Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
verwandelten den unfruchtbaren Felsvorsprung in eine Szene aus Dantes Inferno. In der Nähe der Haupthütte schrumpfte die Flamme aus dem unterirdischen Kessel in sich zusammen, stieß einen letzten dampfenden Feuerstrahl aus und wurde dann zu einem Feuerball, der wie ein lebendiges Wesen den Fels entlangrollte.
    Am Fuße des Hügels versuchte ein weiterer Teil des Agententeams das Feuer bei der Hütte, in der sich der Käfig befand, zu löschen. Sie waren in den Nebentunnel getreten, um ihn zu untersuchen. 15 Meter von der Haupthütte – die noch immer brannte und Rauchwolken und gelegentlich rote und orangefarbene Flammen in den Nachthimmel spie – entfernt, ließ Trask sein Team anhalten.
    »Wie sieht es aus?«, schrie er Goodly über das Knistern des brennenden Holzes und der angesengten Balken zu. »Was denkst du? Sollen wir ihn verbrennen?«
    Nicht ihn, sie!, wollte Liz schreien, aber Goodly tat das schon an ihrer Stelle. »Da ist mehr als nur einer, Ben«, rief der Seher mit seiner hohen Stimme über das Zischen des heißen Rauchs hinweg.
    »Aber wir können sie erledigen?«, fragte Trask furchtlos.
    Goodly zuckte die Achseln und antwortete: »Ich erwarte keine Opfer, wenn es das ist, was du meinst. Aber es wird nicht sehr schön werden.«
    »Das ist es nie«, meinte Trask. Er fällte eine Entscheidung, nickte, drehte sich um und rief Liz zu: »Sag ihnen, dass wir den ganzen, verdammten Ort direkt um sie herum zum Einsturz bringen werden ... und sag ihm, dass er hier nicht lebend herauskommt. Ich will, dass du ihn fertig machst, den Scheißkerl!«
    »Aber ... denkst du, dass er mich hören wird?« Liz schien an ihren Fähigkeiten zu zweifeln. »Schließlich bin ich nur ein halber Telepath. Ich kann empfangen, aber nicht senden und ...«
    »Dessen können wir uns nicht so sicher sein«, unterbrach Trask sie. »Das ist eines der Dinge, die wir hier herausfinden müssen. Wir wissen, dass dein Talent noch nicht vollends ausgereift ist und nur, weil du nicht an menschliche Telepathen senden kannst, heißt das nicht, dass Trennier dich nicht hören kann. Er ist da drinnen, ein Vampir, und er und seinesgleichen haben ihre eigenen Fähigkeiten. Vielleicht gibt uns das hier eine Einsicht in das, was wir von dir erwarten können, wenn dein Talent voll entwickelt ist.«
    Liz nickte bestätigend und bewegte sich vorwärts. Miller richtete sich etwas auf und fragte Jake: »Über ... über wen spricht er? Und wie kann das Mädchen mit jemandem da drin reden?«
    »Gehen Sie einfach davon aus, dass sie es kann«, antwortete Jake, obwohl er davon selbst nicht so überzeugt war.
    Liz konzentrierte sich jetzt, konzentrierte sich, um ihre Gedanken in den Haupttunnel zu leiten, dessen Eingang ein schwarzes, rauchendes Loch war, das aus der skelettartigen Fassade der Hütte herausschaute. Es gab diesmal im Team keine wahren Telepathen, keinen, der sie »hörte« oder auch nur vermutete, dass sie arbeitete. Aber ihre Gedanken – die nicht von normalen Menschen empfangen werden sollten – gingen trotzdem aus ihr heraus:
    Wir kommen, um dich zu holen, Bruce Trennier, sendete sie. Und wenn du denkst, dass das, was du bisher gesehen hast, heftig war, dann warte erst mal, bis du siehst, wie übel es wirklich werden kann! Wir haben Granaten, die das Dach über dir und deinen Schergen zum Einsturz bringen können und euch für immer wie Fossilien unter der Erde begraben. Wir haben auch Thermitbomben, um die Felsen zu einem immerwährenden Gefängnis für eure zersetzten Knochen zu schmelzen. Du sitzt in der Falle. Es gibt keinen Ausweg. Bleib also, wo du bist, verstecke deine Visage vor der Sonne. Tu dein Bestes, um das bisschen Zeit, das deinem verrotteten, parasitischen Halbleben, das du Existenz nennst, bleibt, noch zu genießen ...
    Das war natürlich reine Provokation, eine Herausforderung, und da sie von einer Frau kam, würde sie mit noch größerer Sicherheit als Beleidigung aufgefasst werden. Falls Trennier antwortete, so hörte Liz ihn nicht. Was sie stattdessen hörte oder besser fühlte, war ein plötzliches Schweigen. Ein mentales Schweigen, eine psychische Gelassenheit. Oder war es eher ein trotziges Schweigen, die Ruhe vor dem Sturm? Ian Goodly bestätigte dies mit einer gepiepsten Warnung: »Sie kommen.«
    »Wie viele?« Als die Männer im Kampfanzug begannen auszuschwärmen, schwang Trask seine hässlich aussehende Waffe in eine einsatzbereite Position und entsicherte sie. Goodly tat es ihm nach und kniff seine Augen

Weitere Kostenlose Bücher