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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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hatte, diese ganz und gar untypische Behauptung, sie hätte eine übernatürliche Erfahrung gemacht, und nicht etwa die Möglichkeit, diese Begegnung könnte tatsächlich stattgefunden haben.
    »Dämonisch«, verkündete Edna. »Ein Geschöpf aus der Hölle. Kein gewöhnlicher Geist.«
    Bailey sagte zu der Haushälterin: »Aber es hat Sie nicht gebissen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das klingt so verrückt, aber als es auf mich zukam, hat es wieder seine Gestalt verändert, sich aus etwas sehr Realem in nichts weiter als einen schwarzen Umriss verwandelt, der an mir vorbeigesaust ist. Ich konnte fühlen , wie es mich gestreift hat.«
    »Und wie hat es das Geschirrkabinett verlassen?«, fragte Bailey.
    »Wie es den Raum verlassen hat? Na ja, einfach so. Schwups , und weg war es.«
    »Ist es durch eine Wand gegangen?«
    »Durch eine Wand? Ich weiß es nicht. Es war einfach weg.«
    »Oh, Wände haben für Dämonen keinerlei Bedeutung«, beteuerte Edna.
    » Dämonen «, sagte Martha höhnisch genug, um klarzustellen, dass sie solches Gerede für Unsinn hielt.
    Sally sagte: »Ich weiß nicht, ob es ein Dämon war, Ma’am. Ich habe dieses Wesen nicht heraufbeschworen, ganz bestimmt nicht. Aber irgendetwas war es, das steht fest. Es war so real vorhanden wie ich. Bei der Arbeit genehmige ich mir nie einen Schluck, und es war keine Sinnestäuschung.«
    Wie schon früher am Tag erhob sich unter ihren Füßen ein Rumpeln, und diesmal bebte das Pendleton so stark, dass die Gläser in den Vitrinen klirrten und das Besteck in den Schubladen klapperte. Kupferne Pfannen und Töpfe, die über der zentralen Kücheninsel an einem Gestell hingen, pendelten an ihren Haken, wenn auch nicht so heftig, dass sie klappernd aneinanderstießen.
    Das Beben dauerte länger als die vorangegangenen, zehn oder vielleicht sogar fünfzehn Sekunden, und während das Gebäude noch erschauerte, stieß Bailey seinen Stuhl vom Tisch zurück und sprang auf, als rechne er mit Unheil.
    Sally Hollander sah sich wachsam in der Küche um, als erwarte sie, dass sich gezackte Sprünge durch die Wände ziehen würden. Martha entfernte sich einen Schritt von der Anrichte, als hinter ihr die Türen des Hängeschranks klapperten.
    Edna spielte, anscheinend belustigt von der Sorge der anderen, mädchenhaft mit der plissierten Seide an der Spitzenpasse ihres Kleides und sagte: »Ich habe vorhin mit dem reizenden Mr. Tran gesprochen, und er ist sich ziemlich sicher, dass diese Beben lediglich auf die Sprengungen von felsigem Untergrund zurückzuführen sind, die vorgenommen werden, um Platz für die Fundamente dieses neuen Hochhauses am Osthang von Shadow Hill zu machen.«
    Tran van Lung, der seinen Namen rechtskräftig amerikanisiert und sich in Thomas Tran umbenannt hatte, war der Haus meister des Gebäudes. Er wohnte in einem Apartment im Keller, neben dem Wachraum.
    »Nein. Das hat sich zu lange hingezogen, viel zu lang für Druckwellen«, widersprach Bailey. »Und die erste habe ich heute Morgen etwa um Viertel nach vier im Pool gespürt. Um diese Tageszeit würde man nicht mit Bauarbeiten beginnen.«
    »Mr. Tran ist der beste Hausmeister, den das Pendleton jemals hatte«, sagte Edna. »Er weiß alles über das Gebäude. Er kann alles reparieren oder weiß, wer dazu in der Lage ist, und er ist eine der vertrauenswürdigsten Personen, denen ich je begegnet bin.«
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung«, sagte Bailey. »Aber sogar Tom Tran kann mal einer Fehlinformation aufsitzen.«
    Wenn sie die Augen zusammenkniffen, hatten die meisten jungen Männer in Bailey Hawks Alter zwei oder drei kleine Fältchen an den äußeren Augenwinkeln. Seine Jahre im Krieg hatten die Erinnerung an Sorge in sein Gesicht gemeißelt, und wenn er alarmiert war, legte sich seine glatte Haut in so tiefe Falten, dass es ihn beträchtlich altern ließ und ihm das Aussehen eines imposanten Mannes mit grimmigen Absichten verlieh.
    Als Bailey von seinem Stuhl aufsprang, erhaschte Martha Cupp einen Blick auf etwas, das noch mehr Aufschluss über seine Gemütsverfassung gab. Unter seinem Sakko trug er in einem Schulterhalfter eine Pistole.

13 Apartment 3-D
    Als Logan Spangler, der Sicherheitschef, aus dem nördlichen Aufzug auf den Flur im zweiten Stock trat, befand sich der Eingang mit der zweiflügeligen Tür zur Wohnung der Cupp-Schwestern links neben ihm. Den halb so breiten Eingang zu Silas Kinsleys Wohnung hatte er direkt vor sich. Das war die Ecke, die er den Greisenwinkel nannte. Er mochte

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