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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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ist.«
    »Natürlich«, sagte der Arzt.
    »Wird Opa wieder gesund, Jack?«
    »Daran arbeiten wir gerade.«
    Sich seiner Tränen schämend, drückte David sein Gesicht an Jacks Oberschenkel. »Können Sie schon etwas darüber sagen, wie seine Chancen stehen?« fragte Jack den Arzt.
    »Nein, dazu ist es noch zu früh. Wirklich«, fügte der Arzt hinzu, als er die Skepsis in Annas Blick bemerkte. »Im Moment befindet er sich in einem kritischen Zustand. Ich müßte lügen, wenn ich etwas anderes sagen wollte. Er liegt auf der Intensivstation. Wir werden ihn die ganze Nacht hindurch genau beobachten. Morgen früh ist dann vielleicht eine genauere Prognose möglich.«
    »Könnte man ihn nicht heute abend noch mit einem Hubschrauber nach Houston oder Dallas fliegen?« Die Frage kam von Marjorie, und sie erhielt dafür ein beifälliges Nikken von Anna.
    »Zu dem gegenwärtigen Zeitpunkt wäre das gefährlich«, gab der Arzt Auskunft. »Wenn er mein Vater wäre, würde ich das Risiko nicht eingehen. Ich würde mit einer Verlegung warten, bis sich seine Werte etwas günstiger zeigen.« Er sah Anna mit einem teilnehmenden Lächeln an und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Selbstverständlich würden Sie viel lieber etwas anderes hören, aber im Moment kann ich Ihnen einfach nur zu Geduld raten.«
    Ehe er sich verabschiedete, sagte er noch, daß eine Schwester Anna Bescheid geben würde, sobald sie Delray sehen könne. Die Schwester kam eine halbe Stunde später. Ihr folgend, eilte Anna aus dem Warteraum. Marjorie begleitete sie. Jack blieb mit David zurück.
    »Warum darf ich nicht zu Opa?« jammerte der Kleine.
    »Weil auf einer Intensivstation sehr kranke Menschen liegen. Das ist kein Ort für kleine Jungs.«
    »Und warum nicht?«
    »Es könnte sein, daß du Lärm machst und die Patienten störst.«
    »Ich würde überhaupt keinen Lärm machen!«
    »Soll ich dir eine Geschichte vorlesen?« Mit verheißungsvoller Miene hielt Jack ein Buch hoch.
    »Das ist ein blödes Buch. Es hat nicht mal Bilder.«
    Der Junge ließ sich nicht ablenken. Jack war erleichtert, als Anna etwa zehn Minuten später wiederkam. Sie sah blaß und erschüttert aus; aber um Davids willen lächelte sie und erklärte ihm, sein Opa schlafe sich jetzt richtig aus.
    »Ich möcht aber zu ihm.« Davids Unterlippe bebte.
    »Er hat Schläuche in der Nase und in den Armen, David«, sagte Marjorie Baker.
    »Wie in den Krankenhaussendungen im Fernsehen?«
    »Ja, aber im richtigen Leben ist das was anderes. Du würdest deinen Opa so nicht sehen wollen, und er würde nicht wollen, daß du ihn so siehst. Außerdem wäre es nicht gut für ihn, wenn du ihn jetzt aufwecktest.«
    »Soll ich ihn nach Hause bringen?« wandte sich Jack an Anna.
    »Nein!« wehrte sich David sofort. »Ich will hierbleiben, bei meinem Opa.«
    Er begann zu weinen, und Anna nahm ihn auf den Schoß. Sie drückte seinen Kopf an ihre Brust und streichelte seine Stirn, strich ihm das Haar zurück, das, wie Jack bemerkte, noch naß war von ihrem Badevergnügen. Sie wiegte ihn hin und her, während sie ihn an sich gepreßt hielt und immer wieder seine Stirn küßte. Nach einer Weile hörte er auf zu weinen, klammerte sich aber weiterhin an seine Mutter.
    »Er kann wohl dableiben«, sagte Marjorie mit einem Lächeln zu Jack. »In der ganzen Aufregung haben wir uns
noch gar nicht miteinander bekannt gemacht. Ich weiß nur, daß Sie Jack heißen.«
    »Sawyer«, stellte er sich vor und gab ihr die Hand. »Vielen Dank, daß Sie gekommen sind. Anna freut sich bestimmt über Ihren Beistand.«
    »Sie war froh, daß Sie heute abend da waren, als es passiert ist.«
    »Gott sei Dank konnte ich ihr helfen.«
    Marjorie warf ihm einen interessierten Blick zu, ehe sie sich neben Anna setzte und gestikulierend ein Gespräch mit ihr begann. Eine Stunde später durfte Anna noch einmal fünf Minuten zu Delray. Sein Zustand war unverändert.
    Der Arzt und die Schwestern drängten sie, für die Nacht nach Hause zu fahren, aber das kam für sie nicht in Frage. Von der Ranch zum Krankenhaus war es fast eine halbe Stunde Fahrt. Vielleicht würde man sie, kaum zu Hause angekommen, wieder zurückrufen. Unter Umständen besserte sich Delrays Zustand ganz plötzlich – oder verschlechterte sich. Wie auch immer, sie wollte in der Nähe sein.
    Marjorie erbot sich, ebenfalls zu bleiben, aber davon mochte Anna nichts hören.
    »Gut, ich fahre – aber nur wenn du mir versprichst, mich anzurufen, sobald sich etwas

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