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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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das nur so lange tun, bis er seine eigentliche Gabe wirklich beherrscht. Deshalb habe ich Adalbert geschickt. Ein miserabler Schachzug, wie ich mir jetzt eingestehen muss.«
    »Es ist mir ein Rätsel, wie du auf die Idee kommst, dass Anders seine Gabe noch nicht richtig beherrscht. Er ist hier der große Zirkusdirektor, selbst Rischka frisst ihm aus der Hand.«
    Unwillkürlich hielt Adam inne, als er daran denken musste, wie Rischka Anders weggelockt hatte, ehe er Adams Dämon ein weiteres Mal stärken konnte. Nicht, dass er jemals schlau aus
dieser Frau geworden war, aber nach diesem Erlebnis konnte er ihre Handlungen noch weniger als je zuvor nachvollziehen. Dafür waren sie einfach zu widersprüchlich.
    Eine Sache ist gewiss: Dieses eigensüchtige Miststück tut nichts ohne einen triftigen Grund.Warum sie Anders wohl abgelenkt hat?
    Offensichtlich nahm der Dämon Rischka die Unterbrechung immer noch übel, auch wenn er ihr mehr als reinen Eigennutz unterstellte. Dass der Dämon sich weiterhin mit dem Rätsel, das diese Stadt barg, beschäftigte, wunderte Adam mehr, als er sich eingestehen mochte. Nias Leiche hatte den Dämon unleugbar aus dem Gleichgewicht gebracht, so dass er nun unentwegt um die Frage kreiste, wer dafür verantwortlich war. Allmählich kam ihm der Verdacht, dass Anders beileibe nicht sein größtes Problem sein könnte.
    Etienne hing unterdessen seinen eigenen Gedanken nach. »Es war ein Fehler von mir, den Jungen zu schicken. Ich hätte mich selbst der Angelegenheit annehmen sollen. Alt, aber kein Stück weise, leider, leider. Und zugegebenermaßen auch nicht besonders mutig.«
    »Wovon redest du?«
    »Von dem Königsmord natürlich, den in die Wege zu leiten mir Adalbert helfen sollte! Sag bloß, das hast du dir bislang noch nicht zusammengereimt. Du bist doch ansonsten so ein scharfsinniger Bursche. Hat Anders’ Gabe dir, wenn er schon nicht Besitz von dir ergriffen hat, zumindest die Sinne vernebelt?«
    »Das war nicht Anders, sondern …« Adam biss sich auf die Zunge. »Erzähl mir lieber, was es mit diesem geplanten Königsmord auf sich hat.« Ein feines Geräusch drang an sein Ohr. Adam wusste instinktiv, dass Etienne mit dem Zeigefinger gegen sein Kinn tippte, um sich zu sammeln. »Etienne«, brummte er, »mir läuft die Zeit davon. Also lass deine Ansprüche an einen perfekten Vortrag fahren und erzähl mir einfach, was du da ins Rollen gebracht hast.«

    »Oh, ich bin nur ein Rädchen unter vielen im Spiel des Dämons.«
    »Die Untertreibung des Jahrhunderts«, unterbrach Adam wider besseres Wissen.
    »Nein, wirklich.An manchen Tagen wundere ich mich sogar, wie der Dämon überhaupt Wurzeln in mir schlagen konnte. Meine Gabe ist - im Gegensatz zu anderen - ohne den geringsten Vorteil für ihn. Die Liebe zum Menschen, lachhaft.«
    »Lassen wir das mal so stehen.Wenn du ein kleines Rädchen bist, wer sind dann die großen Zahnräder, an denen alles hängt?«
    »Diejenigen natürlich, deren Gaben von besonderer Bedeutung sind. Vor einiger Zeit hat eine von unserer Art meinen Weg gekreuzt. Glücklicherweise, denn im Gegensatz zu Anders kann man sie nicht finden. Seine Gabe ist davon abhängig, dass unsereins von ihm angezogen wird wie die Motte vom Licht. Sie hingegen findet einen - das ist Teil ihrer Gabe. Sie ist das natürliche Gegenstück zu Anders. Sein Antipol.«
    »Adalbert hat mir davon erzählt: Während Anders den einzelnen Dämon durch die Berührung stärkt, ist sie in der Lage, ihn zu schwächen.«
    Adam konnte hören, wie Etienne scharf die Luft einzog. Der Verrat seines Dieners setzte ihm mehr zu, als er einzugestehen bereit war. »Wie auch immer, sie hat mir vieles über die Natur des Dämons offenbart. Einiges hatte ich allerdings bereits selbst herausgefunden.«
    »Der Dämon ist eine zerschlagene …«
    Gottheit.
    »… Macht«, vollendete Adam den Satz zähneknirschend. »Eine Macht, die sich selbst nicht wieder zusammensetzen kann.«
    »Es sei denn, jemand hilft ihr dabei. Der Zusammenschluss von menschlichem Tempel und dämonischem Bruchstück bringt Gaben hervor, und Anders’ Gabe besteht darin, die noch
vorhandenen Bruchstücke zusammenzusetzen. Ich gehe davon aus, dass er bislang nur einen Bruchteil seiner Gabe erforscht hat. Es ist jedoch nur noch eine Frage der Zeit, bis er sie vollends beherrscht. Wie gefällt dir der Gedanke eines wiederauferstandenen Dämons, Adam?«
    Anstelle einer Antwort brachte Adam lediglich ein Knurren zustande.
    Etienne gab ein

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