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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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einen Moment später: »Du hast ein Gedächtnis wie ein Lexikon, Jimmy. Was bist du, eine Koryphäe auf dem Gebiet Weltkatastrophen?«
    Harvey zuckte etwas verlegen – vielleicht auch schüchtern? – die Achseln und antwortete: »Ich? Nein – aber ich kenne eine Frau, die so etwas ist. Bevor wir das Lager abbrachen, musste ich mit der Zentrale wegen einiger Kommunikationsprobleme sprechen. Millicent Cleary war die diensthabende Beamtin. Sie ist unsere Frau fürs Zeitgeschehen; sie hat die Art von Gehirn, mit der sie alles, was passiert oder gerade passiert ist, in ihrem Kopf abspeichert. So wie Ian Goodly die Zukunft kennt, kennt sie die jüngste Vergangenheit; aber natürlich hat sie einen großen Vorteil, nämlich, dass es schon geschehen ist. Und im Vergleich zu Ians Wissen ist ihres erstaunlich detailliert. Als ich ihr also sagte, dass wir uns als Nächstes in Brisbane aufhalten würden, brachte sie mich auf den neusten Stand über die Stadt, das Feuer und die Konferenz des Erdenjahres. Das ist also die Erklärung: das Feuer ist in meinem Geist noch präsent aufgrund meines Gespräches mit Millicent Cleary.«
    Harvey lehnte sich zurück und schaute aus dem Fenster. Nach einem Moment des Schweigens fügte er hinzu: »Eigentlich wünschte ich mir, dem wäre nicht so ...«
    In der anderen Limousine war der Vorfall mit dem großen, dürren Flugzeugbeobachter (wenn er das denn gewesen war) in Vergessenheit geraten. Nur Liz Merrick ließ er keine Ruhe. Sie versuchte, ihn auch aus ihrem Gedächtnis zu verdrängen, aber sie wusste, dass sie sich wieder erinnern konnte, wenn es nötig war ...
    ... Seine Silhouette hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Seine hagere Gestalt. Und die Neigung seines breitkrempigen Huts, der die Sonne von seinen Augen fernhielt. Die Art, wie sein Fernglas auf ... auf was, einen fast leeren Himmel gerichtet war? Das war es, was sie beschäftigte! Das und die Art, wie er das Fernglas plötzlich in Richtung der Limousine gedreht hatte.
    Das war, als Liz’ Geist seinem am nächsten war, der Moment, als sie sein Interesse an dem Fahrzeug und seinen Insassen gespürt hatte ...
    »Also, was war jetzt da los?«, fragte Ben Trask und erschreckte sie, als er über sie griff, um die Sprechanlage zu ihrem Fahrer auszuschalten.
    »Was?«, fragte sie. »Oh, tut mir leid, Ben. Ich war wohl mit den Gedanken woanders. Was war mit was los?«
    »Jake, im Helikopter. Was ging da vor sich? Hast du etwas mitbekommen?«
    Jetzt verschwand das Bild von dem dürren Mann mit dem Fernglas komplett aus ihrem inneren Auge, als eine andere Frage sich auftat, von der Liz wusste, dass sie sie schwerlich beantworten konnte.
    Auf den ersten Blick schien sie einfach zu sein, sogar aufregend, auf eine seltsame, morbide Art. Die Antwort auf nicht nur eine Frage, sondern viele. Aber als sie darüber nachdachte, hatte sie bemerkt, dass es enorme Schmerzen bereiten konnte, also musste sie nun einen anderen Weg finden. Wenn Trask sie ließ.
    »Ich dachte, wir seien uns darüber einig«, sagte sie. »Ich spioniere Jake ungern aus und ...«
    »Was?«, unterbrach er sie. »Aber im Flieger schienst du anzudeuten, dass du etwas bemerkt hättest. Also warum hältst du das Wissen zurück, Liz? Was zum Teufel geht hier vor?« Der Blick auf Trasks Gesicht verriet Ungläubigkeit; er war so sicher gewesen, dass sie ihr die Flausen ausgetrieben hatten und von jetzt an alles glattlaufen würde. Was war passiert, dass sie ihre Meinung geändert hatte?
    »Ich ... ich bin nicht sicher, was ich bemerkt habe!«, platzte sie heraus und log dabei so schlecht, dass Trask es selbst ohne sein Talent bemerkt hätte. Sie sah in seinen Augen, dass er es wusste, an der Art, wie er seine Lippen aufeinanderpresste. »Aber ... aber, er ist mein Partner!« Sie ging sofort in die Defensive. »Er muss mir vertrauen können. Er hat mir das Leben gerettet und ...«
    »Oh, um Himmels Willen, verschon mich«, bellte Trask. Aber bevor er noch etwas hinzufügen konnte:
    »Verdammt!«, schrie Liz. Dann fügte sie leiser, fast verzeifelt hinzu: »Siehst du es denn nicht? Ich versuche, dich zu verschonen, Ben!«
    Das besänftigte ihn etwas, denn er sah, dass es der Wahrheit entsprach. Und obwohl Trask immer noch etwas skeptisch war, klang er nicht mehr ganz so hart, als er sagte: »In Ordnung, aber versuch es nicht zu sehr.«
    Als sie schwieg, fuhr er fort:
    »Schau, was auch immer es ist, es gibt hier nur dich, mich und Ian, die darüber Bescheid wissen werden. Also

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