Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz

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beging Rufmord. Sie zerstörte Menschen intellektuell und emotional. Es machte sie immer glücklich, sie tot zu sehen, wenn sie später Selbstmord begingen oder endlich von Krankheiten dahingerafft wurden, aber sie betätigte nie wirklich den Abzug einer Schusswaffe und sie stach auch nicht mit einem Klappmesser zu oder stellte den Zeitzünder einer Bombe ein.
    Mickey würde den Wachmann an demselben Ort entsorgen wie Jerry. Bis man sie fand, falls es dazu überhaupt jemals kam, würde zu wenig von ihnen übrig sein, um eine Identifizierung zu ermöglichen, und erst recht würde niemand erfahren, wie sie gestorben waren.
    Als diese Entscheidung getroffen war, zog zu seinem Erstaunen eine Serie von lebhaften erotischen Bildern vor seinem geistigen Auge vorüber. Es gab eine Bewohnerin des Pendleton, die er unglaublich scharf fand. Aber Sex mit Sparkle Sykes konnte er nicht kaufen, weil sie das Geld nicht brauchte. Ihre Tochter gefiel ihm auch. Die beiden erinnerten ihn an Mallory, die Bardame, und ihre jüngere Schwester, zwei seiner ersten drei Morde. Er wurde von nostalgischer Sehnsucht übermannt. Er würde nie wieder Sex mit einer Frau haben, ehe er sie tötete. Das war zu riskant. Aber wenn sich die Entsorgung des toten Jerry und des Wachmanns als so einfach erwies, wie er vermutete, dann konnte es nichts schaden, sich auszumalen, wie er eines Tages Sparkle Sykes und ihre Tochter beseitigen und sich der beiden auf dieselbe Art entledigen würde. Jeder hatte ein Recht aufTagträume.
    Inspiriert packte er die Dessous weg und trug die Reisetasche wieder in sein Ankleidezimmer.
    Er zog ein paar Socken aus dem Schrank. Sie waren aus einem Wollgemisch mit Kaschmiranteil. Seine frisch manikürten Zehen empfanden die Socken als wohltuend und warm.

Das Eine
    In eurer Weisheit bemerktet ihr einst: »Welche Verwendung haben wir für Götter, wenn wir selbst Götter werden?«
    Ich bin jedoch sicher, dass ihr mit der Zeit verstehen werdet, dass eine Welt, die mit Göttern bevölkert ist, ebenso ungeordnet wäre wie eine Welt, auf der es von gewöhnlichen Menschen in all ihrer wahnsinnigen Vielfalt wimmelt. Die Griechen malten sich eine ganze Palette von Göttern und Halbgöttern aus; denkt an die Eifersüchteleien und die Rivalitäten, die unter den Bewohnern des Olymp ausbrachen. Menschen als Götter würden die Welt zu einem einzigen riesigen Olymp machen, der in einem ständigen Tumult übernatürlicher Ereignisse begriffen wäre.
    Ich bin das Eine. Ich habe weder für die Menschheit noch für die Götter Verwendung. Indem ich erstere vernichte, vernichte ich auch letztere.
    Denkt an denjenigen, der sich mit Töten seinen Lebensunterhalt verdient und der seinen Bruder ermordet hat, wie Kain einst Abel tötete. Er zieht keinen Gott in Betracht, der ihn verdammen wird. Er behauptet, nur Sinneseindrücke zählten, sie seien das Einzige, und er hat recht. Er versteht die Wahrheit des Lebens besser als jeder andere Bewohner des Pendleton. Wenn es einen Menschen gäbe, dem ich ein gewisses Maß an Erbarmen zugestehen würde, dann wäre er es. Aber Erbarmen ist ein Konzept, das sich die Schwachen zu eigen machen, und ich bin nicht schwach.
    Beben rumpeln unter dem Gebäude, dann und wann.
    Die derzeitige Ernte an Bewohnern des Pendleton wird schon bald vor mir stehen wie Weizenhalme, die auf die Sense warten. Wenn Blut in meinen Adern flösse, könnte mich die Aussicht auf diese bevorstehende Ernte elektrisieren, aber ich bin blutlos und keinem Blutrausch unterworfen.
    Ich werde ihnen Schmerzen zufügen, ich werde sie in die Verzweiflung treiben, ich werde ihnen den Tod verabreichen, aber nicht etwa mit der Ekstase, die der Killer beim Morden erleben könnte, sondern mit Effizienz und bedachtem Eigennutz, der sicherstellt, dass ich das Eine werde und bleibe, bis die Sonne stirbt und die Welt in Finsternis versinkt.

21 Da und dort
    Zeuge
    Kalter Regen strömte an den hohen Schornsteinkästen hinunter. Wie Schleifsteine, an denen sich der Wind mit einem dünnen Pfeifen wetzte, und sogar hier, wo nur wenige es jemals sehen würden, blieb man von architektonischen Details nicht verschont. Jeder Schornstein trug eine Kappe aus gemeißeltem Akanthuslaub und alle vier Seiten des hohen Schornsteinkastens zierte ein ovales Medaillon aus Kalkstein, in das die Buchstaben BV für Belle Vista geritzt waren.
    Das Dach des grandiosen Hauses, das mit glasierten Keramik ziegeln gedeckt war, wirkte flach, war aber vom Mittel punkt bis hin zu der