Nachtgieger
nach.
„Nein, ich war alleine.“
Als die Kommissare über die steinerne Brücke zurück in Richtung Landstraße fuhren, überlegte Mandy: „Wenn er Lehramt studiert hat, warum arbeitet er dann nicht an einer Schule, sondern gibt Nachhilfe? Als Gymnasiallehrer verdient er doch viel mehr.“
„Sieglinde soll das mal genau überprüfen“, nickte Gerd Förster nachdenklich.
Sein Handy klingelte. Er fuhr rechts an den Straßenrand und nahm das Gespräch entgegen. „Hallo Sieglinde“, begrüßte er seine Kollegin.
„Es gibt Neuigkeiten von unseren Computerspezialisten“, berichtete diese aufgeregt. „Kati Simmerlein hatte in einem Chatroom speziell für Partnersuche häufigen Kontakt zu einer Person, die sich unter dem Namen Ernst Schönleben aus Bayreuth, Eremitageallee 17, eingeloggt hat. Sie sagen, das kann auch ein sogenannter Nickname sein, aber manche Internetuser sind so naiv und verwenden tatsächlich ihren eigenen Namen.“
„Hervorragend, Sieglinde, wir holen dich in Bamberg ab, dann fahren wir gemeinsam nach Bayreuth. Wir setzen dich am Bahnhof ab und du zeigst ein Foto von Kati Simmerlein herum, vielleicht ist sie ja mit dem Zug gefahren, schließlich besitzt sie keinen Führerschein. Mandy und ich begeben uns in die Eremitageallee 17. Womöglich ist das unser Mann. Viele Menschen machen sich überhaupt keine Gedanken darüber, dass das Internet nichts vergisst.“
„Ich muss noch einen dringenden Bericht fertig schreiben, wann kommt ihr denn?“, fragte Sieglinde.
„In ungefähr zwei Stunden“, antwortete der Kommissar und blinzelte Mandy verschwörerisch zu.
Gerd Förster wendete, fuhr durch Streitberg und überquerte dann erneut über eine alte, holprige Holzbrücke die Wiesent. Dahinter bog er links ab und nach etwa vierhundert Metern parkte er den Dienstwagen unter einer mächtigen Eiche im Schatten. Über Mittag war die Temperatur auf für September ungewöhnliche sechsundzwanzig Grad gestiegen. Vor ihnen lag ein flaches, gelbes Gebäude, dessen gedrungene Holztür weit offen stand. Dahinter schimmerte verlockend blaues Wasser.
„Was machen wir hier?“, fragte Mandy verblüfft.
„Schwimmen gehen. Das hast du dir doch gewünscht. Wir haben eine gute Stunde zur Verfügung. Vor dir liegt das bezauberndste, altmodischste Schwimmbad der Fränkischen Schweiz.“
Mandy strahlte: „Ist das dein Ernst?“
„Aber ja. Du stürzt dich in die Fluten und ich setze mich in die Sonne und denke nach. Ich habe keine Schwimmsachen dabei.“
Gerd Förster bezahlte das Eintrittsgeld und steckte einen Fünfeuroschein in ein dickes Sparschwein. Die Spenden dienten dem Erhalt dieses Kleinodes.
Mandy betrachtete mit Entzücken das einladende, rechteckige Becken. In der Mitte verlief ein Seil mit weißen und roten Bällen, das gewissenhaft den Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich trennte. Nur wenige Personen schwammen im tiefen Becken. Im Kinderbecken kreischten vergnügte, kleine Menschen mit Schwimmflügelchen wild durcheinander.
Ein gebräunter Papa sauste mit seiner Tochter die blaue Rutsche hinunter, sie flogen zwei Meter waagrecht über die Wasseroberfläche, dann plumpsten sie, jauchzend vor Freude, ins Wasser, dass es nur so spritzte. Im davorliegenden Babybecken mit seinem Springbrunnen füllten Kleinkinder mit Speckfalten konzentriert ihre bunten Eimerchen, trugen sie auf wackeligen Beinen zum großen Becken und schütteten das Wasser unter den wachsamen Blicken ihrer Mamas hinein. Es war ein wundervolles, friedliches Bild.
Mandy zog sich in der Sammelkabine mit den Astlöchern rasch um und hechtete kopfüber in das einladende Wasser.
Gerd Förster grinste bereits, als sie nach einigen Sekunden luftschnappend wieder auftauchte.
„Verflixt, ist das kalt.“
Sie kraulte an den Beckenrand, wo ihr Kollege mit hochgekrempelten Hosenbeinen saß und die Füße erfrischte.
„Vielleicht hätte ich vorhin noch erwähnen sollen, dass das Becken nicht beheizt wird“, lachte Gerd Förster. „Es wird von der Muschelquelle auf dem gegenüberliegenden Berg gespeist. Aber du bist doch ein robustes Naturmädel.“
Mandy spritzte ihn nass und zog dann glücklich ihre Bahnen.
Ein junger Mann, der es mit ihr aufnehmen wollte, verlor das Wettschwimmen mit katastrophalem Ergebnis. Wie ein begossener Pudel trollte er sich.
Die Kommissarin zog sich am Beckenrand hoch und stieg aus dem Wasser. „Es ist wirklich wundervoll hier. Danke, Gerd, für die schöne Überraschung.“
„Wir haben
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