Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz
berühmten Honeymoon aus.« Das Brennen seiner Zehen, um das sich der Dämon zu kümmern weigerte, ignorierend, legte Adam ihr den Arm um die Taille, und sie schmiegte sich an ihn. »Magst du eigentlich Katzen?«, fragte er unvermittelt.
Esther blinzelte ihn überrascht an. »Ja. Warum, möchtest du gern eine haben?«
»Eine habe ich ja schon.« Behutsam küsste er ihre Schläfe. »Ich könnte mir aber auch gut noch eine zweite vorstellen, falls das Schicksal uns wider Erwarten doch vergessen sollte.«
Esthers leises Lachen war zwar kein Schnurren, aber sehr nahe dran, wie Adam fand. Arm in Arm betraten sie die schattige Lobby des Hotels.
25
Süße Träume
Die Dämmerung zog auf, so dass das Zimmer trotz seines großen Fensters bereits im Zwielicht lag. Es dauerte einen Moment, bis Adam den Lichtschalter fand - zumindest zu lang für seinen Geschmack, denn er wollte nichts anderes, als Esther rasch aufs Bett legen. Nur zu gern ließ sie sich nieder, aber als er nach ihrem Fuß griff, wollte sie sich ihm mit einem Stöhnen entwinden. Ein strenger Blick von Adam genügte, und sie ließ ihn gewähren. So behutsam wie möglich streifte er die Pumps ab und bedeutete ihr, die Strumpfbänder zu lösen. Erst nachdem er den Knöchel abgetastet hatte, entspannte er seine Schultern.
»Der Knöchel ist nur leicht gestaucht, vermutlich wirst du ihn die nächsten Tage beim Auftreten spüren, mehr aber auch nicht. Du hast wirklich Glück gehabt, dass du dir beim Umknicken nicht die Bänder gerissen hast. Ein Spaziergang mit solchen Absätzen … Hattest du nicht gesagt, du würdest auch flache Schuhe besitzen?«
Ob seiner Gardinenpredigt verdrehte Esther die Augen. »Das tue ich auch, aber ich trage sie nicht. Höchstens im Sommer zu Caprihosen, und das ausschließlich am Strand.«
Es lag Adam auf der Zunge zu fragen, ob aus Eitelkeit oder schlicht aus Naivität, aber er hielt sich zurück. Denn wenn er ehrlich war, mochte er den Anblick von Esther auf ihren hohen Absätzen gegen nichts auf der Welt eintauschen. Außerdem
gab es weitaus schlimmere Dinge, als den geschwollenen Knöchel einer Frau in den Händen zu halten, bei der selbst ihre Eitelkeit ein einnehmender Zug war.
Dann kam ihm ein Gedanke, der ihm durchweg gut gefiel: Dieser Fuß würde heute Abend auf keinen Fall in einen Schuh passen, was nichts anderes bedeutete, als dass sie den geplanten Restaurantbesuch unten im Küstenort ausfallen lassen mussten. Esther hatte von Krebsen und Weißwein geschwärmt, während er schon froh gewesen war, das Mittagessen ohne Würgereiz überstanden zu haben. Ans Zimmer gefesselt zu sein, hatte eindeutig mehr als einen Vorteil, sagte er sich, während sein Blick zu Esthers schlankem Bein wanderte, das direkt vor seiner Nase aufragte.
Esther legte den Kopf schief. »Ich möchte gern wissen, was dir gerade durch den Kopf geht, dass du auf so eine verschlagene Weise lächelst.«
»Bist du dir sicher, dass du das wissen möchtest?«
Noch ehe Esther ein »Ja« hauchen konnte, umspielten seine Lippen ihren Knöchel und suchten sich rasch ihren Weg hinauf. Seine Sinne lebten auf und übertrumpften sich geradewegs darin, ihm vorzuführen, wie überwältigend ihre Haut sich anfühlte, duftete und schmeckte. Es war ein Feuerwerk von Eindrücken, von dem er kaum glauben konnte, dass es noch zu steigern war.
Gerade als er den Rocksaum weiter nach oben schieben wollte, um die Spur aus Küssen voranzutreiben, sang eine wohlvertraute Stimme: Weiter, weiter, verlier dich in ihr. Einen größeren Gefallen kannst du mir gar nicht tun. Ich warte nur auf den Moment, in dem du dich vergisst.
Augenblicklich erstarrte Adam.
Ein Warnschuss, dachte er. Doch als Esther sich vorbeugte, um ihm den Mund zum Kuss hinzuhalten und der Dämon sogleich verstummte, überkam ihn die Überzeugung, dass es
nur eine leere Drohung war. Noch nie war der Mensch in ihm so stark gewesen wie in dem Moment, als er trotz seiner Ängste mit ihren Lippen verschmolz und dann keinen weiteren Gedanken mehr daran verschwendete. Zwar hörte er noch in weiter Ferne ein Grummeln, aber er kümmerte sich nicht länger darum, was der Dämon zu sagen hatte. Für ihn existierten nur noch Esther und der Zauber, den jede einzelne Berührung von ihr ausübte. Langsam ließ er sich mit ihr aufs Bett sinken und sehnte sich nach dem Augenblick, in dem sie wirklich ihm gehörte.
Es war mitten in der Nacht, die Sterne standen noch hell am Himmel, als Esther erwachte. Leicht
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