Nachtgesang
uns in den brennenden Überresten der Malinshöhe zusammenkauerten – Szwartz geblendet vom Feuer, Vavara schmutzig, blutig und erschöpft und Malinari fast ohne Verstand wegen der Kräfte, die er aufgewandt hatte, um telepathische Befehle an seine letzten Verteidiger durchzugeben – bewegte uns Dramal schließlich zum Aufgeben. Was konnten wir anderes tun als annehmen? Daraufhin wurden wir binnen kürzester Zeit bespuckt, geschlagen, gedemütigt und verbannt.
Man erlaubte jedem von uns, eine kleinere Kriegskreatur als Eskorte mitzunehmen, und darüber hinaus unsere Flugtiere, eine Handvoll Leutnants und die überlebenden Knechte. Das war alles. Nicht besonders viel bewaffnetes Gefolge, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen.
Also machten wir uns auf nach Norden, in die Eislande, die zuerst ein Schimmer in der Ferne waren, dann eine verschwommene, dunstige Decke, die am Horizont flimmerte, verzerrt von wabernden Polarlichtern und kristallenen Sternen. Als wir loszogen, wusste keiner von uns, ob wir es schaffen oder in einen gefrorenen Ozean stürzen und ertrinken würden. Aber wir schafften es ...
Unter uns veränderte sich die Landschaft allmählich:
Zuerst die bitterkalte, schneebedeckte Erde; dann die blau-grauen Seen, deren kalte, träge Wellen in Richtung der Küste zu kriechen schienen; und zuletzt die endlose, weiße Strömung, die, so weit das Auge reichte, kein Ende nahm und sich immer weiter nach Norden ausbreitete. Der Schnee war für uns nicht gänzlich neu; wir hatten ihn vorher schon, wenn auch selten, ganz oben auf den Grenzbergen liegen sehen – aber nie so wie dort! Keine Erde war sichtbar; wir konnten nicht wissen, ob wir über Land oder über eisbedeckte Ozeantiefen dahinflogen. Wir ernährten uns und unsere Kreaturen von dem Fleisch und Blut großer Eisbären – und nur selten von Knechten – und kämpften uns vorwärts. Wir hatten keine andere Wahl; hätten wir versucht, uns wieder auf der Sternseite einzuschleichen, hätte dies für uns alle den wahren Tod bedeutet.
Es war schwer. Wenn es keine Bären gab, nippten wir nur gelegentlich am verschließbaren Rückgrat unserer Flugkreaturen. Mit einem von Vavaras Leutnants ging die Gier durch; als sein erschöpftes Flugtier auf einen Eishügel hinabtrudelte, folgten wir ihm nach unten, um uns zu stärken. Wir ernährten uns auch von ihm, denn ohne seine Flugkreatur würde er nirgendwo hingehen.
Ein andermal zog ein Schneesturm auf. Wir konnten es uns nicht leisten, die Energie aufzubringen, um darüber weg zu fliegen. Also landeten wir und suchten hinter einem kräftigen Krieger, dem von Malinari, Schutz. Dann nährte sich mein Herr von mir – nahm mehr als gut für mich war, sodass ich geschwächt war. Zur selben Zeit bekam ich jedoch auch etwas von seiner starken Vampiressenz ab, was mir half zu überleben – die Hartnäckigkeit des Großen Vampires, aye.
Als die Polarlichter am höchsten standen, erreichten wir die Berge; sie waren nicht so hoch wie die Grenzberge der Sternseite – und nirgendwo war ein Baum zu sehen –, aber sie hatten Steilhänge, Schluchten und Eisschlösser, sogar Eisflüsse, die auf der Stelle auf den Berghängen in Position gefroren waren! Wenn schon sonst nichts, so hatte wenigstens die endlose Langeweile unserer Reise über diese weiße Wildnis ein Ende.
Wir waren auch am Ende und flogen erschöpft hinab. Am schlimmsten mitgenommen von unserer Reise war Malinaris Kriegskreatur, die kurz davor stand, den Geist aufzugeben. Wir kümmerten uns darum, dass die Bestie nicht umsonst starb. Nur ihre Knochen blieben übrig und eine Zeit lang diente ihr Brustkorb als Wand eines Eishauses, das wir bauten. Aber bevor das geschah, hatten wir, während das verschrumpelte Fleisch des Kriegers für unser leibliches Wohl sorgte, Zeit und Kraft für eine Erkundungstour.
Im Süden zeigte sich undeutlich einfallendes Licht am Horizont: Sonnenaufgang auf der Sonnseite, so schwach und weit entfernt, dass sich selbst Szwartz nicht beschwerte! Szwartz und Vavara, Malinari und ich nutzten die geringe Wärme, die er brachte, um loszufliegen und die eisbedeckten Berge zu inspizieren. Mein Herr und ich, wir nahmen uns den Westen vor, Vavara und Szwartz den Süden. Als wieder totale Finsternis einkehrte und die sich windenden Polarlichter zurückkehrten, trafen wir uns erneut und tauschten uns am Kadaver der Kampfkreatur aus. Währenddessen ernährte sich der Rest unserer Männer und Bestien (vier jüngere Leutnants und ihre
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