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Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachtkalt: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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konnte es sich einfach nicht leisten, dass sie ihr eigener Freund jetzt auch noch für paranoid erklärte. Erschöpft bat sie Florian: »Kannst du bitte alles abschließen, ich möchte noch schnell duschen, bevor wir ins Bett gehen ... du bleibst doch, oder?«
    Nun sah sie Florian wieder an, wie er sie auch sonst ansah, und sie konnte ihm jetzt schon nicht mehr richtig böse sein. Er nahm sein noch halbvolles Weinglas, trank einen Schluck und antwortete: »Vorhin dachte ich schon, du würdest mich heute noch nachhause schicken, aber ich bleibe natürlich gerne. Gehe ruhig duschen, das entspannt dich ein wenig. Ich mache hier unten alles dicht und komme dann hoch.«
    Anja versuchte ein Lächeln, sagte: »Danke.« und ging nach oben.
    Eine halbe Stunde später warf sie noch einen Blick in Geralds Zimmer, ging danach in ihr früheres Kinderzimmer und wartete dort auf Florian, der ebenfalls noch kurz im Badezimmer verschwunden war. Als er endlich neben ihr lag, drückte sie sich von hinten an seinen warmen Körper und war binnen weniger Sekunden mit einem Gefühl der Geborgenheit eingeschlafen.

25
    Nachdem am nächsten Morgen Florian und Gerald das Haus verlassen hatten, wollte auch Anja das kleine Waldstück durchqueren, kehrte aber bereits nach wenigen Metern wieder um. Zunächst hatte sie versucht sich zusammenzureißen, was gerade einmal bis zu der Grundstücksgrenze funktionierte. Sie hatte noch keine fünf Schritte auf der Straße gemacht, als sie das Gefühl übermannte, keine Luft mehr zu bekommen. Das dämmrige Licht des Morgens schuf eine Kulisse der tausend Schatten. Aus allen Richtungen drangen die Geräusche des Waldes zu ihr und sorgten dafür, dass ihr bald kalter Schweiß über den Rücken lief. Nach weiteren fünf Schritten erfasste sie ein Zittern, das schnell zu einem Beben wurde und jeden einzelnen Nerv zu erfassen schien. Es folgte ein letzter Schritt, der Schrei eines Vogels, und Anjas Gehirn schaltete auf Flucht. Sie drehte sich um, holte noch während des Rennens ihren Schlüssel aus der Hosentasche und schloss panisch die Tür auf. Als diese endlich nachgab, fiel sie fast in den behaglich warmen Flur, drückte die Tür von innen zu und lehnte sich schwer atmend dagegen.
    Es dauerte lange, bis sich der beengende Krampf um ihre Brust löste und sie wieder halbwegs frei atmen konnte. Für wenige Sekunden spürte sie so etwas wie Erleichterung, dann erfasste sie eine Erkenntnis, die sie weinend zu Boden zwang. Anjas Rücken rutschte langsam an der kalten Tür nach unten, wo sie die Beine eng an sich zog und hemmungslos zu schreien begann. Wie konnte es nur so weit kommen? Wie schwach war sie, dass sie sich von einem Irren derart die Kontrolle entziehen ließ? Im Beisein anderer konnte sie diese alles lähmende Angst noch etwas eindämmen, ja manchmal sogar für kurze Zeit ausblenden. Aber wie sollte das weitergehen, wenn sie sich die einfachsten Dinge nicht mehr alleine traute? Wie viele hunderte Male war sie dieses Scheiß-Stück Straße schon gegangen? Als Kind war es ihr Schulweg, den sie täglich und zu jeder Tageszeit gegangen war, egal ob es dunkel oder hell war. Jetzt wollte sie nur bis zum ersten Haus hinter dem Wäldchen und schaffte es nicht.
    Es war absurd, doch dadurch, dass sie ihren Gedanken nachhing, wurde Anja unbewusst ruhiger und schaffte es irgendwann, halbwegs gefasst aufzustehen. Mit zitternden Fingern nahm sie das Telefon in die Hand und teilte Frau Haagen mit, dass sie erst ein wenig später kommen könnte. Anschließend setzte sie sich in die Küche, ließ die Rollos noch unten und rauchte einige Zigaretten. Erst als sich das stärker werdende Tageslicht durch einige Ritzen verirrte, nahm sie erneut Geralds kleine Tasche, verließ das Haus und ging, ohne nach links oder rechts zu blicken, bis zu Frau Haagens Haus.
    Nach einer kurzen Unterhaltung, die sie der alten Dame schuldig war, bedankte sie sich und versprach Gerald spätestens um 19 Uhr abzuholen. Danach verabschiedete sie sich und folgte der Straße weiter bis zu der Bushaltestelle. Hier, zwischen den gepflegten Häusern, fühlte sie sich sicherer, wobei sie gleichzeitig spürte, dass sie es im Haus ihrer Mutter nicht mehr viel länger aushalten würde. Doch wenn sie den Arzt richtig verstanden hatte, konnte ihre Mutter die Klinik in Kürze verlassen und dann würde sie endlich ihr altes Leben zurückbekommen.
     
    Der erste Weg führte sie noch kurz in ihre eigene Wohnung. Die im Fahrstuhl aufkommende Panikattacke

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