Nachtgieger
dabei: „Ich muss jetzt Fridolin füttern. Er ist sehr gefräßig, weißt du. Wie ein Dinosaurier. Dann will ich an meiner Ritterburg weiterbauen. Willst du sie mal sehen?“
„Na klar“, antwortete Gerd Förster und folgte dem geschäftigen Kleinen in sein Kinderzimmer.
Maxis Mutter lächelte Mandy entschuldigend an: „Ich fand den Knopf in seiner Schatzkiste und rief Sie gleich an. Ich habe leider nicht die geringste Ahnung, wann mein Sohn ihn gefunden hat.“
Die Kommissarin überlegte. So kamen sie nicht weiter. Sie brauchten wenigstens die kurze Aufmerksamkeit des Kindes und mussten versuchen, einen direkten Bezug zu seinem Tagesablauf und seinem Umfeld herzustellen.
Sie hatte eine Idee: „Dürfen wir mit Ihrem Sohn eine Runde mit dem Blaulicht drehen und ihn zum Eisessen einladen, Frau Stirnweiß? Wir werden ganz behutsam mit ihm umgehen und viel Spaß haben. Vielleicht erinnert er sich doch an eine Kleinigkeit, die für unsere Ermittlungen relevant sein könnte. Sie können uns vertrauen.“
Die junge Mutter brauchte nicht lang zu überlegen: „Nehmen Sie ihn mit, er wird begeistert sein.“
Auf dem Arm von Gerd Förster und mit dessen Unterstützung setzte Maxi voller Stolz das Blaulicht auf das Dach ihres Dienstwagens. Mandy schaltete das rotierende Licht ein und der kleine Junge jubelte.
Auf freier Strecke zwischen Kirchehrenbach und Reuth, einem Vorort von Forchheim, setzte durchdringendes Sirenengeheul ein. Maxi jauchzte vor Vergnügen. Sie rasten mit Sonderrechten Richtung Forchheim, während Rennradfahrer ihnen neugierig nachblickten und ein Bauer aufgebracht mit seiner Mistgabel drohte. Dann suchten sie mit dem begeisterten Kind eine Eisdiele auf.
Maxi studierte die Eiskarte und entschied sich schließlich für den Pinocchiobecher. Eine konisch geformte Waffel stellte die lange Nase der Märchengestalt dar und eine Handvoll bunter Smarties war auf die Kugeln gestreut.
Die Kommissare bestellten für sich zwei doppelte Espressi.
Während sie auf ihre Bestellung warteten, fragte Mandy den Jungen nach der kleinen Plastikfigur, die einem Piraten ähnelte und die er fest umschlossen in seiner kleinen Faust hielt.
„Das ist der schreckliche Sven aus dem Wiki-Film, und der heißt nicht umsonst so“, gab Maxi bereitwillig Auskunft.
„Pass auf, Mandy, ich zeig es dir.“
Mit Hilfe von runden Papieruntersetzern, Servietten und der Zuckerdose baute der Junge phantasievoll das Szenario einer verheerenden Seeschlacht auf.
Gerd Förster erkundigte sich telefonisch kurz auf der Wache in Bamberg, ob es bereits Reaktionen vonseiten der Bevölkerung auf das Zeitungsfoto mit der Blockhütte gab.
Sie hatten vereinbart, dass bei eingegangenen Hinweisen ein Einsatzfahrzeug mit zwei Streifenpolizisten die Lage vor Ort sondieren sollte. War die Situation vor Ort verdächtig, sollten sie die Kollegen alarmieren und ein Einsatztrupp würde sich auf den Weg machen.
Sieglinde Salome Silberhorn war für die Koordination zuständig, bis ein Kollege sie ab Mittag ablösen würde. Die Polizistin hatte das Wochenende über gearbeitet und brauchte eine Verschnaufpause.
Gewissenhaft informierte sie Gerd Förster über drei bisher eingegangene Hinweise, die sich jedoch bedauerlicherweise als Fehlalarm entpuppt hätten. Die Holzhütten ähnelten der Abbildung in den Zeitungen, waren aber nicht identisch. Dennoch hätten die Kollegen sich Zutritt verschafft.
Eine Hütte war wohl schon seit längerer Zeit verlassen und überall mit Spinnweben durchzogen.
In einem weiteren Holzhäuschen war ein verstörtes Liebespaar aufgeschreckt worden, das sich nach einer Überprüfung als harmlos herausstellte. Der empörte junge Mann, der sich als angehender Jurist vorstellte, hatte sich rechtliche Schritte aufgrund der Störung seiner Intimsphäre vorbehalten.
In der dritten Behausung rüttelten sie einen alten, völlig betrunkenen Jäger aus dem Tiefschlaf. Er hatte es sich auf dem blanken Holzboden zwischen unzähligen Rotwein- und Whiskeyflaschen bequem gemacht und wollte einfach nur weiterschlafen. Er wurde ebenfalls nicht als verdächtige Person eingestuft.
In der Zwischenzeit waren die Getränke und der farbenfrohe Eisbecher serviert worden. Maxi schenkte der Kommissarin großzügig seine Waffel, die er nicht mochte, und pickte zufrieden erst die roten, danach die restlichen Smarties von den bunten Eiskugeln und ließ sie blitzschnell in seinem kleinen Mund verschwinden.
Mandy startete einen Versuch: „Als du
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