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Nachtgieger

Nachtgieger

Titel: Nachtgieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Maria Dries
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Holzregalen, sicher vor seiner kleinwüchsigen neugierigen Frau, Dutzende von Gummistiefelpaaren, die Hans im Laufe seines harten Bauernlebens abgetragen hat. Dort versteckt er seine Schnapsflaschen.“
    „Genug erzählt“, rief Mathilde resolut. „Wir starten jetzt auf unserem neuen Parcours. Und denkt bitte an den korrekten Stockeinsatz.“
    Die Formation der Damen setzte sich flott in Bewegung.
     
    Da sie noch reichlich Zeit bis zu ihrem Termin mit dem Vorsitzenden des Wasserradvereines, Kilian Krautwurst, hatten, beschloss Gerd Förster, nicht den schnellsten Weg über die A 73 nach Buttenheim und die Landstraße nach Ebermannstadt zu wählen. Er entschied sich für die Burgenstraße, die sie durch eine malerische Landschaft und verträumte Dörfer zum Markt Heiligenstadt führen würde.
    Als sie die Marktgemeinde erreichten, wies Gerd seine Kollegin auf das Schloss Greifenstein hin, das erhaben über dem Ort auf einem dicht bewaldeten Berg thronte. Die Blätter der Laubbäume leuchteten in gelben, roten, ocker- und orangefarbenen Schattierungen in der höhersteigenden Sonne.
    Das eindrucksvolle Barockschloss hatte sich einst im Besitz der Schenk von Stauffenberg befunden, aus deren Geschlecht große Männer in die Geschichte eingingen. Der berühmteste dieser Männer war der Hitlerattentäter vom 20. Juli 1944, Oberst Claus Graf von Stauffenberg.
    Mandy war sichtlich beeindruckt und nahm sich fest vor, bald an einer Führung teilzunehmen.
    Durch das liebliche Leinleitertal, auf dessen grünen Anhöhen Wacholderbäume wuchsen, fuhren sie an Gasseldorf vorbei.
    „Dieser Ort hat seinem berühmtesten Bürger ein Denkmal gewidmet“, erklärte Gerd Förster. „Bei dieser interessanten Geschichte geht es um Frankfurter und Wiener Würstchen. Ich erzähle sie dir ein anderes Mal. Wir sind gleich da.“
    Der Wasserradverein „Fränkische Schweiz“ hatte seinen Sitz in einer Blockhütte, die neu und geräumig wirkte und sich in der Nähe des beliebten Ebermannstädter Schwimmbades Richtung Streitberg auf einer flachen, kleinen Anhöhe befand, inmitten eines Kiefernwäldchens oberhalb der Wiesent.
    Gerd Förster steuerte den Dienstwagen über eine schmale Brücke einen Feldweg entlang, der sich durch Rübenäcker und Wiesen schlängelte. Schließlich parkte er direkt vor der Blockhütte. Links davon stand unter Schatten spendenden Bäumen eine ausladende, aus Buchenholz gezimmerte, robuste Sitzgarnitur neben einem überdachten Grill.
    „Ein schöner Platz“, bemerkte der Kommissar, während er auf den grün und türkis schimmernden Fluss schaute, der sich wild rauschend durch das Tal zog. Als sich sein Blick gegen Nordosten das Tal hinauf richtete, konnte er die Burgruine Neideck auf schroffen, steil abfallenden Felsen erkennen, die aus einem bereits herbstlich bunten Laub- und Nadelwald hervorwuchsen. Gegenüber, ungefähr tausend Schritte entfernt, erhob sich die Ruine Streitburg.
    Er machte seine Kollegin auf die eindrucksvolle Aussicht aufmerksam: „Die Ruine, die du rechts sehen kannst, ist die Burg Neideck, die als Wahrzeichen der Fränkischen Schweiz gilt und erstmals 1219 urkundlich erwähnt wurde.“
    Er erzählte eine Episode aus ihrer Geschichte: Zu jener Zeit war sie von der Adelsfamilie der Schlüsselberger bewohnt gewesen. Konrad II. von Schlüsselberg, der Letzte seines Geschlechts, hatte hier einen grauenvollen Tod gefunden. Er war 1347 bei einer Belagerung von einem Wurfgeschoss, einem sogenannten Pleyden, getroffen und getötet worden. Auslöser der Auseinandersetzungen war seine maßlose Habgier gewesen. Von seiner Burg aus hatte er die alte Handelsstraße zwischen Nürnberg und Bayreuth kontrollieren können. Durch die Errichtung einer Mautstelle, an der ein Wegezoll für die Überquerung der Wiesent erhoben wurde, hatte er sich den Zorn der Bischöfe von Bamberg und Würzburg sowie des Burggrafen von Nürnberg zugezogen. Die Burg Neideck war an den Bischof von Bamberg gefallen und Amtssitz geworden.
    Mandy lächelte ihren Kollegen an: „Deine geschichtlichen Exkurse sind immer wieder hochinteressant. Kann man dort auch schön wandern?“
    „Aber ja“, erwiderte Gerd, „man kann vom Streitberger Schwimmbad oder vom Weiler Haag aus zu der Burgruine hochsteigen. Zwischen den alten Burgmauern und den Wehrtürmen finden ab und zu auch Theateraufführungen statt. Die Plattform weiter oberhalb eignet sich mit ihrer wunderschönen Aussicht hervorragend als Picknickplatz.“
    „Diesen Vorschlag

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