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Nachtkrieger: Ewige Begierde

Nachtkrieger: Ewige Begierde

Titel: Nachtkrieger: Ewige Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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während ich auf die Priorin warte.«
    »Das wäre mir sehr recht, Mylord. So schön die Aussicht auch ist, es wird doch langweilig, nur herumzusitzen. Und die Priorin will nicht, dass ich hier im Bett Löffel schnitze.«
    »Ist auch kein Wunder«, sagte Ari. »Nur Geduld! In ein paar Tagen bist du wieder auf den Beinen.«
    Sie spielten mehrere Partien, doch die Priorin erschien nicht. Schließlich musste Ari sich von dem Jungen verabschieden und ihn seinem Abendessen überlassen – das zweifellos wesentlich besser war als das, was ihn erwartete. Er machte kurz halt an der Kirche und sah die fromme Priorin noch immer vor dem Altar knien, mit gesenktem Kopf. Ari räusperte sich und hoffte, sie würde ihr »Amen« sagen und ihm einen Moment lang ihre Aufmerksamkeit schenken, aber die Frau war derart versunken in ihre Gebete, dass sie nicht einmal zuckte.
    Unverrichteter Dinge verließ Ari die Kirche und ritt davon. Doch er hatte nach wie vor dieses ungute Gefühl im Bauch, und er war noch gar nicht weit gekommen, als ihm bewusst wurde, dass er es so bald nicht loswerden würde. Er musste den Grund für diese Unruhe herausfinden. Und da gab es nur einen Weg. Verdammt. Allein der Gedanke, die Götter anzurufen, ließ seine Wunden schmerzen. Es war schlimm genug, wenn die Schmerzen von allein kamen, doch das Blut, das nötig war, um die Götter zu veranlassen, zu ihm zu sprechen, hatte ihn mehr als einmal wünschen lassen, sterben zu können.
    »Gewährt es mir diesmal!«, sagte er gen Himmel, als er die Straße verließ, um einen ruhiggelegenen Teich aufzusuchen, den er kannte. »Gewährt es mir diesmal!«
     
    Endlich.
    Sogar für eine Frau, die gewohnt war, stundenlang zu beten, war es lange gewesen – so lange, dass der Priester sein Abendgebet längst beendet hatte und zum Essen gegangen war. Cwen stand langsam auf, mit schmerzenden und wunden Knien. Auf ungelenken Beinen umrundete sie mehrmals den Altar und stützte sich darauf, während sie ihre steifen Glieder streckte. Der Rabe war wesentlich länger bei dem Jungen gewesen, als sie ursprünglich angenommen hatte, aber sie hatte länger durchgehalten, als er warten konnte, denn sie hatte nicht gewollt, dass er sie sah, ohne dass sie zuvor einen Zauber hatte wirken können, um ihre Gesichtszüge zu verändern.
    Nun aber war der Rabe fort, und ihr blieb reichlich Zeit, um zu Werke zu gehen. Sie betastete den Kelch aus getriebenem Gold, der auf dem Altar stand. Wenn sie nicht ihren eigenen, gestohlenen Kelch aus Kirklees mitgebracht hätte, wäre dieser hier ein passendes Gefäß für ihr Opfer gewesen. Sie zog in Erwägung, ihn trotzdem zu benutzen, rein aus Vergnügen daran, zu erleben, wie der Rabe des Diebstahls bezichtigt würde, doch darum ging es ihr nicht. Sie hatte größere Pläne.
    Als sie wieder Gefühl in den Beinen hatte, ging sie zurück zum Gutshof und ließ sich ihr Abendessen an der Hohen Tafel in der Halle schmecken. Ein paar Worte zu einem der Bediensteten brachten die Dinge ins Rollen, und wenig später ging sie mit einem Becher in der Hand die Treppe hinauf.
    Der Junge lag gesättigt im Bett und döste vor sich hin, doch er schreckte sogleich auf, als sie den Raum betrat. »Guten Tag, ehrwürdige Mutter. Ich hoffe, Eure Gebete wurden erhört.«
    »Das wurden sie. Wie geht es dir, mein Kind?«
    »Sogar noch besser als heute Morgen, ehrwürdige Mutter.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, gab sie zurück. »Hör dir nur diesen Hals an. Er schmerzt noch immer, wie ich vermute.«
    »Nur noch ein wenig, ehrwürdige Mutter. Ich habe viel gesprochen, während Sir Ari hier war.«
    »Dennoch bin ich der Meinung, dass man dich zur Ader lassen sollte«, sagte sie in fürsorglichem Ton. »Es wird deine Adern reinigen. Weder dein Hals noch dein Bein wird richtig gesund, bevor das nicht geschehen ist.«
    Der Junge verzog das Gesicht. »Ich hasse es, zur Ader gelassen zu werden.«
    »Wir mögen selten, was uns guttut. Aber dennoch müssen wir es tun. Hier, ich habe dir etwas mitgebracht, womit es dir leichter fallen wird. Trink.«
    Er nahm den Becher und nippte daran. Kurz darauf öffnete sich die Tür und zwei Dienstmägde betraten den Raum, eine trug eine Schale, die mit einem Tuch bedeckt war, die andere eine weitere Schale und einen Krug mit dampfendem Wasser. Sie stellten alles auf den niedrigen Tisch neben der Pritsche. Das Tuch wurde heruntergenommen und enthüllte eine scharfe Klinge sowie den hohlen Kiel einer Feder – bestens geeignet, um

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