Nachtgesang
Würmer, sein Magen schwoll an und zerplatzte in einem Nest um sich schlagender, purpurner Tentakel. All seine Gliedmaßen verhielten sich wie Penisse, die – vergeblich – ins Feuer pissten. Denn das war ein Feuer, das sich nicht eindämmen ließ. Nur Ben Trask war dazu in der Lage, und er würde es erst tun, wenn es nichts mehr zu verbrennen gab. Oder zumindest nichts, was als schädlich erachtet werden konnte. Oder erst, wenn seiner Waffe der Treibstoff ausging.
Die Hälfte der Einheit war aus den Überresten der kleineren Hütte zurückgekehrt. Einer der Männer hatte einen Flammenwerfer; er richtete den Strahl des flüssigen Feuers auf den Vampir und seine gefallenen Knechte und beendete, was Trask begonnen hatte ...
Irgendwann war es vorbei und Trask erkundigte sich: »Gab es keine Waffen? Warum hatten sie keine Waffen?«
Jetzt, als alles erledigt war, erschien er etwas verwirrt, ausgelaugt, als ob auch in ihm Feuer gewesen wäre, das nun komplett erloschen war.
»Waffen?« Der Leiter der zweiten Einheit antwortete ihm. »Im Stollen hinter der kleineren Hütte gibt es ein ganzes Waffenarsenal! Vielleicht dachten sie, sie würden keine Waffen brauchen, gegen nur zwei Menschen. Wie dem auch sei, wir haben Sprengstoff ganz tief unten im Stollen angebracht. Und auch Thermit. Wenn das explodiert, wird der ganze Laden mit in die Luft gehen. Wenn noch etwas da drinnen ist, wird es nicht herauskommen.«
»Gut!« Trask schüttelte sich und atmete tief durch. An den Leiter der ersten Einheit gewandt sagte er: »Lassen Sie uns hier gründlich vorgehen. Ich möchte, dass der Hauptstollen auch entsprechend gründlich überprüft wird. Okay, Gentlemen, los gehts. Die Nacht ist noch nicht vorüber ...« Aber sie würde es bald sein. Bis dahin würde Trask auch wieder zu sich selbst finden, hart und nüchtern wirken. Zumindest nach außen ...
Innerhalb von einer Stunde war der Sprengstoff gezündet. Der Boden erzitterte unter den Füßen der Teams und das tiefe Grollen des von Menschen geschaffenen Donners erschallte in jedem der abzweigenden Tunnel. Obwohl die ganze Gruppe sicher hinter der Hügelwand stand, fühlte sie dennoch den heißen Wind, der aus der pechschwarzen Grube drang, und atmete weit mehr unangenehme Gerüche ein als nur den der Chemikalien.
Staubwolken schossen in die Höhe wie Wasser aus Blaslöchern von Walen, als die Stollen tonnenweise unter dem Gewicht festen Felsens und unzähligen Gerölls zusammenbrachen. Aber selbst da war es noch nicht ganz vorbei, denn jetzt erst machte sich die Wirkung des Thermits bemerkbar: Weißes Gas trat in Hochdruckschüben aus und dampfende Flüssigkeit, die selbst die kleinsten Felsspalten ausfüllte, versiegelte die Felsen komplett.
Schließlich sagte jemand: »Dort drinnen ist es jetzt ziemlich genau wie in einem Hochofen – die gesamte Mine wird gebraten. Ich hätte mir in einem Dresdner Bunker während des Zweiten Weltkrieges mehr Chancen ausgemalt als dort drinnen!«
Niemand widersprach ihm oder ging auch nur auf seine Bemerkung ein ...
Die Verstärkungsfahrzeuge trafen allmählich ein und eine zweite Säuberung konnte beginnen. Ein alter, offensichtlich von Rheuma geplagter Mann humpelte hierhin und dorthin und untersuchte die Asche an den Stellen, wo das Feuer bereits abkühlte. Wie Trask und Goodly trug er keine spezielle Schutzkleidung; er hatte auch keine Gasmaske, schien frei zu atmen (was die Abwesenheit von Nasenstöpseln anzeigte) und schien sich keine Sorgen um eine Kontamination zu machen. Die einzigen Waffen, die er trug, waren eine gefährlich aussehende Machete, die in ihrer Scheide unter seinem linken Arm verstaut war, und eine antiquierte, selbst gemachte Armbrust.
Während dieser letzte Teil der Operation eingeleitet wurde, warteten Jake und Liz auf Anweisungen von Trask. Sie hatten sich in keiner Weise von den nächtlichen Ereignissen erholt – sie hingen beide ihren eigenen verborgenen Gedanken nach, schwiegen die meiste Zeit – und lehnten an dem Landrover, den Jake wieder auf eine Anhöhe gefahren hatte, um dem Sattelschlepper mit der Einsatzzentrale Platz zu machen.
Irgendwann hörte Jake auf mit seiner Selbstreflektion – beunruhigende, düstere Gedankengänge, bei denen er seine eigene Zurechnungsfähigkeit infrage stellte und über die Unwirklichkeit mancher Dinge nachgrübelte, die sich ereignet hatten und immer wieder bei ihm ereigneten. Er widmete nun seine Aufmerksamkeit dem humpelnden alten Mann, der offensichtlich nicht
Weitere Kostenlose Bücher