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Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachtkalt: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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langsam wieder verblasste.
    Mit Mühe schaffte es Anja, die Flaschen ohne Schaden abzustellen, dann stieg eine weitere Welle Angst in ihr auf. Florian war noch da draußen.
    Im gleichen Augenblick dieser Erkenntnis, ertönte erst die Türklingel, dann folgte ein dreimaliges Klopfen. Rückwärts, ohne den Blick von der Scheibe zu nehmen, ging Anja aus der Küche, wandte sich der Haustür zu und fragte mit zittriger Stimme: »Wer ist da? Florian, bist du es?« Alles in ihr betete dafür, gleich seine Stimme zu hören, und als diese tatsächlich erklang, konnte sie die Tür nur noch unter Tränen öffnen. Sie zog ihn panisch in das Haus, warf die Tür wieder zu und klammerte sich weinend an seinen Hals, wo ihr der Geruch von Utes Parfüm entgegenschlug.
    »Hey«, versuchte sie Florian zu beruhigen und strich ihr sanft über den Kopf, doch sie weinte nur noch mehr. Einige Sekunden, wenn nicht Minuten lang war Anja unfähig es zurückzuhalten und erst als sie langsam etwas ruhiger wurde, fragte er leise: »Was ist denn passiert? Hat er wieder angerufen?«
    Sie schüttelte leicht den Kopf und schluchzte: »Nein, er war vor dem Küchenfenster.« Unter neuen Tränen fragte sie: »Und warum riechst du so nach Ute?«
    Außer mit der kurzen Erklärung »Sie hat mich zum Abschied auf die Wangen geküsste.« ging er nicht weiter auf die Frage ein, löste sich von ihr und warf einen Blick in die Küche. Da hinter deren Fenster nichts zu erkennen war, wandte er sich mit fragendem Blick Anja zu, die erst ihre Tränen aus den Augen wischte und sich dann, fast schon entschuldigend, erklärte: »Er war da, ich bin mir sicher. Das Fenster war von außen genauso beschlagen, wie wenn jemand dagegen geatmet hätte, und genau dort hatte er ein Auge hineingemalt. Er wollte mir damit zeigen, dass er mich immer im Blick hat.« Florians zweifelnder Gesichtsausdruck machte sie jetzt fast aggressiv, fast schon keifend schrie sie: »Ich habe Angst, verstehst du ... richtig Angst!«
    Er machte eine beruhigende Geste und schlug betont einfühlsam vor: »O. k., ich glaube dir ja. Hast du eine Taschenlampe? Ich werde mir erst den Garten ansehen und dann das Fenster. Wenn dort jemand herumgeschmiert hat, taucht es wieder auf, wenn man erneut dagegen haucht.«
    »Du willst da raus?« Aus ihrer Wut wurde erneut Angst.
    Er nickte bestimmend und fragte erneut nach einer Lampe. Anja ging wie gelähmt zu der Kommode neben der Haustür und holte die alte, aber starke Taschenlampe heraus. Er nahm sie ihr aus der Hand, ging ins Wohnzimmer und öffnete erst das Rollo, dann die Terrassentür.
    Entschlossen trat er hinaus, wo ihn sofort eine kalte Windböe erfasste, und Anja, die sich zuvor hinter seinem Rücken gehalten hatte, stand plötzlich alleine in dem Türrahmen. Während Florian bis zu der kleinen Sitzgruppe in der Mitte des Gartens ging und dabei den Schein der Lampe immer wieder über das angrenzende Unterholz gleiten ließ, zündete sie sich eine Zigarette an und sah ihm ängstlich dabei zu. Nachdem er jede Ecke einmal beleuchtet hatte, konzentrierte er sich mehr auf den Boden, der aber nur seine eigenen Fußabdrücke zeigte. Schritt für Schritt kam er erst auf die Terrasse zu, wandte sich aber kurz, bevor er diese erreicht hatte, in Richtung Küchenfenster, wobei er in Richtung Anja rief: »Kannst du bitte in die Küche gehen und nachsehen, ob auf dem Fenster irgendetwas zu erkennen ist?«
    Anja folgte seiner Anweisung, legte die Kippe in den Aschenbecher, der auf der Spüle stand, und ging nahe genug an das Fenster, um gut sehen zu können. Dort tauchte erst der Lichtkegel seiner Lampe, dann er selbst auf. Er schaltete die Taschenlampe aus und deutete auf eine Stelle der Scheibe. Anja schüttelte den Kopf und zeigte etwas nach rechts, wo er sofort begann dagegen zu atmen, doch außer ein paar Schlieren wurde nichts sichtbar. Florian wiederholte das Ganze noch einige Male, gab aber auf, nachdem er den gesamten unteren und damit erreichbaren Bereich je einmal mit seinem Atem eingefärbt hatte.
    Zurück im Wohnzimmer sagte er mit einer Mischung aus Erleichterung, aber auch Misstrauen: »An der Scheibe war und ist nichts. Du musst dich getäuscht haben.«
    Aus dem ersten Impuls heraus wollte ihm Anja widersprechen, ließ es aber bleiben und tat so, als würde sie zugeben: »Wahrscheinlich hast du recht, vielleicht war es doch nur ein Lichtreflex der Küchenlampe.« Für sich selbst wusste sie allerdings, dass es dieses gemalte Auge gegeben hatte. Sie

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