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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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heute ist gedeckt. Wenn Sie mich also entschuldigen würden?«
    »Nun machen Sie aber mal halblang, Adam. Wenn Sie jetzt gehen, verpassen Sie doch das Beste!«
    Mit einem Schulterzucken wollte Adam schon kehrtmachen, als Anders eine Hand um seinen Nacken legte. Nur die Spitze des Zeigefingers berührte die Haut oberhalb seines Hemdkragens, doch das reichte aus, um ihn innehalten zu lassen.
    »Ich warne Sie«, sagte Adam, unfähig, die Berührung abzuschütteln. Vielmehr musste er sich eingestehen, dass er sich wünschte, Anders’ Hand möge noch ein Stück weiter hinaufgleiten, um ganz auf seiner Haut aufzuliegen. »Mit solchen Machtbeweisen können Sie sich vielleicht für den Augenblick bei mir durchsetzen, aber die Rechnung, die Sie mir später dafür bezahlen werden, wird Ihnen nicht gefallen.«
    Einen Moment lang fühlte es sich an, als zöge Anders seine Hand zurück, und allein die Vorstellung versetzte Adam einen
Stich. Er wollte diese Verbindung mit einem verstörenden Verlangen.
    »Sie verstehen nicht, worum es hierbei geht, Adam. Es geht mir nicht im Geringsten darum, Sie meinem Willen zu unterwerfen. Was hätte ich denn davon? Stattdessen möchte ich Ihnen ein Geschenk machen, so wie ich es allen anderen Gästen, die heute Abend da sind, gemacht habe. Meine Gabe besteht nicht darin, Sie zu versklaven, sondern Ihren Dämon aufleben zu lassen. Ihm zu seiner wahren Größe zu verhelfen. Der Dämon ist wie eine in tausend Splitter zerborstene Statue, deren einzelne Teile jeweils nur einen passenden Aufbewahrungsort finden. Ein Splitter des Dämons in einem Tempel, verbunden mit den anderen und doch für immer von ihnen getrennt. Deshalb tragen wir alle denselben und zugleich einen gänzlich anderen Dämon in uns. Meine Gabe jedoch kann die Splitter vereinen und außerdem kitten, was einst zerbrochen ist. Haben Sie nie darüber nachgedacht, woher der Dämon stammt?«
    »Nein, ehrlich gesagt, war ich zu sehr damit beschäftigt, seine Gegenwart zu ertragen.«
    Auf Anders’ Gesicht breitete sich mildes Verstehen aus. »Rischka hat mir erzählt, Sie würden unter Ihrem Beherrscher leiden, weil Sie nicht mit ihm verschmolzen sind. Auch das könnte ich heilen, wenn es auch schwierig werden dürfte.«
    »Darauf kann ich durchaus verzichten.«
    »Tatsächlich?« Anders schien die Unsicherheit in seiner Stimme herausgehört zu haben. »Haben Sie sich wirklich so gut in Ihrer Zerrissenheit, in Ihrer Einsamkeit eingerichtet, dass Sie bis in alle Ewigkeit so weitermachen wollen?«
    Adam schwieg, denn er kannte die Antwort darauf nicht. Konnte er wirklich so weitermachen, obwohl sich ihm ein Ausweg bot? Andererseits: Würde es nicht bedeuten, dass der verdammte Dämon gewann, wenn er Anders’ Geschenk annahm? Das hat er doch bereits, gestand Adam sich schonungslos
ein. Damals, als er Toska umgebracht hat, ohne von mir den geringsten Widerstand zu erfahren.
    Ein leises Schnaufen verriet das Schwinden seines Widerstandes, und ehe er sich’s versah, hatte Anders ihn umkreist und hielt ihm seine Hände entgegen.
    Während ein Widerstreit der Gefühle in ihm tobte, stand Adam wie versteinert da. Er verzehrte sich nach Anders’ Berührung und lehnte ihn zugleich dafür ab. Die Gesellschaft der anderen, die ihn voller Neugierde anstarrten, widerte ihn an, und trotzdem wollte er mit einem Mal nicht länger am Rand stehen wie ein Ausgestoßener. Er wollte seinen Dämon bis in alle Ewigkeit hassen und sehnte sich zugleich nach Erlösung.
    Ohne eine Entscheidung getroffen zu haben, streckte Adam ebenfalls seine Hände aus. »Kannst du mich wirklich mit meinem Dämon verschmelzen?«, fragte er, sich für die Sehnsucht in seiner Stimme verachtend. Doch die Aussicht auf Frieden war stärker.
    Anders sah ihn mit unverblümter Offenheit an. »Gewiss nicht gleich beim ersten Mal, das wird dir nur für eine kurze Dauer Linderung bringen. Aber im Laufe der Zeit …«
    Adam nickte. Gerade als er Anders’ Hände nehmen wollte, erscholl die Stimme des Dämons. Nur noch einen Augenblick, dann ist alles meins. Endlich, seufzte er.
    Mit einem erstickten Aufschrei auf den Lippen wollte Adam die Hände zurückziehen, doch da griff Anders zu, und augenblicklich erlosch jeglicher Widerwille. Wie eine warme Welle umhüllte ihn Anders’ Gabe, verzauberte den Mann in eine anziehende Gestalt, der Adam nicht widerstehen konnte.
    Sein Erlöser.
    Die Verbindung zwischen ihnen flutete durch seinen Körper und baute eine ungeahnte Erregung auf. Es

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