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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Notwendigkeit geschrieben, angesichts unserer Sterblichkeit demütig zu sein, und einen anderen über das Geheimnis der Gnade. Beide waren Hits geworden.
    Sie wusste jedoch mit Sicherheit, dass in der nächsten Welt, wie auch immer sie aussehen mochte, die Wände des Himmels nicht abbröckelten und fleckig und schmierig und mit einer kriechenden schwarzen Schimmelschicht überzogen waren wie die Wand, die sich in Winnys Schlafzimmer verändert hatte. Falls es im Himmel Fernsehen gab – was etwa so wahrscheinlich war wie die Existenz von Stationen für Krebskranke im Himmel –, dann würde es weder Spionageprogramme geben, die jeden Fernseher zu einem Überwachungsgerät machten, noch ausdruckslose Computerstimmen, die das Eliminieren von Men schen anordneten. Das klang noch nicht mal nach der Hölle, sondern eher nach einer Hölle auf Erden, vielleicht nach Nordkorea oder dem Iran oder einem anderen Land, das von Irren regiert wurde.
    Als sie im Arbeitszimmer ihre Handtasche vom Klavierhocker schnappte und kehrtmachte, um die Wohnung zu verlassen, wurde ihre Aufmerksamkeit durch einen Blitz auf die Fens ter gelenkt, und sie erinnerte sich wieder an die Illusion, die ihr das Unwetter und die vom Regen überströmten Scheiben für einen Moment vorgegaukelt hatten: Die Stadt war verschwunden und durch eine unbebaute Landschaft ersetzt worden, ein Meer aus Gras mit seltsamen Bäumen, schroff und schwarz, die sich in den Himmel krallten. Das war ein Teil von dem hier gewesen, keine Illusion, sondern ein Blick in eine andere Realität.
    Der Knoten der Furcht in ihrer Brust zog sich enger zu.
    Mit seiner gewohnt scharfen Wahrnehmung sagte Winny: »Was ist? Was ist los?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist verrückt. Komm, Süßer. Du gehst vor mir her, ich will dich nicht aus den Augen verlieren. Wir brauchen Jacken und Schirme.«
    Ihre Wohnung war die größte im ersten Stock, doppelt so groß wie die zweitgrößte, und die einzige mit zwei Eingängen. Die eigentliche Wohnungstür führte auf einen kurzen Hausflur mit dem nördlichen Lift und der Dienstboteneingang lag gleich neben dem südlichen Aufzug. Ihre Wintermäntel und ihre Regensachen befanden sich in einem Schrank in der Waschküche, nicht weit von der Hintertür.
    Als sie die Küche durchquerten, sagte Twyla: »Winny, warte eine Sekunde«, und nahm das Telefon aus der Halterung an der Wand. Sie drückte die Null, die in der kundenspezifisch angepassten Telefonanlage des Pendleton sowohl in der Pförtnerloge als auch am Empfangsschalter die Telefone läuten lassen würde.
    Eine Frau sagte: »Vermittlung«, was nicht die übliche Begrüßung war, und sie klang auch nicht wie Padmini Bahrati, die Chefconcierge und einzige weibliche Person, die als Pförtnerin arbeitete.
    Twyla fragte verwirrt: »Spreche ich mit der Concierge?«
    »Der was? Entschuldigen Sie. Nein, Ma’am. Hier spricht die Vermittlung.«
    Vielleicht war das eine neue Angestellte, die noch nicht mit den Benimmregeln vertraut war.
    »Hier spricht Twyla Trahern von 2-A. Würden Sie bitte augenblicklich meinen Escalade aus der Garage holen lassen?«
    »Es tut mir leid, Ma’am. Sie sind mit der Vermittlung verbunden. Wenn Sie von dieser Concierge eine Nummer haben, stelle ich den Anruf gern für Sie durch.«
    Vermittlung? Den Anruf durchstellen?
    Winny beobachtete seine Mutter und zog die Augenbrauen hoch.
    Twyla sagte zu der Vermittlung: »Sind Sie nicht am Empfangsschalter?«
    »Nein, Ma’am. Ich bin bei City Bell, im Hauptamt der Telefonvermittlung. Wen wollen Sie denn anrufen?«
    Twyla hatte noch nie etwas von City Bell gehört. Sie sagte: »Ich versuche die Rezeption des Pendleton zu erreichen.«
    »Des Pendleton? Ist das eine private Nummer? Einen Moment, bitte.« Eine Zeitlang herrschte Stille, ehe sie sich wieder meldete: »Im Rufnummernverzeichnis sind keine Pendletons mehr aufgeführt. Meinen Sie vielleicht zufällig … das Belle Vista?«
    Twyla hatte gerade genug über die Geschichte des Gebäudes gehört, um zu wissen, dass es Belle Vista genannt worden war, als es noch von einer einzigen Familie bewohnt wurde. Aber damit war irgendwann in den Siebzigern Schluss gewesen.
    Die Vermittlung sagte: »Das wäre dann Mr. Gifford Ostock und Familie. Aber ich fürchte, das ist eine Geheimnummer.«
    »Gifford Ostock?« Der Name sagte Twyla nichts.
    »Ja, Ma’am. Seit Mr. Pendleton … verstorben ist … nun ja, seitdem lebt doch Mr. Ostock im Belle Vista.«
    Andrew Pendleton war vor mehr als einem

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