Nachtkrieger: Ewige Begierde
Wort habt Ihr ebenfalls, Mylord«, fügte Robin hinzu, als ob sein Wort etwas zählte. »Am Ende der Reise bekommt Ihr Euer Geld.«
»Die Antwort lautet trotzdem nein.«
»Aber, Mylord …«, begann Marian erneut.
»Nein«, wiederholte Steinarr in einem Ton, der keinen Zweifel daran ließ, dass er nichts mehr davon hören wollte. »Und jetzt lasst uns den Priester suchen, damit …«
»Ihr Eure zahlreichen Sünden beichten könnt?«, fragte sie mit scharfer Zunge.
»Er dir Benehmen beibringt«, gab Steinarr unwirsch zurück. »Und ich ihm sagen kann, wo er den toten John Little findet.«
Immerhin hatte sie genug Anstand, um zu erröten, doch sie presste die Lippen aufeinander, um sich jegliche Entschuldigung zu verkneifen.
Als sie das Gotteshaus, eine massiv gebaute Kirche aus Stein, die von Gräbern und einer Mauer umgeben war, erreichten, trafen sie den jungen Priester im Inneren des Baus an, wo er gerade dabei war, das Taufbecken auffüllen zu lassen. Marian und Robin schwiegen, während Steinarr berichtete, was sich zugetragen hatte. Erst als der Priester Steinarr mit Fragen über die genauen Umstände, die zu Johns Tod geführt hatten, bedrängte, ergriffen die beiden das Wort.
»Der gute Mann hier hat versucht, John Little zu helfen, Vater«, sagte Marian. »Und er hat Robin und mir das Leben gerettet.«
»Er war es auch, der sogleich sagte, wir müssten dafür sorgen, dass John anständig begraben wird.«
Der Priester nickte. »Gut. Verzeiht, Mylord, aber in solchen Fällen muss man sichergehen, dass derjenige, der die Nachricht eines gewaltsamen Todesfalls überbringt, nicht auch derjenige ist, der die Gewalttat begangen hat. Ich will doch hoffen, John war ein guter Christ?«
»Noch gestern Morgen besuchte er die Messe, Vater, bevor wir uns auf den Weg machten«, sagte Marian.
»Sehr gut. Dann können wir dafür sorgen, dass er auf unserem Kirchhof begraben wird. Ich werde zum Gutshof hinaufgehen und Sir Matthew bitten, ein Fuhrwerk zu schicken, um den Ärmsten herbringen zu lassen, und einen Totengräber bestellen.« Er begleitete sie hinaus auf den Kirchhof. »Möchtet Ihr mitkommen, Mylord, um unserem Sir Matthew Eure Aufwartung zu machen?«
»Nein. Ich muss weiterreiten. Aber Robin und Marian hier werden bleiben und auf weitere Durchreisende warten. Sie sind auf einer Pilgerreise.«
»Wohin seid ihr unterwegs, meine Kinder?«
Robin sah hinab auf seine Füße, er fühlte sich eindeutig unbehaglich. Marian hingegen antwortete geradeheraus auf die neugierige Frage des Priesters: »Letzten Endes nach Lincoln, Vater. Doch zuvor möchten wir noch eine bestimmte der heiligen Jungfrau geweihte Quelle östlich von Retford besuchen, um dort zu beten. Für Eure Hilfe, während wir auf weitere Reisende warten, wären wir Euch sehr dankbar.«
»Ihr werdet meine Hilfe kaum brauchen, meine Kinder. Denn während wir miteinander sprechen, rasten Köhler ganz hier in der Nähe. Morgen wollen sie genau zu diesem Ort aufbrechen. Lord Matthew hat sie an die Äbtissin von Kirklees ausgeliehen, und diese hat um ihre Entsendung nach Headon, dem Landgut der Abtei in Bersetelowe, östlich von Retford, gebeten. Eure Quelle muss dort ganz in der Nähe liegen.«
»Aye«, sagte Marian, doch sie schien unzufrieden. »Köhler?«
»Ja. Und rußiger als alle, die ich bislang gesehen habe, aber gute Männer und Frauen«, sagte der Priester. »Sie haben die vergangenen Monate hier im Wald verbracht und sind trotz der Entfernung jeden Sonntag zur Messe erschienen. Bei ihnen seid ihr in Sicherheit. Ich werde euch zu ihnen bringen, nachdem ich mit Sir Matthew über den Transport des Toten gesprochen habe.«
»Bevor wir aufbrechen, müssen wir noch etwas zu essen kaufen, Vater«, sagte Robin. »Gibt es hier jemanden, der Brot und Käse abzugeben hat?«
»Das werdet ihr im Gutshaus bekommen. Kommt mit, ich werde dafür sorgen, dass der Steward euch einen guten Preis macht.« Er hielt das Tor auf und wartete. Marian nahm ein paar Farthings aus ihrem Geldbeutel.
Sie drückte sie Robin in die Hand. »Achte darauf, dass der Preis wirklich gut ist.«
»Kommst du denn nicht mit?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss noch mit Sir Steinarr sprechen, bevor er weiterreitet. Nun mach schon, Robin. Ich komme nach.«
Robin sah sie an, richtete den Blick auf Steinarr und dann wieder auf sie, als läge ihm etwas auf der Zunge und als sei er nicht sicher, ob er es aussprechen konnte. Doch schließlich nickte er nur und folgte dem
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