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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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sich wieder ihrer Tasche zu und legte Phiole und Tuch wieder hinein. Balthasar fuhr fort die Beine zu bewegen, rastlos von dem Schmerz in seiner Brust und seinem Unterleib und seinen eigenen vagen Wahrnehmungen des Wirkens von Magie um sie herum.
    »Du weißt gar nicht, welches Glück du hast, dass du das nicht spüren kannst«, meinte Olivede zähneknirschend, und Telmaine zuckte zusammen. Sie unterdrückte das Gelächter einer Wahnsinnigen, umklammerte Balthasars Hand mit aller Kraft und wagte es nicht, zu versuchen, ihn bewusst zu beruhigen, jetzt, da ihre eigenen Sinne derart in Aufruhr waren. »Mama, Mama, Mama«, wimmerte Amerdale, feucht an Telmaines Hals. Olivede ließ sich niedersinken, legte sich die Hände an den Kopf und wiegte sich langsam hin und her. Der Regen trommelte gegen die Außenmauern.
    Die schreckliche Turbulenz von Magie hatte nachgelassen, und der Regen war nurmehr ein Wispern, als die Sonnenuntergangsglocke zu läuten begann. Balthasar schien mehr oder weniger zu schlafen, und Amerdale war still und saugte, an Telmaines Schulter gelehnt, an ihrer kleinen Faust. Telmaine und Olivede lauschten, während die Glocke bebend verklang. Dann erhob Olivede sich und ging zur Tür. »Ich muss herausfinden, ob irgendjemand weiß, warum dieser Wetterzauber gewirkt wurde.«
    Telmaine nickte und löste die Arme ihrer widerstrebenden Tochter von ihrem Hals, um das Kind in eine behaglichere Lage zu bringen.
    »Mama«, sagte Amerdale, »wo ist Flori?«
    »Scht«, murmelte sie. »Scht.«
    »Sucht Frau Floria nach ihr?« Amerdale ließ nicht locker. Telmaine konnte das Bedürfnis ihrer Tochter spüren, dass ihre Welt in Ordnung gebracht wurde.
    Durch Balthasars Hand konnte sie sein schläfriges Bewusstsein spüren. Sie legte den Mund an das Ohr ihrer Tochter. »Scht«, flüsterte sie. »Ich will nicht, dass Papa es erfährt. Nicht, solange er so krank ist.«
    Amerdales Peilruf glitt über Balthasar hinweg und zeichnete ihn mit der ganzen Lebendigkeit der Kindheit. Dann begann sie wieder, an ihrer Faust zu saugen, von umwölkten Gedanken erfüllt und unglücklich.
    Olivede kehrte zurück. »Floria ist nicht in ihrem Salle, aber ich habe ihr eine Nachricht hinterlassen. Sparling sagt, er habe Feuerglocken und Feuerwehren gehört, und ich kann jetzt den Rauch riechen. Es muss einen Brand gegeben haben, obwohl es ein sehr großer gewesen sein muss, wenn er nur mit einem Wetterzauber gelöscht werden konnte.« Sie zog ihre Tasche zu sich heran und durchstöberte sie. »Es hieß, die Glocken seien aus der Flussmark gekommen. Telmaine, wenn es in der Flussmark gebrannt hat, muss ich aufbrechen, sobald Bal wieder richtig schläft.«
    »Wann kann er transportiert werden?«, fragte Telmaine.
    »Vorzugsweise nicht in den nächsten Tagen, es sei denn, er würde weiterer magischer Heilung unterzogen.«
    Telmaine stieg Galle in die Kehle. »Braucht er sie denn?«, fragte sie mit ruhiger Stimme.
    »Nicht, um sich zu erholen, nein.« Ein kurzes Schweigen. »Ich will mich bei dir bedanken«, sagte sie. »Dass du uns erlaubt hast zu tun, was wir getan haben.«
    »Ich hätte Schlimmeres getan«, erwiderte Telmaine, ohne sich die Mühe zu geben, etwas zu bedauern oder ihre Gefühle zu verhüllen, »um ihn nicht zu verlieren.«
    Dann spürte sie von Balthasar eine plötzliche Welle von Schmerz und Verzweiflung.
    »Sie haben sie fortgeholt, nicht wahr?«, fragte er. »Diese Männer haben Flori mitgenommen.«
    Einen Moment lang waren beide Frauen starr vor Entsetzen über seine Erkenntnis. Amerdale, erschüttert von Reue und der Notwendigkeit zur Geheimhaltung entbunden, begann zu weinen. Balthasar wehrte Olivedes besänftigende magische Berührung ab. »Ja«, antwortete seine Schwester resigniert. »Die Männer haben Flori mitgenommen, um dich zu zwingen, ihnen zu sagen, wo die Zwillinge sind.«
    Durch Balthasars Hand spürte sie, dass er sich verzweifelt um klares Denken bemühte. »Hat es eine Nachricht gegeben?«
    »Nein, aber das Haus wird bewacht.«
    »Wie soll uns jemand eine Nachricht zukommen lassen?«
    Darüber hatte Telmaine noch nicht nachgedacht; sie stockte, hin- und hergerissen zwischen dem Impuls, alle Wachen wegzuschicken, und der Dankbarkeit für den Schutz, den sie boten.
    »Wenn es eine Nachricht gibt«, sagte Olivede, »wird sie ihren Weg zu uns finden. Und wir werden Flori finden. Florias Leute suchen nach ihr, meine Freunde in der Flussmark und Baron Strumheller, der Schattenjäger. Sie werden sie

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