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Nachtgieger

Nachtgieger

Titel: Nachtgieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Maria Dries
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Filzhut zierte, der perfekt zu seinem Anzug passte. Mandy fand, dass er einfach umwerfend aussah.
    „Jetzt werden schon alte Damen in ihrem eigenen Kirschgarten niedergeschlagen und tödlich verletzt. Noch dazu drei Tage nach der Entdeckung einer Wasserradleiche. Was ist denn nur aus dem beschaulichen Landleben geworden? Jemand hat ihr den Schädel zertrümmert, wahrscheinlich mit dieser Axt, sie muss sofort tot gewesen sein, seit etwa sechs bis acht Stunden. Näheres nach der Autopsie. Wie heißt die arme alte Dame überhaupt?“, wollte der Gerichtsmediziner wissen.
    „Apollonia Vierheilig, sechsundachtzig Jahre alt“, erklärte Mandy. „Sie hat schon immer hier gelebt. Die junge Frau, die dort auf der Steinmauer sitzt, hat sie heute Morgen gegen halb sieben gefunden, als sie beim Bäcker frische Brötchen holen wollte, und sofort einen Notruf abgesetzt. Ihr Name ist Paulina Regenfuß.“
     
    Der grauenhafte Anblick brannte sich Gerd Förster ins Gedächtnis ein. Nur mit Mühe riss er sich los und wandte sich der herzzerreißend schluchzenden Paulina zu. Er setzte sich neben sie auf das kalte Mäuerchen und legte behutsam die Hand auf ihren zitternden Arm.
    „Was ist genau passiert?“, fragte er sanft. Mandy wusste, dass ihr einfühlsamer Kollege nun mit der vollen Aufmerksamkeit der verstörten jungen Frau rechnen durfte.
    Paulina hob den Kopf, wischte sich die Tränen fort und blickte in meerwasserblaue Augen. Sie beruhigte sich ein wenig. „Ich wohne dort drüben, in der Einliegerwohnung.“ Sie deutete auf ein zweistöckiges Wohnhaus hinter der Wiese, die sich zwischen Apollonia Vierheiligs großem Obstgarten und dem etwa hundert Meter entfernten modernen Anwesen befand. Rechts daneben erstreckten sich teilweise schon umgepflügte Äcker bis zu einem dichten Mischwald hinan.
    „Von meiner Wohnung führt ein Trampelpfad durch die Wiese an Apollonias Garten vorbei direkt in die Dorfmitte. Dort wollte ich in der Bäckerei Brötchen holen. Ich habe heute erst mittags Dienst im Goldenen Hirsch und wollte eigentlich gemütlich frühstücken.
    Da sah ich sie liegen. Die gute, alte Apollonia, sie hat doch keiner Menschenseele etwas zu Leide getan. Wer tut denn so etwas Schreckliches?“
    Die junge Frau begann wieder zu schluchzen.
    „Haben Sie heute Nacht so gegen vierundzwanzig Uhr irgendetwas Verdächtiges gehört oder gesehen?“, fragte der Kommissar weiter.
    Paulina schüttelte heftig den Kopf, so dass ihre hellblonden, schulterlangen Haare um ihr hübsches Gesicht flogen.
    „Ich hatte mich gestern Abend mit meinem Freund Manni gestritten. Er hatte ein wichtiges Fußballspiel und verlangte von mir, dass ich mich danach zu ihm und der Mannschaft ins Sportlerheim gesellte. Dabei wollte ich lieber ins Kino, einen Liebesfilm anschauen. Also bin ich nach Hause gegangen, habe fernsehgeschaut und mich mit meinem Computer beschäftigt. Irgendwann gegen Mitternacht hat er Sturm geklingelt, der Vollidiot. Aber ich habe nicht geöffnet. Als er endlich weg war, bin ich in mein Bett gegangen.“
    „Danke, Frau Regenfuß, Sie können jetzt in Ihre Wohnung gehen und sich ausruhen. Ihre Aussage nehmen wir später zu Protokoll.“
    Gerd Förster betrachtete nachdenklich den Schlüsselbund in seiner Hand. Was hatte die alte Frau nachts in ihrem großen, dunklen, unübersichtlichen Garten gewollt? Er probierte die Schlüssel aus. Neben dem Haustürschlüssel befanden sich noch vier weitere, altmodische Schlüssel an dem verbeulten Metallring: einer für die Kellertür, einer für die vordere Gartentür, ein weiterer für das hintere, zur Wiese führende Tor, der letzte passte in das Schloss des Holzschuppens.
    An dem einen Schlüssel und dem ausgeleierten Schloss der hinteren Gartentür befanden sich Ölspuren. Er machte Mandy und Karl-Heinz darauf aufmerksam. Daraufhin untersuchte der Gerichtsmediziner vorsichtig die rechte Hand des Opfers.
    „Ölspuren“, stellte er fest. „Wir werden schnell herausfinden, ob die Substanzen übereinstimmen.“
    „Ich tippe auf Nähmaschinenöl, das hat meine Oma immer für ihre alten, verrosteten Schlösser benutzt“, meinte Mandy.
    „Apollonia Vierheilig geht mitten in der Nacht durch ihren Kirschgarten, um das hintere Tor zu verriegeln“, sinnierte der Kommissar. „Warum war ihr das so wichtig? Und sie hatte ein Brotmesser bei sich, wohl um sich zu schützen.“
    Sie blickten sich fragend an.
    „Und ist dann ihrem Mörder begegnet“, spekulierte Mandy weiter. „Was wollte

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