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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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ärmer; aber auch wenn es ihn das Doppelte gekostet hätte, Delray Corbett Feuer unterm Hintern zu machen, hätte er nicht gezögert. Jesse Garcia und sein ständig wechselnder Anhang diverser Verwandter waren genau in dem Moment durch die Main Street gedonnert, als Emory sie brauchte. Hätte er nicht zufällig aus seinem Bürofenster gesehen, säße er jetzt immer noch da und versuchte, einen Plan auszutüfteln, um Corbett seine Ranch madig zu machen.
    Das Glück hatte ihm in Gestalt von Jesse Garcia gelächelt.
    Er war im ganzen Ort als der Mann bekannt, der alles richten konnte. Fliegengitter, Sprinkleranlagen, Versitzgruben. Und unerwünschte Situationen. Man brauchte ein neues Schloß an der Haustür – her mit Garcia. Die Bäume im Garten mußten beschnitten werden – Garcia und seine Sippe erledigten das an einem Nachmittag und fuhren auch noch das tote Holz ab. Man wünschte dem Arsch von Nachbarn mal so richtiges Pech mit seinem funkelnagelneuen Wagen – für fünfzig Eier verschaffte einem Garcia das Vergnügen, den Mann nebenan in der Einfahrt toben zu sehen.
    Ja, die Bekanntschaft mit Garcia war was wert, wenn es einen juckte, dem lieben Nächsten eins auszuwischen. Er scheute sich nicht, sich die Hände schmutzig zu machen, weder im wörtlichen noch im übertragenen Sinn. Die Grenze zog er allerdings bei schwerer Körperverletzung und
Mord; aber ansonsten war er ausgesprochen kreativ. Wenn man selbst keinen passenden Einfall hatte, präsentierte er einem ein ganzes Menü an Möglichkeiten.
    Er besaß keine Vorurteile und arbeitete für jeden, der bereit war, seine Tarife zu bezahlen. Man konnte leicht heute abend sein Auftraggeber sein und morgen abend schon sein Opfer. Aber das war eben Garcias System. Und niemand protestierte, weil niemand sich ihn zum Feind machen wollte. Schließlich ist ja allgemein bekannt, daß alle Mexikaner Messer tragen.
    Emory hatte Garcia den Auftrag gegeben, ein bißchen Chaos in Corbetts Herde anzurichten. »Nichts allzu Katastrophales. Comprende katastrophal, Jesse?«
    Der hatte verstanden, und schon am folgenden Tag wußte die ganze Gegend, daß Corbett mehrere Stück Vieh unter mysteriösen Umständen verloren hatte – so ziemlich das Schlimmste, was einem Rancher passieren konnte. Ganz schlecht fürs Geschäft. So gut wie eine Brandmarkung. Kein Rancher wollte so etwas erleben. Man brauchte nur daran zu denken, wie sich in England BSE auf den Verkauf von Rindfleisch ausgewirkt hatte.
    Emory war daher von sicherer Zuversicht beschwingt, als er die Bank verließ, um zu seinem Treffen mit Corbett hinauszufahren. Jetzt würde der Alte bestimmt zu Verhandlungen bereit sein. Aber auf der Ranch erwartete ihn eine böse Überraschung. So unglaublich es war, Corbett wies sein Angebot mit der gleichen Sturheit zurück wie zuvor.
    »Haben Sie sich die Unterlagen angesehen?« fragte er völlig frustriert nach einer halben Stunde ergebnislosen Hin und Hers.
    »Ja, hab ich.«
    »Und finden Sie nicht auch, daß diese Leute einiges vorzuweisen haben?«
    »Vermutlich.«
    War es wirklich möglich, daß der alte Knacker von der
eleganten Broschüre und den darin enthaltenen Informationen nicht beeindruckt war? Oder stellte er sich nur stur, um den Preis hochzutreiben?
    »Sie machen Ihnen ein sehr großzügiges Angebot, Mr. Corbett. Wirklich, ausgesprochen großzügig.«
    Nicht halb so selbstgewiß, wie er zu sein vorgab, lehnte Emory sich in seinem Sessel zurück und schlug ein Bein über das andere. »Die EastPark Development hat ein Rieseninteresse an diesem Grundstück. Ihr Angebot übersteigt bei weitem den Marktwert dafür. Aber es ist schließlich Ihr Geld, stimmt’s?« Er sah zu Anna hinüber und zwinkerte.
    Sie hatte ihm höflich ein Glas Eistee gebracht, als er gekommen war; aber angesehen hatte sie ihn, als wäre er der letzte Dreck. Wo nahm sie die Berechtigung her, ihn so hochnäsig zu behandeln?
    Er war von Anfang an höflich und entgegenkommend gewesen, hatte immer wieder zu ihr hingesehen, damit sie sich nicht von der Diskussion ausgeschlossen fühlte; obendrein begleitete Corbett das ganze Gespräch um ihretwillen mit Handzeichen. Immer, wenn sie in die Bank kam, gab er sich die größte Mühe, nett zu ihr zu sein – aber sie blieb steif und frostig.
    Die reinste Eiskönigin. Trotzdem würde er sie sich gern mal vornehmen. Er würde sie schon zum Schmelzen bringen.
    Corbett klappte die Broschüre zu und warf sie auf den Couchtisch.
    »Lassen Sie mich eines

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