eine oder andere von euch hochrangigen Magiern einen Gedanken auf ihre Suche verschwenden könnte. Magistra Olivede wird wahrscheinlich selbst darum bitten.«
    »Wohin gehen Sie jetzt?«
    »In Magistra Olivedes Klinik. Sie haben gestern versucht, sie zu überfallen, sind aber gescheitert.«
    »Passen Sie auf sich auf«, sagte sie. »Sie haben nicht annähernd die Macht, um es mit einem Magier aufnehmen zu können, der imstande ist, ein Kind im Mutterschoß zu verändern. Und jeder widernatürliche Charakter, der dies tut, wird auch nicht davor zurückschrecken, zu töten.«
    »Noch werde ich das tun«, entgegnete Ishmael. »Und ich habe fünfundzwanzig Jahre lang Jagd auf Widernatürliches gemacht. Guten Tag, Magistra.«
    »Ist es ein guter Tag?«, fragte sie säuerlich. An der Tür hielt sie ihn am Arm fest. »Ich meine es ernst, wenn ich sage ›Passen Sie auf sich auf‹, Ishmael. Ich habe davon gehört, wie Sie Ihre Kräfte verausgaben. Das ist lebensgefährlich. Und es kann Sie für immer Ihre Magie kosten.«
    Er beugte sich vor, um nach ihrer Hand zu greifen und sie zu küssen, was ihm eine Antwort ersparte. Er wusste, sie hatte Recht; und er wusste auch, er konnte nicht anders.
    Auf der Treppe begegnete er Phineas Broome. Das andere Oberhaupt der Magier, mit Phoebe nicht blutsverwandt, war in körperlicher Hinsicht das genaue Gegenteil von ihr: massig, breit und muskulös, mit einem Gesicht, so eindeutig männlich wie ihres zierlich-weiblich. Er war ein ausgebildeter Akrobat und Tänzer und bewegte sich mit kraftvoller, federnder Leichtigkeit. Sein Peilruf war harsch; er runzelte finster die Stirn, als er Ishmael erkannte, sagte jedoch nichts. Politisch gesehen gehörte er zu den leidenschaftlichen Republikanern. Kurz nach Ishmaels Ankunft hatte Phineas versucht, ihn zu vertreiben; in der Folge war Ishmael einen Tag lang bewusstlos gewesen, und Phineas hatte zu seinem Entsetzen unter einem Echo des Rufs gelitten. Seine Magierkollegen hatten dies als gerechte Strafe betrachtet und keine weitere verhängt. Phineas hatte seither Minhorne nicht mehr verlassen.
    Ishmael wollte lieber außer Reichweite sein, bevor das Geschrei – ob hörbar oder nicht – einsetzte.
    Im alten Viertel der Nachtgeborenen in der Flussmark begann er seine Nachforschungen in Olivede Hearnes Klinik, wo der Angriff auf sie fehlgeschlagen war. Wenn er jedoch auf Menschen traf, die mit Magiern vertraut waren, konnte er sie bitten, ob er sie berühren oder ihre Gedanken lesen durfte. Vielleicht würde er dann einen genauen Eindruck vom Aussehen der Männer, die den Überfall begangen hatten, bekommen. Doch die Informationen, die er auf diese Weise bekam, nutzten ihm nichts. Er kannte die Männer nicht. Aber er hegte kaum Zweifel, dass er oder Gil sie finden würden.
    Kaum hatte er die Klinik verlassen, sprach ihn ein schlaksiger junger Nichtsnutz an, der in einer dunklen Gasse gewiss nicht gezögert hätte, ihn mit einem Totschläger »unschädlich« zu machen.
    »Ich habe die halbe Nacht nach Ihnen gesucht«, sagte der junge Mann verdrossen.
    Ishmael bezweifelte das, da er ihn genau abgepasst hatte. Dennoch sagte er: »Gut. Der Gedanke, dass ich berechenbar werde, wäre mir verhasst. Warum haben Sie mich

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