Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz
seine Haut, die einen verstörend klaren Geruch verströmte und gleichzeitig von einer Wärme war, mit der sie verschmelzen wollte. Sie verspürte ein solches Verlangen nach einer Vereinigung mit Adam, dass es ihr regelrecht Schmerzen bereitete.
Ihr Mund legte sich an seinen Hals, und durch das Pulsieren seiner Schlagader hindurch glaubte sie für einen flüchtigen Moment, den fernen Schall eines Liedes zu hören.
Esther verharrte gebannt und lauschte.
Tatsächlich … Nur einen Hauch unter Adams Haut ertönte ein Lied, das wie ein drängender Strom aus einer Felsspalte entsprang. Sprudelnd und treibend, voller verlockendem Leben.
Esther presste ihre Lippen noch fester auf den Puls, damit das Lied auf sie überspringen, durch ihre Adern rauschen und dabei
einen wilden Reigen raunen konnte, der von der Magie des Blutes erzählte.
Nein, nicht Blut , beruhigte die singende Stimme sie. Quell ewigen Lebens, wunderschöne rote Flut. Lass dich von ihr umspülen, tauch in sie ein. Ich biete dir ein Geschenk an, das keine Sterbliche ablehnen darf.
Wer sagt das?, meldete sich Esthers Verstand, der eben noch ganz betäubt vom Klang des mitreißenden Liedes gewesen war.
Obwohl sie nach wie vor die singende Stimme zu sich einladen wollte, indem sie das Blut unter ihren Lippen zum Fließen brachte, löste Esther sich von Adam, der weiterhin reglos verharrte. Jetzt erst wurde ihr seine Pose klar: Er bot ihr seinen Hals an, wartete geduldig darauf, dass sie zubiss - als besäße er nicht länger einen eigenen Willen.
»Adam«, sagte sie leise, um ihn vorsichtig aus dieser Trance zu wecken. Und wie ein Erwachender blinzelte er sie benommen an. Zärtlich streichelte sie an seinem Hals entlang und wunderte sich nicht, als er unter der Berührung zusammenzuckte.
»Ich will dich, Liebling. Aber dein Blut, das will ich nicht.«
Adam schluckte so heftig, dass die Bewegung sich deutlich auf seiner Kehle abzeichnete. »Bist du dir sicher?«
»Ohne jeden Zweifel.Wie ich dir schon einmal gesagt habe: Ich habe kein Interesse an dem Dämon, ganz gleich, wie verlockend er sich geben mag. Du bist hundertmal verlockender.«
Angesichts seiner Erleichterung, musste sie sich auf die Unterlippe beißen, um nicht aufzulachen. Dennoch entging ihr seine Reaktion nicht: Seine Lider senkten sich, bis seine Augen etwas Katzenhaftes annahmen, was ihn nur noch anziehender machte.Verspielt hakte sie ihren Zeigefinger in seinem bis zum Bauch offen stehenden Hemd ein und lüpfte es ein Stück, um nachzusehen, was ihr darunter noch so alles geboten wurde. Die Spur aus dunkelblonden Haaren fesselte sie, und im nächsten Moment folgte sie ihr in die Tiefe.
Adam schnappte laut nach Luft. »Und ich mache mir Sorgen um dich, du kleines Biest«, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Wenn es dich beruhigt, erleide ich später noch einen Nervenzusammenbruch. Dann kannst du mich ausgiebig bemuttern. Aber jetzt möchte ich eigentlich nur herausfinden, ob ich für dich auch nur ansatzweise so verlockend bin wie du für mich.«
Adams Mundwinkel zuckten nach oben, dann legte er den Kopf schief und funkelte sie an. »Ich glaube zwar nicht, dass es dafür extra eines Beweises bedarf, aber ich möchte dich auch auf keinen Fall davon abhalten.« Langsam ließ er sich rücklings auf das Bett sinken, die Arme über dem Kopf verschränkt, die Finger um die Eisenranken des Bettgestells geschlungen. Ein Geschenk, das darauf wartete, von ihr ausgepackt zu werden.
Allein der Anblick seines halbnackten Oberkörpers brachte Esther fast dazu, ihrem Bedürfnis freien Lauf zu lassen und sich zu nehmen, was ihr so überaus freizügig angeboten wurde. Stattdessen setzte sie sich auf ihre Fersen und löste die Nadeln aus ihrem Haar. Eine nach der anderen, fast selbstvergessen. Sie strich die rotgoldene Fülle aus, bis sie ihr in weichen Wellen über die Schultern glitt. Dann knöpfte sie gemächlich ihre Bluse auf, als habe sie alle Zeit der Welt, obgleich ihr Puls raste und ihre Haut zum Glühen brachte. Adams Anblick erzeugte das Gefühl, als würden tausend unsichtbare Hände gleichzeitig an ihr reißen, damit sie sich endlich vorbeugte und an ihn schmiegte. Nur dachte Esther gar nicht daran, dieser Verlockung vorschnell nachzugeben. Der kleine Wettkampf, wer von ihnen beiden sich besser beherrschen konnte, war viel zu aufregend. Obwohl sie kaum noch still sitzen konnte, zog sie ihre Bluse langsam erst über die eine, dann über die andere
Weitere Kostenlose Bücher