Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
dieser ersten Phase seiner Laufbahn hatte er gelernt, mit Bullen zu reden, die ihm fast alle so viel lieber gewesen waren als seine Mandanten.
    Eine Art Kopf, keine Augen, kein nennenswertes Gesicht. Um den Hals herum etwas, was Reihen von Kiemen sein könnten, aber kein Mund …
    Er hatte nie mit Bullen über Raum-Zeit-Verschiebungen geplau dert – oder worum auch immer es sich hier handeln mochte – und auch nicht über Ungeheuer, die keine Maden und keine Spinnen waren. Er hatte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte, wie es ihm gelingen konnte, das Undenkbare so klingen zu lassen wie die Wahrheit, es sei denn, er war vielleicht doch nicht der Einzige, der innerhalb der vergangenen zwei Tage ein seltsames Erlebnis im Pendleton gehabt hatte. Es sei denn, sogar der Wächter hatte etwas gesehen, was er sich nicht erklären konnte, etwas, was selbst bei ihm dazu geführt haben mochte, dass sich die Haare in seinem Nacken sträubten.
    Als Silas die Hand ausstreckte, um auf den Knopf zu drücken, damit der Aufzug kam, zögerte er, da ihn ein seltsames Geräusch in dem Schacht hinter den Schiebetüren vor Gefahr warnte.
    * * *

Zeuge
    Auf dem Dach stand Zeuge an der westlichen Brüstung. Der Regen rann über seine gefütterte Nylonjacke, seine Bluejeans war klatschnass und seine Füße in den vollgesogenen Stiefeln waren feucht. Er fürchtete sich nicht vor den Blitzen, die den schwarzen Stoff des Himmels zerrissen und die Wut auf der anderen Seite offenbarten. Er hoffte, ein Blitzstrahl würde ihn treffen, doch er bezweifelte, dass ihm das Glück vergönnt sein würde, hier zu sterben.
    Bisher hatten sich die Übergänge nicht zur selben Stunde und Minute vollzogen. Er war auch nicht in der Lage, den Zeitpunkt des Ereignisses so genau zu bestimmen, dass er wie ein Zauberer auftauchen und die Verwandlung mit einer Beschwörungsformel hervorrufen konnte. Tatsächlich vollzogen sich einige der Übergänge mehr als einen ganzen Tag früher oder später als andere. Aber sowie die Fluktuationen begannen, rückte der Moment der Verwandlung näher und wurde unvermeidlich.
    Das Haus, das sich jetzt unter ihm befand, war nicht die Version des Gebäudes, in dem er gelebt hatte. Die meisten Leute hier waren ihm fremd, obwohl er eine Menge über sie wusste.
    Von einer Sekunde zur nächsten hörte es auf zu regnen. Das Dach war trocken bis auf die Platten, auf die es von seiner Kleidung tropfte. Mit dem Regen verschwand auch die Stadt; alles war fort, die wunderbare unermessliche Weite voller Lichter, der schönste Anblick, den Zeuge jemals gesehen hatte.
    Das Haus, das sich jetzt unter ihm und unter diesem wolkenlosen Himmel befand, war das Haus, das er kannte, das Haus, in dem er gelebt hatte, falls man sein Dasein überhaupt als Leben bezeichnen konnte.
    Ein Mond segelte am Himmel und kreuzte langsam durch ein Sternenmeer. Er empfand das erleuchtete Gewölbe als kalt und irgendwie anklagend. Er sparte sich die Mühe aufzublicken, denn der Himmel übte auf ihn nicht den Reiz der verlorenen Stadt aus.
    Der längliche kahle Hügel und die mondbeschienene Ebene dahinter waren noch beängstigender als der Himmel. Bei Tages licht hatte das hüfthohe Gras einen so blassen Grünton, dass es nahezu weiß zu sein schien, aber im Mondlicht wirkte es etwas grüner, da es schwach glühte, als sei es phosphoreszierend. Die Nacht war still und leise, und obwohl kein Windhauch wehte, der die riesige Niederung in Bewegung versetzen könnte, schwankte das phosphoreszierende Gras und wiegte sich nach Süden und dann nach Norden, nach Süden und wieder nach Norden und änderte die Richtung mit einem so präzisen Timing, dass es der fiedrige Pelz eines schlafenden Leviathan hätte sein können, der durch das Ein- und Ausatmen des Schläfers in Bewegung versetzt wurde. Die grasbewachsene Ebene war weder im Licht des Morgengrauens noch bei Tageslicht ansprechend, weder in der Abenddämmerung noch in der Nacht. Sie war beunruhigend unnatürlich in ihrer unaufhörlichen Bewegung und noch un natürlicher, wenn ein Wind sie zu einer arrhythmischen Raserei anstachelte, wenn sie nicht so flatterte wie sturmgepeitschtes Weideland, sondern wie das Haar einer wütenden Medusa, jeder Halm eine dünne, sich windende Schlange.
    In dieser unwegsamen Steppe hausten allerlei Arten von Geschöpfen, die man nicht wirklich als Tiere bezeichnen konnte, obwohl sie beweglich und ständig auf der Suche waren. Sie waren weniger das Werk der Natur, sondern vielmehr die

Weitere Kostenlose Bücher