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Nachtjaeger

Nachtjaeger

Titel: Nachtjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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Gänsehaut, und die Schmetterlinge in ihrem Bauch wurden zu einer roten Flamme. Eine große Freude übermannte sie und schien sie fast zu verbrennen. Am liebsten hätte sie nie mehr den Blick von diesen Sternen abgewandt, denn sie spürte, dass sie mehr waren als bloße Lichtquellen. Sie waren etwas wie …
    »Du kannst sie alle sehen, nicht wahr?«, fragte Morgan mit einem ehrfürchtigen Flüstern, als ob sie in einer Kirche wäre. »Alle Ikati. Alle von uns. Alle auf der ganzen Welt.«
    Jenna schlug die Augen auf und sah Morgan an. Ihr war ganz schwindlig, und sie musste mehrmals schlucken, ehe sie in der Lage war, zu antworten.
    »Ich habe nichts gesehen.« Ihre Stimme klang erschütterter, als ihr lieb war.
    Morgan betrachtete sie mit etwas wie Bewunderung. Bewunderung … und Ehrfurcht. »Doch, das hast du.«
    »Nein, habe ich nicht.« Sie hielt einen Moment lang inne. »Und selbst wenn ich etwas gesehen hätte, bedeutet das gar nichts. Ich bin einfach wahnsinnig müde.«
    »Ich werde dir erklären, was es bedeutet.« Morgan stand unsicher auf. »Es bedeutet, dass du mit uns allen verbunden bist. Du kannst uns überall finden, selbst wenn es stockdunkel ist, selbst in einem Schneesturm oder auf dem Meeresgrund. Diese Gabe ist die größte unserer Spezies – eine Gabe, die nur einigen wenigen von uns seit Anbeginn der Zeit zuteilwurde. Marie Antoinette war mit dieser Gabe gesegnet.«
    »Tatsächlich bedeutet das«, fuhr Morgan fort und neigte den Kopf, während sie einen tiefen Knicks machte, »dass du die Königin bist.«
    Jenna starrte sie verwirrt blinzelnd an. »Entschuldigung«, sagte sie langsam. »Ich glaube, ich habe bereits Halluzinationen. Ich dachte, du hättest gerade gesagt, dass ich die Königin sei.«
    »Das bist du auch«, bestätigte Morgan. Mit schimmernden Augen richtete sie sich auf und sah Jenna an.
    Für einen langen Moment herrschte völlige Stille. Nur die Standuhr, die an der hinteren Wand lehnte, tickte laut und durchdringend. Fünf, zehn, zwanzig …
    »Das ist das Absurdeste, was ich jemals gehört habe.«
    Jenna humpelte zum Bett zurück und ließ sich darauf nieder. Verwirrt sah sie sich in dem goldenen Zimmer um. Sie gähnte und kämpfte gegen eine erneute Welle der Müdigkeit an, die sie hinunter in den Ozean eines traumlosen Schlafes ziehen wollte.
    Als sie aufblickte, stellte sie fest, dass Morgan sie anstrahlte.
    »Nein, Morgan.«
    »Doch, Jenna.«
    »Nein. Nein!«
    Morgan sah sie noch immer mit einem rätselhaften Lächeln an. Jetzt verlor Jenna endgültig die Geduld.
    »Ich habe keine Ahnung, welches Spiel du hier mit mir treibst, aber ich bin wirklich nicht in der Stimmung dazu! Ich bin nur hierhergekommen, um zu erfahren, was mit meinem Vater passiert ist. Zuerst finde ich heraus, dass er … dass er hier hingerichtet wurde. Dann stelle ich fest, dass man mich gefangen hält, und jetzt behauptest du auch noch, dass ich die … dass ich eine …«
    »Dass du eine Königin bist«, beendete Morgan ruhig und mit leiser Stimme den Satz. »Ob dir das gefällt oder nicht – genau das glaube ich. Du bist die Königin und nicht nur das. Leander ist dein … Gefährte.«
    Jenna ließ sich auf das Bett fallen, wo sie sich in Embryonalstellung zusammenrollte. »Bitte geh jetzt einfach. Ich will allein sein. Bitte.«
    Für eine Weile hörte Jenna nur noch das Rauschen ihres eigenen Blutes in ihren Ohren und Morgans unregelmäßiges Atmen. »Du solltest wissen«, murmelte Morgan, »dass es große Vorteile mit sich bringt, Königin der Ikati zu sein.«
    »Ich kann mir kaum vorstellen«, sagte Jenna mit gedämpfter Stimme, da sie in die Bettdecke sprach, »dass es irgendeinen Vorteil haben könnte, der interessant für mich ist, Matriarchin eines Rudels wilder Tiere zu sein, das im Verborgenen lebt und sich gegenseitig auf der Stelle tötet, wenn auch nur eine Regel gebrochen wird.«
    Jenna hörte das Rascheln von Seide, als Morgan nervös ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte. »Jetzt werden die tun müssen, was du verlangst.«
    Jenna hatte kaum die Kraft, ihr zu antworten. »Wer sollen die sein?«
    »Der Rat«, erwiderte Morgan. »Wenn du die Königin bist, bedeutet das, dass du tun und lassen kannst, was du willst. Es bedeutet, dass du kommen und gehen und dein eigenes Leben führen kannst. Die anderen hingegen können zur Hölle fahren …« Morgan brach ab und seufzte befriedigt.
    Etwas in ihrer Stimme begann Jenna nervös zu machen. Sie setzte sich auf und starrte

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