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Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachtkalt: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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es jetzt, ihr die Angst zu entlocken, nach der er sich so sehr sehnte. Er müsste nur diese Tür öffnen, ihr hinauf ins Badezimmer folgen und warten, bis sie sich ausgezogen hatte. Es war eine seiner vielfältigen Erfahrungen auf diesem Gebiet, dass nackte Menschen nur halb so viel Widerstand leisteten wie bekleidete. In dieser unserer angeblich so zivilisierten Gesellschaft war Nacktheit gleichgesetzt mit Verletzlichkeit und wenn man das verinnerlicht hatte, wurde man automatisch schwach. Für ihn dagegen war Nacktheit etwas Stärkendes, etwas, was ihn noch intensiver mit der Angst seiner Opfer verband. Gab es etwas Intimeres, als Haut an Haut dem Sterben eines anderen Menschen beizuwohnen?
    Er musste handeln, und zwar schnell, bevor es zu spät war. Leise, aber trotzdem entschlossen öffnete er die Kellertür, warf noch einen Blick die Treppe hinauf, drehte sich dann aber um und verließ das Haus. Im dämmrigen Licht des Abends rannte er gebückt bis zu den ersten Bäumen, dann tiefer in den Wald hinein und als er weit genug entfernt war, stieß er einen weiteren Schrei aus, der die Natur augenblicklich verstummen ließ.
     
    Es dauerte noch eine ganze Weile, bis er sich wieder so weit unter Kontrolle hatte, um in seine kleine Wohnung zu fahren, wo er sich auszog und einige der kalten Metallklammern an sich befestigte. Der Schmerz half ihm, seine Konzentration zu steigern, mehr aber auch nicht. Einerseits wollte er den Job sauber zu Ende bringen, denn die Entlohnung würde ihn eine lange Zeit über Wasser halten. Auf der anderen Seite wusste er, dass er es ohne Ausgleich nicht schaffen würde. Die Asiatin war phantastisch, konnte die Jahre im Gefängnis aber bei weitem nicht kompensieren. Und bei dieser Studentin würde es noch eine ganze Weile dauern, bis er ihre Angst genießen durfte.
    Fast beiläufig nahm er die Klammer, welche seine linke Brustwarze umschloss, zwischen zwei Finger und drückte zu. Kleine Zacken bohrten sich in sein empfindliches Fleisch und mit einem Mal war alles klar. Natürlich gab es noch jemanden, der ihm geben konnte, nach was sich sein Dämon sehnte. Er zog sich wieder an, packte einige Dinge zusammen und verließ seine Wohnung.
     
    Auf der Autobahn hatte er Mühe, seine Aufmerksamkeit dem Verkehr zu widmen. Immer wieder fügten sich Bilder vor seinem inneren Auge zusammen und erzeugten so eine Vorfreude, die ihn fast schon fiebern ließ. Doch irgendwie schaffte er die knapp 150 Kilometer ohne einen Unfall, und das, obwohl sich seine Vorfreude von Kilometer zu Kilometer steigerte.
    Leider besaß der gebrauchte Mercedes, den ihm D. zur Verfügung gestellt hatte, kein Navi, doch nach kurzem Suchen hielt er schließlich vor dem richtigen Haus. Ein großes Messingschild bestätigte, dass sich hier die Praxis von Frau Dr. Bernau befand, und zu seiner Zufriedenheit waren die Fenster noch hell erleuchtet. Er fuhr einige Meter weiter, machte den Motor aus und schloss kurz die Augen.
    Eine halbe Stunde später und wie zur Bestätigung der Sprechzeiten, die auf dem Schild standen, ging um 18:30 Uhr das Licht in den Praxisräumen aus und Frau Doktor verließ das Gebäude. Ohne sich weiter umzusehen, stieg sie in ihr Auto, fuhr an ihm vorbei und reihte sich an der nächsten Hauptstraße in den abendlichen Verkehr ein. Er ließ ebenfalls den Motor an und folgte ihr in genügend großem Abstand. Die Fahrt dauerte nicht lange und endete vor einem aufwendig sanierten Altbau in einer der besseren Wohngegenden Straubings.
     
    Nach der Treppenhausbeleuchtung gingen auch hinter einigen Fenstern im obersten Stockwerk einige Lichter an. Das war die Wohnung, in der sein Dämon in den nächsten Stunden seine Befriedigung finden würde.
    Er suchte die wenigen Dinge, die er benötigte, aus seinem Rucksack und steckte sie in die Jackentaschen, dann verließ er den Mercedes und stellte sich, scheinbar auf jemanden wartend, in die Nähe der Haustür. Es dauerte nicht lange, bis die Treppenhausbeleuchtung erneut aufflammte und eine offensichtlich ziemlich pubertierende junge Frau das Haus verließ. Er wartete fast zu lange, brachte seinen Fuß aber gerade noch in die sich selbst schließende Tür und stand kurz darauf im Dunkel des Hausflurs der obersten Etage vor der massiven Tür mit dem Klingelschild Dr. Bernau.
    So, wie er diese Frau im Gefängnis kennengelernt hatte, ging er nicht davon aus, dass sie in einer Beziehung lebte. Trotzdem stellte er sich erst eine Weile neben die Tür und lauschte, doch außer

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