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Nachtgieger

Nachtgieger

Titel: Nachtgieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Maria Dries
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der Hand leuchteten. Im Laden brannte Licht. Andrea schob einen der Neugierigen zur Seite, ignorierte dessen empörtes Schimpfen und stellte sich vor den Polizisten mit dem Ausweis. Er konnte gerade noch ein „Grüß“ herausbringen, das „Gott“ wurde schon von der gebellten Replik des Bullen abgeschnitten: „Gehen S’ weiter. Da gibt’s nix zum Schaun.“
    Andreas Beine zuckten; reflexartig schienen sie dem Befehl der Obrigkeit gehorchen und ihn in die Anonymität der glotzenden Menge zurückführen zu wollen. Er unterdrückte den Fluchtimpuls und stieß schnell heraus: „Mir gehört der Laden. Was ist passiert?“
    Endlich drehte sich der Polizist zu ihm um. Andrea sah jetzt, dass die Glastür des Ladens offen stand und die Scheibe zerbrochen war. Der Schriftzug „Bier & Bücher“ war auf der verbliebenen Glasscherbe noch zu lesen, darunter in kleineren Lettern „Buchhandlung und Getränkemar…“.
    In der Pennergruppe entstand Bewegung, ein leichter Zug nach hinten. Doch der Polizist brauchte nur den Kopf ganz leicht in ihre Richtung zu drehen, und die drei Männer standen wieder still.
    „Ausweis!“, blaffte der Polizist in Andreas Richtung. „Das ist mein Laden. Was ist los? Ist eingebrochen worden?“
    „Ausweis!“, blaffte der Staatsdiener ein wenig höher, ein wenig lauter und mit fordernd ausgestreckter Hand.Andrea zerdrückte ein „Arschloch“ zwischen Gaumen und Zunge und kramte den Personalausweis aus der Tasche. Der zweite Polizist hatte inzwischen seinen Funkspruch beendet und kam zu seinem Kollegen herüber. Nach längerem Ausweisstudium sagte der erste Polizist: „Ausländer. Heißt Campanella Andrea. Vorname Andrea. Sieht aber gar nicht wie ein Mädchen aus.“ Grinste und strich über seinen volkstümlichen Schnurrbart. Dann grinste auch der andere.
    „Ha ha. Das ist ein ganz neuer Witz, den muss ich mir merken. Wirklich lustig.“ Andreas Gesicht sah nicht fröhlich aus. „Wie Sie vielleicht bemerkt haben, ist das ein deutscher Personalausweis, und als Geburtsort ist München eingetragen. Nicht dass ich stolz darauf wäre. Nur der Ordnung halber. Und jetzt würde ich gerne erfahren, was hier los ist.“
    Offenbar eingeschüchtert durch Andreas Ton, antwortete der Polizist in jener Sprechweise, die Münchner Ordnungshüter für Hochdeutsch zu halten scheinen:
    „Die Polizeiinspektion Goethestraße ist gegen sieben Uhr von Anwohnern verständigt worden. Es ist ein Lärm gemeldet worden. Und obdachlose Personen, die Bierkisten entfernt haben. Aus dem Laden. Wir sind sofort zum Einsatzort gefahren. Diese drei wohnsitzlosen Personen sind von uns auf frischer Tat erwischt worden.“
    Jetzt sah sich Andrea das armselige Häufchen genauer an. Einen, der hinten stand und die anderen um Haupteslänge überragte, obwohl er den Kopf gesenkt hielt, kannte er. „Kare, bist du wirklich bei mir eingebrochen?“
    „De Dia is off gwen“, murmelte Kare trotzig in seinen Bart.
    „Ja ja, erzähl des jemand anderem“, mischte sich der Polizist ein. „Des behaupten die schon die ganze Zeit, dass die Tür auf gewesen ist, wie sie gekommen sind. Und wer hat sie eingeschlagen?“
    Das erschien Andrea wirklich seltsam, denn wenn man die Scheibe einschlug, konnte man deshalb die Tür noch lange nicht öffnen. Sie hatte ein Sicherheitsschloss, das auch von innen nicht ohne Schlüssel aufzumachen war. Also hatten die Einbrecher einen Dietrich gehabt. Aber warum hatten sie dann völlig sinnlos auch noch das Glas eingeschlagen?
    Andrea konnte sich nicht vorstellen, dass Kare und seine Kollegen den Einbruch begangen hatten. Er kannte Kare seit zwei Jahren. Einmal die Woche kam er in den Laden und holte sich eine Gratis-Halbe ab, die er dann auch gleich austrank, während er sich mit Andrea unterhielt. Kare sprach eine Art Urbairisch, wie es wahrscheinlich sonst nur noch von sehr alten Leuten in sehr abgelegenen Dörfern gesprochen wird. Er sagte „Reim“ für Kurve und „Irxn“ für Schulter. Selbst Andrea, der die Münchner Form des Bairischen fließend sprach, hatte oft Mühe, ihn zu verstehen. Meist sprachen sie über das Wetter und die Bierpreise, oder Kare berichtete über die Speisepläne und Qualitätsstandards verschiedener klösterlicher Suppenküchen und Armenspeisungen. Doch ab und zu sagte er einen Satz, der Andrea völlig überraschte und der gar nicht zu Kares Idiom und zu der sonst zur Schau getragenen Simplizität passte. Oder doch? „Ma muass de Loata umschmeißen, boi ma om

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