Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtjaeger

Nachtjaeger

Titel: Nachtjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
Vom Netzwerk:
einen Schritt zurückwich. »Sie kann nicht die Königin sein! Man kann ihr nicht einmal über den Weg trauen! Die beiden haben das wahrscheinlich die ganze Zeit über geplant!«
    »Nein«, meldete sich Christian tonlos zu Wort. »Sie weiß nichts davon.«
    Durga gab einen leisen, feindseligen Ton von sich, der wie Donnergrollen durch den Raum rollte. »Das wissen wir nicht! Man sollte sie beide festnehmen und befragen. Dann können wir entscheiden, was wir mit …«
    »Jenna.« Leanders Stimme hinter ihr klang angespannt und hart. »Gibt es etwas, das du mir sagen möchtest?«
    Sie wandte ihm den Kopf zu, um ihn anzusehen. Wie ein hässlicher Fleck verunstaltete er sein feines Gesicht.
    Der Zweifel.
    Er zweifelte an ihr. Und sie hatte gerade erst begriffen, was er ihr bedeutete. Sie hatte gerade erst begonnen, sich selbst einzugestehen, wie sehr sie ihn brauchte, wollte und welche Rolle er für sie spielte. Und jetzt … Und jetzt zweifelte er an ihr.
    »Jenna«, wiederholte er. Es klang wie ein Befehl.
    Ein schwacher Sonnenstrahl fiel durch die hohen Fenster und breitete sich hell auf dem schimmernden Holzboden aus. Leanders Gesichtszüge wurden von dem warmen Licht erhellt. Doch in seinen Augen zeigte sich keine Wärme. Sie glitzerten diamanthart und kalt.
    Er wartete schweigend. Selbst wenn sie alle Reichtümer dieser Welt bekommen hätte, wäre es ihr in diesem Moment nicht möglich gewesen, zu sprechen.
    »Sag es ihnen, Jenna!«, schluchzte Morgan. »Zeig ihnen, wozu du in der Lage bist!«
    Leanders Hand glitt von ihrer Schulter, und er trat einen Schritt zur Seite. Die ganze Zeit über hämmerte nur ein Wort in ihrem Kopf und löschte alles andere mit seiner grausamen Ironie aus, die sie vielleicht zum Lächeln gebracht hätte, wenn sie nicht am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre.
    Partner.
    »Du kannst nicht ernsthaft annehmen, dass ich etwas mit Darias Verschwinden zu tun habe, Leander«, sagte sie so ruhig, wie es ihr in diesem Moment möglich war. Innerlich fühlte sie sich nur noch schwach und vor Entsetzen taumelnd. All die neue Freude, die sie im Wald gefunden hatte, wurde ihr Zentimeter um Zentimeter wieder entrissen – wie von einem schwarzen Loch des Schmerzes, das alles in sich aufsog. »Das kannst du nicht ernsthaft glauben.«
    Er starrte sie weiterhin regungslos an. Seine Augen musterten sie mit einer kühlen Berechnung, während sein Gesicht so wild, so animalisch wirkte, dass ihn nichts mehr zähmen konnte. »Du wolltest nichts als die Wahrheit von mir wissen, erinnerst du dich noch?«, murmelte er. »Das hast du von mir verlangt. Und jetzt …« Seine Stimme klang weich, dunkel und beherrscht. Sie verriet nichts von seinen Gefühlen. »Jetzt muss ich es von dir verlangen, meine Liebe.«
    In der Bibliothek herrschte Totenstille. Kein Muskel regte sich, niemand wagte zu atmen, als sich der mächtigste Alpha der Ikati ihr ganz zuwandte und sie mit seinem grünen Blick, klar und kalt wie der eines Drachen, durchbohrte.
    »Gibt es etwas, was du mir sagen möchtest?«
    Sie verspürte einen seltsamen Schmerz, während sie beobachtete, wie sich der Zweifel auf seinem Gesicht ausbreitete und in etwas anderes, Dunkleres verwandelte. Atemlos schwieg sie, während die Sekunden dahintickten. Der seltsame Schmerz brannte in ihr, und doch konnte sie nichts sagen. Sie konnte nicht sprechen.
    Leander wandte sich schließlich ab. Jenna merkte, wie etwas in ihrer Brust zu Boden fiel und zerbrach – wie das Glas, das sie in Händen gehalten hatte. Sie verlor sich, verlor das Gefühl der Erfüllung und der Befriedigung, das sie erst vor Kurzem kennengelernt hatte – in seinen Armen, von seinem Körper erfüllt, als ihrer beider Wesen so perfekt ineinander gefunden hatten, als ob sie für einander gemacht worden wären.
    Sie verlor den einzigen Moment des flüchtigen Glücks, den sie jemals gehabt hatte.
    Bebend holte sie Luft. Es gelang ihr, das Zittern ihrer Beine zu beherrschen und sogar die Galle hinunterzuschlucken, die in ihr aufstieg, als sie sich Morgan zuwandte. Diese kniete noch immer erbärmlich auf dem Boden, umringt von fassungslosen Männern.
    »Sag ihnen, was du weißt. Sag ihnen, wo man sie hingebracht hat.«
    »Ich weiß es nicht!«, heulte sie auf. »Man hat mir nichts gesagt. Ich wurde nur einmal kontaktiert. Sie haben mir versprochen, dass sie nur den Hüter der Geschlechter wollten – nur ihn und sonst niemanden!«
    Viscount Weymouth richtete sich auf. Dann eilte er mit zwei schnellen

Weitere Kostenlose Bücher