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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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hässlich er ist, die Wahrheit kennt, bringt er den Schuldigen dennoch um, selbst wenn seine Aktion oder Reaktion ihn nur noch mehr an seine Schwäche erinnert.‹
    Vavara fragte: ›Aber du behauptest trotzdem, dass er nicht verrückt ist?‹
    ›Noch nicht‹, bestätigte Malinari ihr. ›Obwohl es eines Tages so weit sein wird. Vielleicht in 100 Jahren, oder 50 oder vielleicht noch weniger. Aber heute Nacht war er hier; du hast ihn gesehen; er handelt mit Verstand.‹
    ›Ich habe ihn gesehen, ja.‹, antwortete Vavara. ›Seine Gedankengänge sind wirr und verzerrt wie sein Fleisch! Er sah für mich wie ein Verrückter aus, oder zumindest war er nah dran.‹
    ›Du kannst denken, was du willst‹, erwiderte mein Herr. ›Aber wenn er verrückt ist, dann ist er für den Moment unser Verrückter. Und er ist der Herr der Dunkelspitze, Befehlshaber über Männer und Monster und die Dunkelspitze schützt uns an den Flanken ...‹
    Für eine Weile schwiegen sie, bis sich Vavara erkundigte: ›Was wurde aus seinen Eltern, den Inzest-Zwillingen?‹
    ›Szwartz war bei seiner Geburt wunderschön und schien perfekt«, antwortete Malinari. ›Mit 17 begann er zu fliegen. Mit 18 fand ihn sein Vater in der Desmodus-Kolonie von Dunkelspitze, als er mit den Fledermäusen von den Stangen an der Decke hing – aber er hing dort völlig verformt, wie ein Teigklumpen, den die Szgany zum Brot-Backen benutzen! In seiner Unersättlichkeit hatte er ganz viele Fledermäuse aufgefressen, bevor er eingeschlafen war.
    Sowohl sein Vater als auch seine Mutter versuchten ihn einzufangen und ihn zu verbrennen, aber er fing sie und verbrannte sie! So lautet zumindest die Überlieferung. Mein Rat: Behandle Szwartz nie mit Geringschätzung, weil er nicht mit Schönheit gesegnet ist. Und was seine Marotten angeht: Wir sind Wamphyri und wir alle haben unsere Spleens – selbst du, Vavara, zumindest habe ich das munkeln gehört. Aber mit der Ausnahme unserer gemeinsamen Feinde stört sich niemand an unseren kleinen ... Eigenheiten? Und Szwartz, der unser Verbündeter ist: Kränke und verspotte ihn nicht. Und unterschätzen solltest du ihn ebenfalls nicht ...‹«
    Korath schwieg eine Weile. Vielleicht dachte er noch über die Vergangenheit nach. Wie auch immer, Harry holte ihn mit seiner Totenstimme in die Gegenwart zurück:
    Korath? Er antwortete mit einem Grunzen:
    Hm?
    Meine Zeit hier neigt sich dem Ende zu (Harrys Stimme klang weit weg und zitterte) und Jake wird gleich aufwachen. Wir sind von weit her gekommen, in mehr als einem Wortsinn, aber wir sind noch nicht fertig. Wenn ich gehe, erlischt dein Kontakt zu Jake mit mir. Dann wirst du allein sein. Wenn du je wieder etwas von uns hören möchtest – denn wer weiß, vielleicht finden wir ja einen beidseitigen Nutzen an einer erneuten Kontaktaufnahme – dann solltest du besser mit deiner Geschichte fortfahren. Aber mach sie so kurz wie möglich. Sie geht so:
    Malinari und die anderen, sie verloren den Blutkrieg und wurden verbannt. Dann habt ihr 400 Jahre lang in den Eislanden überlebt und seid zuletzt auf die Sternseite zurückgekehrt. Und am Ende kamt ihr hierher. Das ist die Geschichte, jetzt fülle sie mit den Details.
    Korath antwortete: Ah, aber die Details machen sie etwas länger!
    Aber nicht zu lang , mahnte Harry.
    Jake widersprach dieses Mal nicht. Er war jetzt so sehr ›auf‹ der Sternseite – Koraths Geschichte hatte ihn so gefesselt –, dass er den Rest davon hören wollte, egal wie schrecklich er noch wurde.
    Nun gut, sprach Korath. Dann lasst es uns zu Ende bringen ...
    »Malinari, Vavara und Szwartz wurden als die Seltsamen, die Missgeburten, die Außenseiter dargestellt. Aber in Wirklichkeit waren sie nicht seltsamer als die vielen Lords und Ladys auf der Seite von Dramal dem Verdammten. Ah, aber der Lord der Verdammnis hatte seine eigenen Probleme. Zeitweise schien es, dass er seine Lepra unter Kontrolle hatte, das ist wahr, aber was würde die Zukunft bringen? Selbst ein Mann, der so mächtig war wie Dramal, kannte seine Grenzen, genau wie sein Vampiregel. Er wusste, dass es Zeit war, seine Stellung in einer ungewissen Zukunft zu behaupten, in der er schwach und verletzlich werden konnte.
    Da seine Feste im Zentrum der vielen Vampirburgen in die Höhe ragte, hatte Dramal sich entschlossen, alle benachbarten Behausungen anzugreifen und sie zu seinem Eigentum zu machen, oder sie zumindest an Verbündete abzugeben, mit denen er unlösbare Verbindungen eingegangen war. So

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