Nachtgesang
jeder Schritt, den sie tat, geschah in schrecklicher Zeitlupe. Und die Gestalt, die in der Luke ihren blutroten Arm aus Trenniers Körper riss ... Blut flog durch die Luft und spritzte mit einem roten Klatschen in Zeks Gesicht ... gelbe Augen glühten sie an, schienen sich in sie zu brennen, ihr Innerstes brannte Momente später scharlachrot. Die Augen sahen aus wie die Löcher in einer Halloween-Maske, aber sie waren lebendig!
Er – es – entwich der Luke mit einer schwebenden Bewegung, während eine weitere Gestalt sich hinter ihm erhob; all das geschah in surrealer Zeitlupe, zumindest gaukelte Zeks Gehirn ihr das vor. Denn es geschah tatsächlich sehr schnell und ihrem Schrecken, der sie betäubte und an ihr zerrte, ging alles fast zu schnell, als dass sie es noch begreifen konnte.
Sie gab sich einen Ruck, führte ihre Hände zusammen und zielte gleichzeitig mit ihrer Taschenlampe und mit der Pistole. Aber noch während sie den Abzug betätigte, fegte der blutüberströmte Arm ihr die Pistole aus der Hand und schleuderte sie, zusammen mit der Taschenlampe, durch die Luft. Eine kalte Hand umfasste ihre Gelenke und hielt sie in ihrem eiskalten Griff fest ...«
Trask hielt inne. Seine Augen starrten ausdruckslos in die Ferne. Er sah ausgemergelt und grau aus und schien in sich zusammengesunken zu sein.
Als ein knisterndes Rauschen aus dem Funkgerät kam, fuhr der diensthabende Beamte erschrocken zusammen. Dann hörte man eine blecherne Stimme, die über den Verbleib des Helikopters Bericht erstattete. »Bird One an Basis ... geschätzte Ankunftszeit in 20 bis 25 Minuten, over.«
»Roger und over«, sprach der diensthabende Beamte in sein Headset. Das genügte, um Trask aus seiner Trance zu holen.
»Ich denke, ich sollte die Geschichte besser zu Ende bringen«, sagte er. Und etwas später fuhr er, emotionslos und wie ein Roboter, aber jetzt sicherer fort.
»Ihr müsst verstehen, dass das nicht mein Traum war – nichts davon –, obwohl ich mir sicher bin, dass ich Teile davon doch geträumt habe. Was ich euch bis jetzt erzählt habe, ist meine ... meine Rekapitulation des sogenannten ›Radujevac-Vorfalls‹, wie ich ihn mir immer wieder vor meinem inneren Auge ausgemalt habe und wie er in meinen ständig wiederkehrenden Albträumen auftaucht. Er besteht aus den Informationen, die uns Nathan Keogh gegeben hat, aus ... Gott, Beweismaterial, das im Heim gefunden wurde und zu guter Letzt aus Zeks telepathischem Kontakt zu mir, während ich mich in ihren letzten Momenten im Bett herumwälzte und keine Ruhe fand.
Ihre letzten Momente, ja ...
Denn als dieses widerliche Malinari-Wesen ihre Handgelenke festhielt, sie mit seiner eiskalten Hand umschloss und ihr sein schreckliches Lächeln zeigte, da wusste sie, dass es vorbei war. Er lächelte Zek an, neigte seinen Kopf und begann, sie zu lesen wie ein Buch. Aber jede Seite, die er aufnahm, wurde danach ausgerissen, weggeworfen, flatterte ins Vergessen. Da sie wusste, dass ihr Ende nahte, kontaktierte sie mich. Schon einmal zuvor hatte sie es getan, als sie wusste, dass sie sterben würde. Aber dieses Mal starb sie.
In meinem Albtraum sah ich sein Gesicht. Ansehnlich, ja, aber eine leere Art von Schönheit, oberflächlich, kosmetisch. Lord Malinari sah aus, wie er selbst aussehen wollte, jung, aber nicht zu jung, dunkel, aber nicht zu dunkel, durstig und ... und keine Möglichkeit, es zu verstecken. Gierig nach Wissen und der Macht, die es ihm brachte. Zeks Wissen, das sie ihm nicht ohne Kampf geben würde.
Zuerst sah sie ihn nicht an, konnte nur den armen Trennier anstarren, wie er da auf dem Boden in seinem eigenen Blut lag, sein Gesicht abwechselnd schneeweiß und dann wieder von Schatten durchzogen, als ihre Taschenlampe in der Nähe aufhörte zu flackern und erlosch. Seine hervorstehenden Augen, sein offen stehender Mund. Armer Trennier, geschändet und tot. Aber ...
›Ah, nein‹, sagte Malinari das Hirn, mit einer Stimme, die klang, als würden aus einem Ölteppich Blasen aufsteigen. ›Nicht tot, sondern untot, oder bald lebendig. Er weiß Dinge – von Metall, Maschinen und Motoren – und ich möchte sie auch wissen. Aber du ... die Dinge, die du weißt, sind von weit größerer Bedeutung. Außerdem sehe ich, dass ich nicht der erste meiner Art bin, mit dem du Bekanntschaft geschlossen hast.‹
Zek fühlte, wie das Wissen aus ihr gesogen wurde – von ihr in ihn hineinglitt wie ein schmieriges Seil beim Tauziehen –, aber sie übertrug ihre Gedanken
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