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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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schlanken Handgelenke und die langen, spitz zulaufenden Finger umhüllten. »Ich höre, Sie bewegen sich heutzutage in gehobenen Kreisen.«
    Der Neid in ihrer Stimme war unverkennbar. Von den Anführern der Magier war sie diejenige, die nach Anerkennung durch die Gesellschaft strebte, während ihr Bruder dem Separatismus das Wort redete. Ishmael wusste ziemlich sicher, dass sie ihn nicht verführt hätte, wäre er ein Niemand aus den Provinzen gewesen.
    Er grollte ihr nicht wegen ihres Ehrgeizes und bedauerte, dass er niemals respektabel genug gewesen war, ein Hausfest zu veranstalten und ihr die Möglichkeit zu geben, sich selbst ein Bild von der Welt des Adels zu machen.
    »Ja«, sagte er. »Lord Vladimer hat mir den Weg geebnet, und ich habe mich zusammengerissen.«
    »Keine Bäume abgeschossen?«, neckte sie ihn. Eine Pause. »Irgendetwas an Ihnen sagt mir, dass Sie nicht um unserer Gesellschaft willen hergekommen sind«, bemerkte sie. »Wir haben ein Problem.«
    »Wieso wir?«, fragte er nach kurzem Zögern.
    Sie schenkte ihm ein schelmisches Lächeln. »Ishmael, Ishmael. Seit ich Sie kenne, haben Sie es für Ihr Vorrecht gehalten, Ihre Probleme für sich zu behalten. Manchmal unklugerweise. Also, wenn Sie mit einem Problem zu mir gekommen sind, ist es unser Problem.«
    »Sie haben Recht«, erwiderte er. »Hat Magistra Hearne mit Ihnen gesprochen?«
    »Olivede? Nein …«
    »Ich denke, sie wird es vielleicht irgendwann tun«, sagte er, als sie ihn in ihren Empfangsraum führte. In dem riesigen und ohne erkennbares Konzept eingerichteten Haus schien dieser Raum wie ein Inbegriff von Geschmack und Mode, ein Ausdruck ihrer Ambitionen. In ihrer Jacke und den Hosen hätte sich Phoebe Broome ebenso gut am Set einer avantgardistischen Komödie befinden können. »Aber ich weiß inzwischen einiges mehr über die Sache.« Er setzte sich auf einen elegant designten, aber äußerst unbequemen Stuhl. »Eine hochgeborene Dame ist durch Hexerei dazu gebracht worden, sich zu kompromittieren. Daraus könnten sich Schwierigkeiten ergeben; das muss aber nicht so sein, denn sie ist willens, ihre Unbilden für sich zu behalten. Ich habe ihre Gedanken gelesen. Da sie selbst keine Magierin ist, hat sie keine Magie gespürt. Aber ihre Vernarrtheit in ihren Geliebten war unnatürlich machtvoll, sie glaubt, er sei tagsüber zu ihr gekommen. Außerdem konnte ich in ihren Gedanken sein Gesicht nicht sehen.«
    »Du hast ihre Gedanken gelesen, obwohl sie nicht zugestimmt hat und nichts davon wusste«, bemerkte sie ausdruckslos.
    »Da ich sie eher als Übeltäterin denn als Opfer ansah. Bei alledem spielt ein entführtes Kind eine Rolle und ein fast zu Tode geprügelter Mann.« Er hielt inne. »Ich denke, du musst die ganze Geschichte hören.«
    »Das muss ich dann wohl.«
    Er begann mit Vladimers Anweisungen an ihn – was sie mit einigem Entsetzen aufnahm – und seiner Ankunft vor Balthasar Hearnes Haus, wo ihn ein Schlag mit einem Totschläger, ein halbtoter Arzt sowie Floria Weiße Hand mit ihrer außerordentlichen Geschichte erwartet hatten. Er berichtete von dem Gespräch mit Tercelle und dem Auftrag, den er Guillaume erteilt hatte. Natürlich unterließ er jede Erwähnung von Telmaines Magie. Es würden gewiss Konsequenzen folgen, falls sie ihre Magie abermals missbrauchte, aber er konnte sie einfach nicht bloßstellen.
    Phoebe Broome tippte mit in Seide gehüllten Fingerspitzen an ihre Zähne. »Kinder mit Augenlicht …«, sagte sie mit einem Grauen, das er erst jetzt, nach seinem Gang durch den Garten wirklich verstand. Es hatte frühe Versuche gegeben, Nachtgeborenen das Augenlicht zurückzugeben, allesamt Fehlschläge. Heutzutage war die Manipulation von Gewebe, sofern sie nicht der Heilung diente, Hexerei. Manipulation von pflanzlichem Leben galt gerade noch als akzeptabel. Er hatte zuvor nicht über diese Möglichkeit nachgedacht. »Oh Ishmael, Sie haben mir ein hässliches Problem gebracht.« Sie beugte sich plötzlich vor. »Versprechen Sie mir, dass Sie es nicht weitertragen werden. Erzählen Sie niemandem mehr von diesen Kindern. Falls ein Magier dafür verantwortlich ist, kann es unseren Frieden kosten, alles, was wir aufgebaut haben – und vielleicht sogar unser Leben selbst, wenn es bekannt wird.
    »Ich kann es nicht versprechen«, sagte er nach einem Moment des Schweigens. »Ich weiß nicht, wohin die Nachforschungen führen werden; ich weiß nicht, wie viel davon Lord Vladimer möglicherweise wird vorgelegt werden

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